Googles Lösung für Israel/Palästina Konflikt: Namen weglassen, alles gehört Israel

Google Map zeigt jedem Nutzer, was er sehen möchte. So ist die Schwarzmeer-Insel Krim für deutsche Nutzer umstrittenes Gebiet, für russische hat sie eine "ordentliche" Staatsgrenze. In der letzten Woche veränderte der Kartendienst das Gebiet Israel und Palästina derart, dass Palästina verschwand und die Hauptstadt Jerusalem nur zu Israel gehört.
Titelbild
Epoch Times13. August 2016
Wie RT am 9. August berichtete, löste Google das Israel-Palästina-Problem auf seine (technische) Weise: Es löschte einfach Palästina von der Google-Karte und ersetzte es mit Israel – Jerusalem gehört als Hauptstadt nur zu Israel. Doch ganz so einfach ist es nicht.
Bei Google Maps sieht das Gebiet Israel / Palästina am 12. August so aus:
Bildschirmfoto vom 2016-08-12 18-46-13
Die Grenze ist gestrichelt eingezeichnet, Palästina nicht beschriftet, es ist nur Israel beschriftet.
Was bedeutet diese gestrichelte Linie? Schauen wir auf andere Gebiete der Welt. Google hat keine Legende, wie es bei Karten üblich ist, sodass die Bedeutung dieser gestrichelten Linie nicht klar wird.
1. Beispiel: Kosovo
Kosovo hat sich von Serbien abgespalten. Die Grenze zu Serbien ist ebenso gestrichelt, beides ist beschriftet.
 Bildschirmfoto vom 2016-08-12 18-51-22
Das Auswärtige Amt schreibt zu Kosovo: „Kosovo hat sich am 17.02.2008 für unabhängig erklärt und sich dabei zur vollständigen und lückenlosen Umsetzung des sog. Ahtisaari-Pakets, insbesondere im Bereich Minderheitenschutz verpflichtet. Die völkerrechtliche Anerkennung durch Deutschland ist am 21.02.2008 erfolgt, die der wichtigsten Partner in EU und NATO ebenfalls in derselben Woche. Mittlerweile haben 23 von 28 EU-Mitgliedstaaten die Republik Kosovo anerkannt.“
2. Beispiel: Marokko und Westsahara
Die Westsahara hat 1991 ihre Unabhängigkeit erklärt und ist seither von Marokko besetzt. Die Grenze zwischen beidem ist gestrichelt, beides ist beschriftet.
Bildschirmfoto vom 2016-08-12 18-51-42
Das Auswärtige Amt weiß: „Die Sicherung der Zugehörigkeit der Westsahara zu Marokko ist zentrales Anliegen der marokkanischen Außen- und Innenpolitik. Im Rahmen der MINURSO-Mission der Vereinten Nationen moderiert ein persönlicher Gesandter des UN-Generalsekretärs Gespräche zwischen Marokko, der Polisario sowie Algerien und Mauretanien über die Zukunft der Westsahara.“ Die Westsahara ist international nicht anerkannt.

Google Maps hatte Palästina noch nie als Landesname verwendet

Google sagt in einer Stellungsname in der „Washingtown Post“, dass der Name noch nie genutzt wurde. Als Grund geben sie den umstrittenen Status der Region an: 136 Länder erkennen Palästina als eigene Nation an, viele andere lehnen dies ab – darunter die westlichen Staaten.

Jedoch seien – auf Grund eines technischen Fehlers – die Zuordnungen „Westjordanland“ und „Gazastreifen“ verschwunden und man arbeite daran, das so schnell wie möglich zu beheben. Jerusalem, das als Hauptstadt von Israel und Palästina gilt, ist allein als Israels Hauptstadt aufgeführt.

Andererseits bietet Google seit 2013 eine Variante google.ps an – und erkennt damit Palästina zumindest Internet-technisch als Staat an. Gulli.com schreibt:

„Besucht man Googles Suchmaschine unter der Adresse Google.ps, ist seit dem ersten Mai die Überschrift „Google Palästina“ zu lesen. Zuvor bezeichnete man das Angebot noch als „Google Palästinensergebiete“. Ein Sprecher der Firma erklärte in einer Stellungnahme, dass man den Namen künftig in allen Onlinediensten verwenden werde. Der außenpolitische Eingriff trifft innerhalb der israelischen Regierung auf Unverständnis und Verärgerung. Das Außenministerium des Staates erklärte, dass die Änderung Fragen über den Eingriff von Großkonzernen in die internationale Politik aufwerfe.“

2013 rechtfertigte sich Google damit, dass „Rücksprachen mit den Vereinten Nationen, der Internet-Adressverwaltung ICANN und der internationalen Normungsorganisation Iso“ erfolgten und diese anscheinend einverstanden waren.

Typische Lösung: Man zeige jedem Nutzer etwas anderes

Manchmal behilft sich Google damit, unterschiedlichen Nutzern unterschiedliche Ansichten zu bieten. So ist die Krim für europäische Nutzer mit einer gestrichelten Linie von der Ukraine getrennt – für russische mit einer „ordentlichen“ Staatsgrenze.

Die Krim für deutsche Nutzer – gestrichelt und keine „ordentliche“ Staatsgrenze:

Bildschirmfoto vom 2016-08-12 18-37-44

Und für russische Nutzer unter maps.google.ru (mit einer „ordentlichen“ Staatsgrenze):

Bildschirmfoto vom 2016-08-12 18-37-59

Hintergrund Palästina / Israel

Mai 1948: UNO-Sicherheitsrat verabschiedet Resolution zur Aufteilung Palästinas in zwei unabhängige Staaten

Am 14. Mai 1948 verabschiedete der UNO-Sicherheitsrat die Resolution Nummer 181 zur Aufteilung Palästinas in zwei unabhängige Staaten. Dabei sollten 56 Prozent des Territoriums an den jüdischen Staat gehen, 43 Prozent an den arabische Staat. Der Rest (ein Prozent) sollte zu Jerusalem und Bethlehem gehören und wegen seiner religiösen Bedeutung unter internationale Kontrolle gestellt werden.

Israel weitete jedoch im Laufe der Zeit sein Staatsgebiet immer weiter aus, indem es die nach dem Sechstagekrieg besetzten Gebiete entgegen dem Völkerrecht zu besiedeln begann. Auch im August 2016 zerstört Israel weiterhin Wohngebiete der Palästinenser:

Bildschirmfoto vom 2016-08-12 17-49-57

Einen kleinen Überblick über die Entwicklung bietet diese Karte, die auch auf twitter gepostet wird:

Bildschirmfoto vom 2016-08-12 18-49-19
(ks)


Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion