So funktioniert die staatliche Meldung auf Ihrem Smartphone – und wie Sie sie deaktivieren können

Ein bisher unbekannter, schriller und lauter Dauerton aus dem eigenen Handy kann einem durch Mark und Bein gehen. Waren es früher im Dorf die Sirenen auf dem Hühnerstall, hat sich das Bundesamt für Bevölkerungsschutz jetzt der deutschen Mobiltelefone bemächtigt. Doch wie funktioniert das ohne SMS oder App? Lesen Sie auch, wie man diese Funktion deaktivieren kann.
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Die staatliche Meldung am 14.09.2023 um 11:00 Uhr deutschlandweit auf Smartphones.Foto: Screenshot/Epoch Times
Von 14. September 2023

Gleich vorab: Noch kann man es mutmaßlich abstellen beziehungsweise einschränken, wenn man nicht teilnehmen mag. Gemeint ist, was heute um 11 Uhr vielen Erwachsenen und vor allem Kindern mit Handys für Sekunden einen Heidenschrecken eingejagt hat. Denjenigen noch mehr, die den Medien vorab nicht entnommen hatten, dass die Bundesregierung erneut einen „Warntag“ ausgerufen hat.

Zuständig hierfür ist das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), welches mithilfe des Cell-Broadcast-Systems“ Warnungen als sogenannte „Push-Nachricht“ auf die Handys in Deutschland schickt. Das BBK ist eine Bundesbehörde im Geschäftsbereich der Bundesinnenministerin Nancy Faeser.

Man kann den Empfang dieser Warnungen allerdings nur „mutmaßlich“ abstellen, denn konkret lässt es sich erst wieder am nächsten „Warntag“ überprüfen, ob die Abstellung tatsächlich funktioniert hat.

Was ist um 11 Uhr passiert? Millionen Handynutzer bekamen eine Textnachricht im Pop-up-Fenster mit folgendem Inhalt:

„Notfallalarm PROBEWARNUNG, BUNDESWEITER WARNTAG 2023 Do. 14.09.2023 – 10:59 Uhr – Probewarnung – für Deutschland – Es besteht keine Gefahr – Weitere Infos auf https://warnung.bund.de/m/S_jcy037ETGT – Herausgegeben von Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Nationale Warnzentrale 1 Bonn“

Neben dieser Nachricht wurde ein Alarmton am Handy ausgelöst, den Handybesitzer so bisher nicht gehört haben dürften: Schrill, laut und begleitet von der Vibrationsfunktion des Handys, soweit vorhanden. Je nach Gerätetyp kann noch das laute Vorlesen des Textes hinzugekommen sein. iPhones und Smartphones anderer Hersteller haben aktuell unterschiedliche Funktionen, diese Warnung zu unterdrücken.

Keine Warnungen mehr auf dem Handy – so gehts

Beginnen wir mit dem iPhone: Dafür wählt man unter „Einstellungen“ die „Mitteilungen“ aus und dort lassen sich unter „Cell Broadcast Warnungen“ die drei unterschiedlichen Warnfunktionen „Extreme Gefahr“, Gefahreninformation“ und „Test Warnungen“ abstellen.

Am Smartphone mit Android findet man unter „Einstellungen“ entweder direkt die „Cell Broadcast (CB)-Einstellungen“ oder beispielsweise unter „Benachrichtigungen“ die „Notfallbenachrichtigungen“ und dort lassen sich die „Brodcast-Nachrichten“ abstellen.

Es gibt eine Reihe von Anleitungen der Hersteller, wie man die Cell-Broadcast-Funktion aktivieren kann. Selbstverständlich kann man diese Anweisungen auch für eine Deaktivierung nutzen: Hier (Apple) und hier (Samsung) und hier (Google) und hier (Sony) und hier (Xiaomi).

Wer meint, er bräuchte sein Handy nur stumm oder leise schalten, der wurde heute um 11 Uhr eines Besseren belehrt. Auch in diesem Fall wurde der Alarmton in voller Gerätelautstärke ausgespielt und das Gerät vibrierte, so diese Funktion vorhanden ist. Nur wenn das Handy komplett ausgeschaltet ist oder sich im Flugmodus befindet, kann das Signal nicht empfangen werden.

Empfangen alle Handys die Warnmeldung des BBK? Nein, erst ab iOS (Apple) in der Version 16.1 und Android (Google) in der Version 11 ist ein Empfang möglich.

Ebenfalls wichtig zu wissen: Die Hersteller der Geräte haben die Funktion von Werk aus voreingestellt und aktiviert. Es bedarf also einer Entfernung dieser Aktivierung wie beschrieben, wenn man die Warnung des BBK nicht erhalten möchte.

Aber warum etwas entfernen, dass von einer Behörde für sinnvoll erachtet wurde? Warum also überhaupt diese Warnmeldung, was sagt das Bundesamt BBK selbst dazu?

Ein „Pressekit“ und „Materialien für Kinder“

Auf der Website der Behörde wurde heute ein Fragebogen veröffentlicht, der Menschen darum bittet, ein paar Fragen zum Alarm zu beantworten https://www.warntag-umfrage.de. Es wird hier nach Ihren persönlichen Erfahrungen im Kontext des Warntages gefragt.

Des Weiteren hat das Amt gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium eine telefonische Hotline zum bundesweiten Warntag eingerichtet. Zudem wurde ein „Pressekit“ ebenso bereitgestellt wie „Flyer und Druckvorlagen“ und „Materialen für Kinder“.

Im „Pressekit“ zum „Warntag“ sind Bilder und Dokumente hinterlegt. Dort heißt es unter anderem:

„Cell Broadcast ist ein Mobilfunkdienst. Er ermöglicht seit Februar 2023 das Versenden von Warnnachrichten direkt auf mobile Endgeräte. Damit erweitert dieser Dienst den Mix aus verschiedenen Warnmitteln in Deutschland. Der Dienst funktioniert ohne App.“

Zur Warnmeldung selbst erklärt die Behörde:

„Cell-Broadcast-Nachrichten enthalten aus technischen Gründen nur wenig Text. Sie benennen die Art der Gefahr und die wichtigste Handlungsempfehlung. Nähere Informationen erhalten Sie über den in der Warnmeldung eingebundenen Link auf die BBK-Warnungsseite www.warnung.bund.de.“

Bleibt noch zu klären, was „Cell-Broadcast“ überhaupt bedeutet. Diese Technik ermöglicht es, allen Empfängern innerhalb einer sogenannten „Funkzelle“ im selben Moment die gleiche Nachricht zuzusenden.

Eine Funkzelle wiederum ist die Sendeeinrichtung des Mobilfunknetzes. Wer mit seinem Handy beispielsweise im Auto unterwegs ist, wechselt unbemerkt von Funkzelle zu Funkzelle. Jeder kennt das Problem, wenn dieser Wechsel in Deutschland nicht einwandfrei funktioniert und man in bestimmten Regionen ein paar Kilometer fahren muss, um wieder eine Verbindung zu bekommen.

Beschlossene Sache im Rat der EU

Im Zusammenhang mit „Cell-Broadcast“ taucht auch der Begriff „Push-Medien“ auf. Damit werden Informationsformate bezeichnet, die ohne aktives Zutun des Nutzers auf sein Handy zugestellt werden können. Hier kann es sich beispielsweise um kommerzielle Werbebotschaften handeln, jeder Handy-Besitzer kennt das auf die eine oder andere Weise.

Vereinfacht erklärt beschloss der Rat der Europäischen Union Ende 2018, dass alle EU-Mitgliedstaaten bis zum 21. Juni 2022 ein Warnsystem zum Zivilschutz einrichten müssen, weil in vielen Ländern der EU die Sirenen abgebaut worden waren.

Der bundesweite „Warntag“ 2020 war von Pannen überschattet. Unter anderem mit Blick auf die Hochwasserkatastrophen in West- und Mitteleuropa beschloss die Bundesregierung im August 2021 die Einführung einer „Mobilfunk-Warn-Verordnung“.

Der „Bayerische Rundfunk“ etwa schrieb dazu:

„Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal mit mehr als 100 Toten im Sommer 2021 wurde deutlich: Das Warnsystem für Katastrophen, das über Jahre eher vernachlässigt und – im Fall von Warnsirenen – sogar abgebaut worden war, muss dringend verbessert werden.“

Warnungen zum „Hitzeschutzplan“ und von der WHO

Bundesweit verfügbar ist der neue Dienst seit dem 23. Februar 2023. Aber schon beim zweiten bundesweiten Warntag am 8. Dezember 2022 wurde in Deutschland erstmals „Cell Broadcast“ als Warnmittel getestet.

Übrigens: Nur etwa zehn Prozent der Deutschen besitzen kein Handy. Die Verbreitungsmöglichkeiten von Warnungen über die mobilen Endgeräte sind also besonders effektiv. Hier braucht man nicht viel Fantasie, um sich auch einen potenziellen Missbrauch der auf „Cell Broadcast“ basierten, schrill und laut angekündigten Warnungen auf dem Handy vorzustellen: Von der Gefahr von Hackerangriffen auf dieses System wurde bereits berichtet.

Entlang des „Hitzeschutzplan“ von Bundesgesundheitsminister Lauterbach für den Sommer 2023 ist die Nutzung der Warnfunktion via „Cell Broadcast“ auch keine Science-Fiction mehr. Der MDR schreibt dazu, über „SMS sollen, laut Karl Lauterbach, alle Menschen erreicht werden“

Weitere Nutzungen sind theoretisch vorstellbar. So beispielsweise im Zusammenhang mit dem Pandemieplan, wo praktisch gleichzeitig über die „Cell-Broadcast“ alle Handynutzer in ganz Europa über zukünftige verpflichtende Maßnahmen der WHO informiert werden könnten.



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