Frauenfußball-WM: England lässt Final-Traum der Matildas platzen

Jetzt drückt Harry Kane den Lionesses ganz fest die Daumen: Englands Fußballerinnen können wie 1966 die Männer erstmals den WM-Titel holen. Australien bleibt nur ein Trostspiel.
Die Engländerinnen besiegten im WM-Halbfinale Australien mit 3:1.
Die Engländerinnen besiegten im WM-Halbfinale Australien mit 3:1.Foto: Rick Rycroft/AP/dpa
Epoch Times16. August 2023

Englands Fußballerinnen tanzten freudetrunken zu ihrem Erfolgsschlager „Sweet Caroline“ durch das Stadion – Australiens Matilda vergossen viele Tränen nach dem verpassten Endspieleinzug bei ihrer Weltmeisterschaft.

Das Team von Sarina Wiegman spielt nach dem 3:1 (1:0) im Halbfinale gegen den Mit-Gastgeber nun gegen Spanien am Sonntag (12.00 Uhr MESZ/ZDF) ebenfalls in Sydney erstmals um den WM-Titel. „Es ist fast wie ein Märchen hier“, sagte die niederländische Trainerin von Europameister England voller Stolz.

Gratulationen für den englischen Finaleinzug

Selbst der König Charles schickte zum Erreichen des Endspiels die „herzlichsten Glückwünsche“ auf der Plattform X, die vormals Twitter hieß. Beide Teams seien „eine Inspiration auf und neben dem Platz“ gewesen.

Die Engländerinnen ließen sich von der lautstarken Kulisse von 75.784 Zuschauern wenig beeindrucken und versetzten durch die Tore von Ella Toone (36. Minute), Lauren Hemp (71.) und Alessia Russo (86.) die australische Sport-Nation in Trauer.

„Brilliant@Lionesses!!“ („Brillant, Löwinnen!!“) schrieb Harry Kane, der neue Stürmerstar des FC Bayern München. Er hatte mit der Frauen-Auswahl seines Landes mitgefiebert. „Wir stehen alle hinter ihnen. Hoffentlich schaffen sie es im Finale“, sagte Englands Kapitän beim englischen Pay-TV-Sender Sky. „Als sie die EM gewonnen haben, hat das das Land weiter zusammenrücken lassen. Ich werde mir das Finale angucken in Deutschland und wünsche ihnen nur das Beste. Sie verdienen es.“

In einem hart umkämpften Halbfinale hatte Superstar Sam Kerr mit einem herrlichen Treffer (63.) zum zwischenzeitlichen Ausgleich wieder Australiens Hoffnungen geschürt. Die Kapitänin stand nach ihrer Wadenverletzung erstmals in der Startelf und vergab kurz vor Schluss noch zwei Chancen. „Nachdem sie so lange weg war, hat sie nicht wirklich trainiert. Unglaublich“, sagte Chefcoach Tony Gustavsson über den Auftritt der Chelsea-Spielerin.

Australiens Premierminister spendet Trost

Der Schwede rang im Interview nach dem Abpfiff um Fassung. „Ich fühle mit vielen hier. Die Spielerinnen haben alles draußen auf dem Feld gegeben“, sagte er. Sein Team wolle aber „nicht mit leeren Händen“ gehen, meinte er vor dem Trostspiel um Platz drei gegen Schweden am Samstag (10.00 Uhr MESZ/ARD) in Brisbane. Australiens Premierminister Anthony Albanese wandte sich mit tröstenden Worten an die Fußballerinnen seines Landes: „Jede einzelne Matilda hat uns während dieser Weltmeisterschaft Freude bereitet.“

„I’m sorry“, sagte seine Kollegin Wiegman entschuldigend bei der Pressekonferenz auf die Feststellung, dass sie Australiens Titeltraum beendet habe. Sie greift mit den Engländerinnen, 2015 Dritte und 2019 Vierte, ein Jahr nach ihrem Triumph bei der Heim-EM nach ihrem ersten WM-Stern. Mit dabei ist auch Georgia Stanway vom FC Bayern München als einzige Bundesliga-Spielerin, sie vergab die erste dicke Chance der Partie. Gegen Spanien darf auch die zuletzt gesperrte Top-Scorerin Lauren James wieder mitwirken.

„Mit ihrem 3:1-Sieg brachten die Löwinnen das Publikum im ausverkauften Australia-Stadion zum Schweigen und erreichten als erste englische Mannschaft seit 1966 das Finale auf der Weltbühne“, hieß es bei BBC Sport. Wiegman stand am Ende im Kreis ihrer strahlenden Spielerinnen. „Es ist unglaublich. Also wirklich: Was für eine Leistung!“, sagte die 53-Jährige kurz darauf und meinte mit Blick auf das große Finale: „Es fühlt sich fast schon so an, als ob wir da gewonnen hätten. Aber wir haben natürlich noch nicht gewonnen.“

„Wiegman der Guardiola des Frauen-Fußballs“

Wiegman ist die letzte verbliebene Trainerin im Turnier. Nachdem sie mit den Niederlanden 2017 Europameisterin und 2019 WM-Zweite war, wird es die vierte Endspiel-Teilnahme bei einem großen Turnier in Folge. „Sarina Wiegman ist der Pep Guardiola des Frauen-Fußballs“, titelte der „Telegraph“ nach dem Finaleinzug der Lionesses.

Die Engländerinnen agierten von Beginn an ballsicherer und Angriffs-freudiger als die Matildas, die euphorisiert von der Begeisterung im Lande mit großer Leidenschaft zu Werke gingen – aber durch Abwehrspielerin Ellie Carpenter beim 1:2 entscheidend patzten.

Für Schlagzeilen hatte unmittelbar vor der Partie ein Vorfall beim geheimen Abschlusstraining der Engländerinnen gesorgt: Die Übungseinheit wurde offenbar aus der Luft gefilmt. Nach Angaben der australischen Zeitung „Daily Telegraph“ ist das Blatt selbst für die veröffentlichten Bilder verantwortlich. „Wenn Englands Löwinnen dachten, sie würden einfach unter dem Radar in das Halbfinale der Weltmeisterschaft fliegen, erlebten sie einen herben Schock. Wir haben den Hubschrauber hochgeschickt, um zu sehen, wie sich der alte Feind vorbereitet“, hieß es in markigen Worten: „Willkommen im Dschungel, Löwinnen, wir haben Spaß und Spiel.“ (dpa)



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