Löw fordert von Brandt «den nächsten Schritt» im DFB-Team

Julian Brandt muss sich nach dem Testsieg gegen Tschechien wie ein Verlierer vorkommen. Die Konkurrenz aus seinem Jahrgang ist in der Nationalmannschaft an ihm schon vorbeigezogen oder rückt mächtig nach. Der Bundestrainer macht klare Vorgaben für das EM-Jahr 2021.
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Auch gegen die Tschechen sei Julian Brandt (M.) laut Bundestrainer Löw «nicht immer glücklich in seinen Aktionen» gewesen.Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/dpa
Epoch Times12. November 2020

Julian Brandt ist schlau und sensibel genug, um diese EM-Warnung von Joachim Löw genau zu verstehen.

„Julian hat so viel Können. An der Konstanz muss er arbeiten. Er ist ein bisschen schwankend in den Leistungen“, sagte der Bundestrainer nach dem 1:0-Testsieg der Fußball-Nationalmannschaft gegen Tschechien. „Er muss noch die nächste Hürde überspringen“, forderte Löw und stellte mit Blick auf das anstehende Turnierjahr klar fest: „Wir müssen schauen, dass wir dran bleiben und er den nächsten Schritt macht.“

Als Trainerurteil war das für den Offensiv-Wirbler von Borussia Dortmund sicherlich zu verkraften. Doch der Unterschied in der Wortwahl zu den von Löw ausdrücklich gelobten Kollegen machte die bedenkliche Lage für den 24-Jährigen deutlich. Luca Waldschmidt hat eine „große Torgefahr“. Florian Neuhaus findet „immer gute Lösungen“. Robin Koch ist „gut organisiert“. Und auch den Neulingen Ridle Baku und Philipp Max wurden von Löw schon „sehr gute Ansätze“ bescheinigt. Und Brandt? Muss eben endlich mal den nächsten Schritt machen.

Löw mag Brandt – eigentlich. Der einstige Leverkusener passt in das Profil des reflektierenden Profis. Nach dem WM-Desaster galt er, jung und eloquent, als ein Gesicht des Neuanfangs. Der Blondschopf hängt aber im Status des Dauertalents fest und droht im DFB-Team ein ewiger Bubi zu bleiben. In Löws Azubi-Auswahl in Leipzig war er bei seinem 34. Länderspiel neben Ersatzkapitän Ilkay Gündogan (40 Länderspiele) und Antonio Rüdiger (36 Einsätze) der einzige Akteur jenseits der 30er-Marke. Schon vor der EM 2016 debütierte er unter Löw. Doch die Konkurrenz aus seinem Jahrgang ist rasant vorbeigezogen.

Mit nur drei Toren hat Brandt als „Mister Uneffektiv“ eine schlechtere Quote als Serge Gnabry (15 Spiele/14 Tore), Timo Werner (33/13) und Leroy Sané (23/5), die von Löw wieder den Vorzug bekommen werden, wenn es am Samstag (20.45 Uhr/ZDF) gegen die Ukraine in der Nations League um Pflichtspielpunkte geht. Auch Waldschmidt mit zwei Toren in fünf Länderspielen liefert in der Startphase schon verlässlicher.

Wo soll da künftig noch Platz für Brandt sein? Zeit zum Beweisen wird er nur noch wenig bekommen. Löw kündigte an, dass er jetzt mit dem Stammpersonal den nötigen EM-Rhythmus aufnehmen will. Und Brandt bekommt auch beim BVB keine Konstanz hin. Nur ein Ligaspiel über 90 Minuten absolvierte er in dieser Saison. Auch bei Schwarz-Gelb hängen ihn junge Kollegen wie Jadon Sancho oder Giovanni Reyna ab.

Die Leistung im Tschechien-Spiel – erst das fünfte Länderspiel über 90 Minuten – war eine Blaupause seiner DFB-Karriere. Zwischen genial und fatal lagen oft nur wenige Augenblicke. „Heute war er nicht immer ganz glücklich in allen Aktionen. Aber er war sehr engagiert, er war wahnsinnig viel unterwegs“, beschrieb Löw die Diskrepanz. Die Großchance nach einem Tschechen-Patzer hätte er verwerten müssen.

Brandt ist eben immer irgendwie ganz nah dran, aber das letzte bisschen fehlt. Wie auch bei der WM 2018, als er als Jungspund fast die Turnierblamage verhindert hätte, aber eben nur fast. In Erinnerung bleiben viel Wirbel als Last-Minute-Joker und zwei Pfostentreffer gegen Mexiko und Schweden. „Der nächste sollte drin sein“, sagte er damals. Gleiches gilt auch aktuell für Brandt. (dpa)



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