Neureuther: «Arbeite daran, dieses Momentum wiederzufinden»

Wenn die Ski-WM in St. Moritz am Montag eröffnet wird, trainiert Felix Neureuther noch irgendwo in den Alpen. Die Rückkehr ins Engadin ist für Neureuther eine Reise in die Vergangenheit - viele Erinnerungen an seine erste WM dort hat er aber nicht.
Epoch Times3. Februar 2017

Für Felix Neureuther endete der Heimweltcup in Garmisch-Partenkirchen schmerzhaft. Das schon lädierte Knie bekam einen weiteren Schlag ab.

Statt nach Stockholm zum Parallel-Slalom zu fliegen, bekam Deutschlands bester Skirennfahrer eine Woche vor der WM-Eröffnungsfeier eine Trainingspause verordnet. Teamkollege Linus Straßer nutzte den unverhofften Startplatz zu seinem ersten Weltcup-Sieg – und hat nun Schulden bei ihm, erzählte Neureuther im Interview der Deutschen Presse-Agentur mit einem Augenzwinkern.

Frage: Herr Neureuther, wie geht es Ihnen?

Felix Neureuther: Ganz gut. Die paar Tage Pause waren wirklich sehr, sehr wichtig und sehr notwendig.

Linus Straßer hat am Dienstag sein erstes Weltcuprennen gewonnen…

Neureuther: … sehr geil!

… weil sie Schmerzen im Knie haben. Lindert das den Ärger?

Neureuther: Absolut. Das war echt eine richtig gute Geschichte. Er ist sensationell gefahren. Er hat mich danach angerufen und ich habe ihm gesagt: Es ist mir wurscht, was du mir jetzt vorjammerst, aber 50 Prozent von der Siegprämie bekomme ich trotzdem (lacht).

Was war seine Reaktion?

Neureuther: Er glaubt immer noch nicht, dass ich das ernst meine… Nach der Saison wird er mir schon ein Bierchen deswegen ausgeben. Im Ernst: Das ist sein Sieg und eine richtig gute Geschichte. Das hat er sich verdient.

Macht er Ihnen mit der Vorstellung einen Startplatz im Team-Event streitig?

Neureuther: (lacht) Wie sagen die Fußballer immer so schön: Das muss man den Trainer fragen. Es ist doch super, dass wir ein gutes Team haben. Meine Parallel-Slaloms bislang waren ja auch nicht so schlecht. Deswegen: Schau’n wir mal.

Straßer gewinnt in Stockholm, Stefan Luitz wird im letzten Riesenslalom Dritter beim Heimrennen, Viktoria Rebensburg ist auch gut drauf: Was ist bei der WM möglich?

Neureuther: Die Leistung von Linus war wirklich genial. Man darf jetzt aber nicht den Fehler machen und von ihm Gold erwarten.

Und insgesamt?

Neureuther: Wir sind als Mannschaft schon gut am Start, aber man darf auch nicht vergessen, dass im Slalom ein (Marcel) Hirscher und ein (Henrik) Kristoffersen bisher das Maß der Dinge sind. Dazu wird ein (Alexander) Choroschilow rechtzeitig vor der WM immer besser. Im Riesenslalom gibt es Alexis (Pinturault) und Marcel – das sind die absoluten Favoriten. Die beiden muss man für das Podium setzen. Bleibt ein Platz übrig. Und um diesen einen weiteren Platz auf dem Podium können sich viele andere streiten. Wenn es ganz gut läuft, kann man an einem guten Tag aber auch beide schlagen. Die Favoriten sind aber sicher andere.

Was ist Ihr persönliches Ziel bei der WM?

Neureuther: Mein persönliches Ziel ist, dieses Aha-Erlebnis zu haben, dass ich das Gefühl habe, jetzt wieder der alte Felix zu sein. Dass ich das Gefühl habe fürs Material und mich bis ans Limit pushen kann. Wenn mir das gelingt, dann weiß ich, dass ich sehr schnell Skifahren kann.

Fehlt das Aha-Erlebnis nur im Rennen oder auch im Training?

Neureuther: Sowohl als auch.

Wie geht es dem Knie inzwischen mit der Kapselreizung?

Neureuther: Es geht echt besser. Die Pause war wichtig, ich habe wirklich absolut gar nichts gemacht, nur Therapie. Ich war viel im Wasser, was für mein Knie sehr gut war. Wir sind auf einem guten Weg.

St. Moritz war vor 14 Jahren auch Ihre erste WM. Welche Erinnerungen gibt es?

Neureuther: Gar nicht mehr so viele. Es ist wirklich schon lange her. Darüber bin ich selbst etwas erschrocken, weil ich jetzt ja doch öfter darauf angesprochen werde. Das war, glaube ich, alles so beeindruckend für mich und groß – das konnte ich gar nicht alles genießen als Junger.

14 Jahre auf dem Niveau Skifahren ist schon eine Leistung für sich. Welche Momente sind Ihnen aus der Zeit in Erinnerung?

Neureuther: Da gibt es vier. Olympia in Turin, da habe ich massiv Prügel bekommen. Dann der erste Sieg in Kitzbühel. Die Heim-WM 2011, wo ich massiv enttäuscht habe – und die erste Medaille in Schladming. Das waren die Momente für mich.

Vor der WM 2013 waren es sechs Podestplätze, vor der WM 2015 sieben, jetzt sind es drei: Haben Sie sich die richtig starken Rennen für die WM aufgehoben?

Neureuther: Wenn man es so sehen will, dann ja. Aber ich habe es schon auch vorher probiert. Vor allem was den Slalom betrifft ist es nicht so locker und geschmeidig gelaufen, wie ich mir das gewünscht habe. Ich arbeite daran, dieses Momentum wiederzufinden.

ZUR PERSON: Felix Neureuther ist Deutschlands bester Skirennfahrer. In St. Moritz bestreitet der 32-Jährige seine achten Weltmeisterschaften. Er hat bislang zwei Einzelmedaillen gewonnen: Slalom-Silber 2013 und Slalom-Bronze 2015. (dpa)



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