Wohnen wird immer teurer: 1,5 Millionen Haushalte zahlen mehr als Hälfte ihres Einkommens Miete

Jetzt amtlich: Die Deutschen müssen laut Statistischem Bundesamt prozentual immer mehr ihres Einkommens für Miete aufbringen. Ein Ende der Kostenspirale ist nicht in Sicht.
Im Schnitt belief sich die Mietbelastung im vergangenen Jahr demnach auf 27,8 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens.
Foto: Federico Gambarini/dpa
Von 3. April 2023

Die Mietbelastung der Deutschen steigt weiter an, wie die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zeigen. Besonders betroffen sind Bewohner von Großstädten. Dort ist die Lage bereits seit Längerem dramatisch. Aber auch deutschlandweit geht es den Mietern an den Geldbeutel.

2022 mussten deutsche Haushalte im Schnitt 27,8 Prozent ihres Einkommens für Mietzahlungen aufwenden. Mehr als 40 Prozent des Einkommens mussten 3,1 Millionen Haushalte zahlen, während 1,5 Millionen sogar mehr als die Hälfte ihres Nettoeinkommens für die Miete aufbringen mussten. Insgesamt hatten 16 Prozent aller Haushalte, die Miete zahlen, eine Mietbelastung von mehr als 40 Prozent.

Monatsmiete als enorme Last für Millionen

In Deutschland gibt es insgesamt 19,9 Millionen Mieterhaushalte, damit ist in etwa jeder sechste Haushalt von der hohen Mietbelastung betroffen. Hierbei ist von der Kaltmiete die Rede, in der Strom, Gas und Wasser nicht inbegriffen sind.

Die genannten Zahlen geben zwar keine Auskunft darüber, welche Einkommensgruppen betroffen sind. Es ist jedoch wahrscheinlich und naheliegend, dass insbesondere Menschen mit niedrigem Einkommen von einer prozentual hohen Mietbelastung betroffen sind. Die monatlichen Ausgaben fürs Wohnen machen einen großen Teil der Lebenshaltungskosten aus; in aller Regel sind Ausgaben für Wohnen und vor allem Mieten monatliche Fixkosten, bei denen kaum oder nur wenig Einsparpotenzial besteht.

Besonders betroffen: Extreme Situation in Großstädten

Im Jahr 2022 mussten Mieterhaushalte in deutschen Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern im Durchschnitt 28,9 Prozent ihres Einkommens für die Bruttokaltmiete aufwenden, während Mieter in Kleinstädten mit bis zu 20.000 Einwohnern eine Mietbelastungsquote von 25,9 Prozent hatten. In mittelgroßen Städten mit 20.000 bis 100.000 Einwohnern lag dieser Anteil dazwischen mit 27,6 Prozent.

Die Quadratmetermiete hingegen variiert je nach Lage der Wohnung und Einzugsjahr. Im Jahr 2022 betrug die durchschnittliche Quadratmetermiete in Deutschland 8,70 Euro. In Großstädten zahlte man im Schnitt 9,60 Euro pro Quadratmeter, während in mittelgroßen Städten der Durchschnittspreis bei 8,20 Euro lag. In kleineren Orten zahlte man durchschnittlich 7,50 Euro pro Quadratmeter.

Allein zu Haus: Single-Haushalte im Nachteil

Bei Einpersonenhaushalten ist die Belastung besonders hoch. Alleinstehende mussten im Jahr 2022 im Schnitt knapp ein Drittel – genau 32,7 Prozent – des Einkommens für Miete ausgeben. Haushalte mit zwei Personen hatten dagegen weniger als ein Viertel (22,8 Prozent) des Nettoeinkommens für die Miete einzuplanen.

Wovor seit Langem gewarnt wird, gerade ob der sozialen Konsequenzen, ist jetzt amtlich: Die monatliche Miete für Millionen Menschen stellt in Deutschland nicht nur eine enorme finanzielle Belastung dar, diese steigt aktuell an und wird auch in Zukunft weiter zunehmen – eine Entlastung ist nicht in Sicht.

Seit 2022: Inflation steigt schneller als Löhne

In den letzten zehn Jahren ist die Mietbelastung in Deutschland trotz steigender Mieten laut Daten von Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Union, sogar leicht gesunken. Dies lag daran, dass viele Menschen von Lohnerhöhungen profitierten, die über den sehr niedrigen Inflationsraten lagen. Im vergangenen Jahr sind die Lebenshaltungskosten aufgrund der hohen Inflation jedoch viel schneller gestiegen als die Einkommen.

Es sind derzeit vor allem die verbrauchsabhängigen Nebenkosten für Wasser, Strom und Heizen, die das Wohnen für viele Menschen verteuert haben.
Leider ist für Mieter keine Entspannung in Sicht, im Gegenteil. Haupttreiber der rapiden Mietensteigerungen in den letzten zehn Jahren war der Anstieg der Immobilienpreise, wobei Kaufpreise schneller stiegen als die Mieten. Mittlerweile stagnieren die Immobilienpreise und in manchen Städten sind sie sogar leicht gesunken.

Keine Entwarnung: Immobilienpreise sinken – Wohnungsknappheit bleibt

Laut Stephan Kippes, Marktforscher des Immobilienverbands Deutschland Süd in München, werden Mieter voraussichtlich nicht von einem Rückgang der Immobilienpreise profitieren, da die Bautätigkeit besorgniserregend zurückgeht und somit auch Wohnungen knapp bleiben werden. Teure Baustoffe oder Lieferengpässe – viele neue Projekte sind aktuell kaum noch solide kalkulierbar. Wegen der schlechteren Aussichten hatte die deutsche Bauindustrie schon Mitte letzten Jahres ihre Umsatzprognose gesenkt. Geplante Vorhaben werden wegen Inflation und Zinssteigerungen vorsichtiger angefasst.

Der Anstieg der Zinsen führt gleichzeitig dazu, dass viele potenzielle Käufer sich kein Eigenheim mehr leisten können und somit im Mietmarkt bleiben müssen. So sind Ende 2022 die Neuanträge für Baufinanzierungen um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum eingebrochen. Der Hauptgrund dafür werden steigende Zinsen angeführt. Im vergangenen Jahr waren die Bauzinsen für zehnjährige Darlehen zeitweise über die Marke von 4,0 Prozent gestiegen. Experten prognostizierten teilweise einen weiteren Anstieg auf bis über fünf Prozent noch im laufenden Jahr.

Besonders wegen der steigenden Zinsen können sich immer mehr Leute den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses nicht mehr leisten. Aber auch sich das Mieten einer Wohnung überhaupt noch leisten zu können, wird zukünftig für immer mehr Menschen ein Thema werden.

(Mit Material von Agenturen)



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