NADA-Chefin zu Russland – „Was muss noch passieren?“

„Manipulation, Korruption, kein Meldesystem, Kontrollen ohne Wert - in Russland haben wir eine NADA, die ihren Namen nicht verdient“, so Gotzmann.
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Andrea Gotzmann spricht Klartext.Foto: Alexander Heinl/dpa
Epoch Times1. Juni 2016
Das Zahlenwerk war schnell abgearbeitet, stattdessen nahm NADA-Chefin Andrea Gotzmann die vermeintliche Doping-Großmacht Russland ins Visier.

„Die Glaubwürdigkeit der Anti-Doping-Arbeit ist erschüttert worden. Das sind Tiefschläge für saubere Athleten“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Nationalen Anti-Doping-Agentur auf der Bilanz-Pressekonferenz in Berlin mit Blick auf den riesigen Dopingskandal in Russland. Das IOC und der Weltleichtatletikverband IAAF müssten nun handeln. „Ich erwarte ein deutliches Zeichen im Sinne unserer Athleten. Was muss noch passieren, damit etwas passiert?“

Über einen Ausschluss der russischen Sportler bei großen Sportevents dürfe nachgedacht werden. „Manipulation, Korruption, kein Meldesystem, Kontrollen ohne Wert – in Russland haben wir eine NADA, die ihren Namen nicht verdient“, ergänzte Gotzmann und schloss bei ihrer Kritik auch Nationen wie Kenia und Äthiopien mit ein.

Der Leichtathletik-Weltverband IAAF entscheidet am 17. Juni, ob russische Athleten in Rio starten dürfen. Außerdem will die Welt-Anti-Doping-Agentur bis zum 15. Juli die Ergebnisse ihrer Untersuchung zu womöglich manipulierten Dopingproben russischer Sportler während der Winterspiele 2014 in Sotschi präsentieren. Gotzmann erwarte diesbezüglich Antworten. Was sei mit den B-Proben passiert. Auch gebe es Möglichkeiten, den Alterungsprozess der Proben aufzuzeigen oder ein Abgleich mit dem Athletenpass durchzuführen.

Der Sinn von Nationalen Anti-Doping-Agenturen sei durch diese Skandale aber nicht infrage gestellt. Ganz im Gegenteil, man müsse diese Agenturen auf dem Weg mitnehmen und den Druck erhöhen, betonte sie. Im nationalen Anti-Doping-Kampf bewege sich Deutschland dagegen auf dem richtigen Weg. „Ich glaube, dass wir kein systematisches Doping haben“, sagte Gotzmann und wies entsprechende Behauptungen der russischen Stabhochsprung-Weltrekordlerin Jelena Issinbajewa zurück.

Ob die geringe „Erfolgsquote“ bei ertappten Dopingsündern in Deutschland dafür spreche, wollte Gotzmann nicht bewerten. Das Kontrollsystem in Deutschland habe auch eine gewisse Abschreckung. In 2015 führte die NADA insgesamt 12 425 Kontrollen bei Athleten durch. Davon wurden 83 mögliche Verstöße registriert, von denen 27 eine Sanktion nach sich zogen, was gerade einmal einen im internationalen Vergleich sehr niedrigen Wert von 0,22 Prozent ausmacht.

Ähnlich wie das IOC bei den Sommerspielen in Peking 2008 und London 2012 führe auch die NADA Nachkontrollen von gelagerten Proben durch, auffällig sei bislang keine Probe gewesen. Trotzdem sei der Weg der richtige, wie die 55 nachträglich unter Dopingverdacht geratenen Sportler für 2008 und 2012 zeige. „Nachtests sind ein scharfes Schwert. Damit setzen wir immer wieder Akzente“, sagte Gotzmann.

Ein wichtiges Hilfsmittel sei diesbezüglich auch das Anti-Doping-Gesetz, das ihr Kollege Lars Mortsiefer als „Meilenstein“ bezeichnete. 14 Strafanzeigen seien seit Einführung des Gesetzes Anfang des Jahres an verschiedene Staatsanwaltschaften weitergeleitet worden.

Gute Nachrichten konnte Gotzmann in Sachen Finanzierung verkünden. Die maßgebliche Finanzierung sei sichergestellt, was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war. 2016 soll sich das Budget auf rund zehn Millionen Euro erhöhen. Im vergangenen Jahr hatte der Gesamtetat 9,1 Millionen Euro betragen. Sechs Millionen Euro stammen davon aus Bundesmitteln.

(dpa)

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