„Wir sind als Bürger nicht mehr selbstbestimmt“: Was bewegt die Menschen zur Demo nach Berlin zu kommen?

Am Tag der Deutschen Einheit traf sich in Berlin unter dem Motto „Deutschland steht auf“ erneut ein breites Bündnis bürgerlicher Initiativen und Parteien. Wir interviewten Redner und Teilnehmer, um zu erfahren, was sie antrieb, zur Veranstaltung zu kommen.
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Vor dem Berliner Dom gab es am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, eine Großdemo mit der Forderung, dass die Bundesregierung zurücktritt.Foto: Epoch Times
Von 6. Oktober 2023

Am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, gab es in Berlin am Lustgarten gegenüber des Berliner Schlosses eine Großdemonstration von verschiedenen Initiativen und Parteien.

Das politisch breite Bündnis von gemäßigt links bis rechts-konservativ forderte den sofortigen Rücktritt der jetzigen Bundesregierung, Neuwahlen und die Einführung einer Politikerhaftung. Epoch Times berichtete live von der Veranstaltung und interviewte Teilnehmer und Redner.

„Wir sind als Bürger nicht mehr selbstbestimmt“

Unter den Teilnehmern war auch der Manager Thomas Schäfer (59). Der Wahlthüringer kam für Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung nach Berlin. Was sagte er?

Frieden: Dieser Krieg in der Ukraine sei eine Belastung für ganz Europa. Die Demokratie werde nicht in der Ukraine verteidigt, das sei ein Stellvertreterkrieg. Unsere Verfassung verbiete einen Stellvertreterkrieg, findet der gebürtige Berliner, der in Thüringen lebt.

Freiheit: Die Freiheitseinschränkungen hätten mit den Corona-Maßnahmen angefangen und dauerten an. Die Bürokratie ersticke die Menschen.

Selbstbestimmung: Wir seien als Bürger auch nicht mehr selbstbestimmt. Wegen einer CO₂-Doktrin könnten wir nicht mehr frei entscheiden, ob wir mit Kohle, Öl oder Gas heizen, so der Manager. Und darüber hinaus gebe es für Soldaten noch immer eine Corona-Impfpflicht. Diese entbehre auch jeder Verhältnismäßigkeit. Dafür stehe er hier und hoffe, dass es eine politische Wende gebe, mit „neuen Politikern, die vernünftig und aufgeklärt und sachbezogen Themen angehen“.

„Denn kein Mensch weiß mehr, was ist links, was ist rechts, was ist nationalsozialistisch? Das sind alles Parolen, die immer wieder in den Mund genommen werden, um andere Menschen zu demütigen. Und davon nehme ich auch Abstand“, so Schäfer.

Demonstranten thematisierten den Ukraine-Krieg und setzten sich für den Frieden ein. Foto: Epoch Times

Für einen anderen Teilnehmer, Andre, ist der Ukraine-Krieg ein Grund, warum er in Berlin mit dabei ist. Er findet, dass die jetzige Regierung gegen das Volk regiere und überhaupt nicht mehr in der Mitte des Volkes stehe. Konkret kritisiert er die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine.

„Weil – Krieg wurde noch nie mit Waffen beendet und jeder weiß, dass es ein Stellvertreterkrieg der NATO gegen Russland ist.“ Deutschland solle daher sofort die Waffenlieferungen einstellen und mit Russland wieder verhandeln. Anschließend solle der NATO-Bündnisfall wegen der Zerstörung der Nord-Stream-Leitungen ausgerufen werden.

„Ärztekollegen haben sich während Corona kaufen lassen“

Sabina Gleiß (73), Ärztin im Ruhestand, ist vollkommen erschüttert, „wie sich so viele meiner Kollegen während Corona haben kaufen lassen“. Sie hätten sich im Berufsalltag nicht die Zeit genommen, um ihrer Verpflichtung entsprechend zu schauen, was sie den Menschen spritzen.

„Ich hätte 120 Euro pro Stunde bekommen, wenn ich im Corona-Impfzentrum kritiklos dieses Gift verspritzt hätte. Ich hätte mich nicht mehr im Spiegel angucken können.“

„Grundrechte sind nicht verhandelbar“: Viele sahen diese während der Corona-Pandemie nicht mehr grundsätzlich gewährleistet. Foto: Epoch Times

„Polizisten schlugen auf friedliche Demonstranten ein“

Auch die Neurologin Dr. Margareta Griesz-Brisson aus Mülheim (Baden), die hauptsächlich in ihrer Londoner Praxis tätig ist, ist vor allem mit der gesundheitspolitischen Entwicklung überhaupt nicht einverstanden.

„Innerhalb der ersten Woche nach Beginn der Corona-Maßnahmen habe ich gemerkt, hier kann etwas nicht stimmen. Ich habe den damaligen Präsidenten des Robert Koch-Instituts Prof. Dr. Lothar Wieler täglich mit seinen Tages- und Wochenberichten zu ständig steigenden Infektionszahlen angehört. Da habe ich gedacht, was sind denn das für Informationen? Das kann doch nicht sein. Und dann war Deutschland, das muss ich mit größter Hochachtung, Hochachtung sagen, meines Wissens das erste Land, das innerhalb der ersten Woche nach Lockdown-Beginn bereits mit einer Demonstration auf der Straße war.“

Dann habe sie gesehen, wie bewaffnete und mit Schusswesten gesicherte Polizisten auf friedliche Demonstranten eingeschlagen haben. „Um Gottes Willen, was ist denn hier los? Ist das Deutschland? Hat das noch mit Gesundheit zu tun? Ein paar Tage später gab es ja auch im Fernsehen die Ansage von Herrn Bill Gates, einem Nicht-Mediziner, dass die Pandemie erst zu Ende sei, wenn 7 Milliarden Menschen geimpft sind.“ Unsere Bundeskanzlerin habe bei jeder Gelegenheit dasselbe nachgebetet. „Also, hey, hier läuft was falsch.“

Es gebe keine medizinische Behandlung, die für alle gelte, so die Medizinerin „Also wenn etwas unter Zwang wie die Impfung angeordnet wird, ist das schon mal per se falsch.“

„Pflegebewohner haben sich vor uns in Schutzausrüstung gefürchtet“

Unter den Teilnehmern der Protestveranstaltung trafen wir ein Paar aus Brandenburg. Robert (33) ist Physiotherapeut, seine Partnerin Altenpflegerin. „Der medizinische Impfzwang für Pfleger hat sich ganz massiv bemerkbar gemacht“, erklärt die Altenpflegerin. Auch das soziale Leben sei im Pflegebereich komplett eingeschränkt. „Die Bewohner haben sich vor uns mit unserer ganzen Schutzausrüstung gefürchtet, gerade die Demenzkranken.“ An sie wäre man nicht mehr herangekommen. Das Arbeiten und das Sozialleben unter den Kollegen habe dann auch darunter gelitten. „Wir Kollegen durften nicht mehr gemeinsam Pause machen.“

„So, wie Corona sich in Deutschland zeigte, war es Quatsch, Leute zu isolieren. Die Leute sind eher an Vereinsamung gestorben.“ Man hätte die Besucherregeln streng halten können, aber die Leute hätten Besuch empfangen dürfen sollen, findet der Physiotherapeut. „Die, die sich nicht impfen lassen wollen, hätten trotzdem weiter arbeiten sollen.“ Er kenne mehrere Leute, die deshalb der Pflege und der Physiotherapie den Rücken gekehrt hätten. „Das ist schade. Wir haben eh zu wenig Leute davon.“ 

Ein Grundanliegen der Veranstaltung: Der Rücktritt der Bundesregierung. Foto: Epoch Times

„Regierung tut nicht das, wofür sie geschworen hat“

Rainer Görs (72) aus Birkenwerder (Brandenburg) kam ebenfalls zur Großdemonstration. Der sechsfache Großvater wollte unbedingt dabei sein – weil die Regierung seiner Ansicht nach leider nicht das tue, was sie geschworen habe.

„Sie haben geschworen, alles zum Wohle des deutschen Volkes zu tun. Aber nichts passiert zum Wohle des deutschen Volkes.“ 14,5 Prozent der Wähler hätten die Grünen gewählt. „Sie erklärten vor vier Jahren, dass es keine deutschen Waffenlieferungen geben soll. Und was passiert?“ Sie würden jetzt die Art der Waffen aussuchen und die Reichweite. „Ich bin für Frieden schaffen ohne Waffen. Lieber einen Diplomaten schicken als eine Rakete.“ Das Wichtigste für ihn sei, dass es endlich wieder Frieden gebe und dass man mit Putin, warum auch immer er den Krieg angefangen habe, verhandele und keine Waffen liefere.

Auch Tina (56) aus Berlin war da, „weil Frieden das Wichtigste ist“. „Wir müssen aufstehen und zeigen, dass wir mit dem, was hier gerade momentan läuft, nicht einverstanden sind.“ Es nütze nichts, wenn man zu Hause sitze. „Wir müssen auf die Straße, um unserer Stimme auch ein Gesicht zu geben.“ Deutschland sei nicht nur durch Krieg bedroht. „Wir werden beherrscht von Amerika. Sie lenken unsere Geschehnisse hier im Land und das kann einfach nicht sein. Es ist einfach eine Sache, die seit nach über 30 Jahren Wende an der Zeit ist, zu ändern.“

„Keine Demokratie simulieren“

Zu den Parteien, die sich an der Veranstaltung beteiligten, gehörte auch die AfD. Eine der Rednerinnen war Birgit Bessin (45), Landesvorsitzende der AfD-Brandenburg. Im Interview mit Epoch Times erklärte sie, dass auch am Tag der Deutschen Einheit für die AfD Bürgernähe wichtig sei, um zu sehen, wo der Schuh drückt.

Viele Menschen würden heutzutage für eine regierungskritische Haltung diffamiert. Sie würden als Nazis, als Rechte, als Aluhutträger „und sonst was beschimpft“. „Ja, wir haben Meinungsfreiheit, aber für diese Meinungsfreiheit werden viele Leute eben beschimpft.“

Der Tag der Deutschen Einheit wäre ein guter Tag für die Altparteien gewesen, ihre Brandmauer gegenüber der AfD niederzureißen. Man hätte frei nach dem Motto handeln können: „Heute ist Tag der Deutschen Einheit. Wir sind ein Volk. Wir leben in einer Demokratie und wollen diese nicht nur simulieren.“ Zur Demokratie und Ehrlichkeit gehöre auch, dass man kritische Meinungen zulasse, so die AfD-Politikerin.

Zeitlose Gedanken des deutsch-französischen Philosophen und Friedensnobelpreisträgers Albert Schweitzer auf einem Plakat vor dem Berliner Dom. Foto: Epoch Times

Superman: „Helfen und Vertrauen“

Vor Ort war auch „Superman“. Ein Mann war im Superman-Kostüm unterwegs, um sich für Frieden und Menschlichkeit einzusetzen: „Wir müssen die Menschlichkeit wieder nach vorne bringen und wir brauchen Frieden auf der ganzen Welt.“

Wenn man das haben wolle, müssten alle zusammenhalten, so der dahinter verborgene Diplominformatiker. Immer wieder würden Menschen versuchen, einen „Reset“ zu machen, um die Menschen in eine bestimmte Richtung zu bringen. Dabei gehe es bestimmten Menschen um Machterhalt.

„Das Geld wird missbraucht, sodass viele hungern, viele Menschen sterben und einige davon stark profitieren.“ Man brauche ein anderes System, ein Miteinander statt ein Gegeneinander, wo die Menschen nicht mehr alle 100 Jahre einen Krieg brauchen würden. „Helfen und gegenseitig Vertrauen richtet sich beispielsweise gegen das alte System.“

Blick vom Lustgarten auf das Berliner Schloss. Foto: Epoch Times

Kochanek: Ein Zeichen gegen das „Parteigeklüngel“

An der Veranstaltung nahm auch Wolfgang Kochanek (Initiator Hambacher Fest, „Unternehmer stehen auf“) teil. Er war bewegt von der Anzahl an Menschen und der Dynamik, die sich hier am Berliner Dom zeigte – obwohl sich einige mit eigenen Veranstaltungen „abspalteten“.

Das sei ein Zeichen gegen das „Parteigeklüngel“ und zeige ihm, dass die kleinen Könige in dieser „kleinkarierten Auseinandersetzung“, die hinter den Kulissen immer laufe, zunehmend verlieren würden.

Positiv gestimmt habe ihn auch, dass die Jugend „jetzt aufsteht“. „Wir als Boomer-Generation übergeben an die nächste Generation ein Land in Trümmern.“ Das sei für viele dieser Generation die Motivation, aufzustehen – damit man auch in Zukunft aufrecht in den Spiegel schauen könne.

„Wir müssen auch das Risiko in Kauf nehmen, dass wir dadurch viel Zeit verlieren, viel Geld verlieren, möglicherweise auch angegriffen werden im Freundes- und Bekanntenkreis. Aber wir müssen das machen, damit dieses Land eine Zukunft hat, nicht für uns, sondern für die nächste Generation.“



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