Vor 20 Jahren: Woods hebt die Golf-Welt aus den Angeln

Der Sieg von Tiger Woods beim Masters 1997 erschütterte die Golf-Welt in ihren Grundfesten. Der damals 21-Jährige stellte sportliche Rekorde auf und durchbrach ethnische Barrieren. Zwanzig Jahre später fehlt der Protagonist aber beim Jubiläum auf den Fairways in Augusta.
Titelbild
Vorjahressieger Nick Faldo (l) hilft Tiger Woods nach dessen Sieg bei den US Masters in das grüne Sieger-Jackett.Foto: Amy Sancetta/dpa
Epoch Times3. April 2017

Es ist der 13. April 1997, der Tag, der die Welt des Golfsports für immer verändert. Englands Star und Vorjahres-Champion Nick Faldo legt dem leicht schüchtern wirkenden Eldrick Tont „Tiger“ Woods im Augusta National Golf Club das grüne Sieger-Jackett um die noch schmalen Schultern.

Ein paar Augenblicke zuvor hatte der 21-Jährige als jüngster Spieler und erster Schwarzer das traditionsreiche Masters gewonnen. Mit dem Rekord-Vorsprung von zwölf Schlägen degradierte er die gesamte Welt-Elite zu Statisten. Es war dieser Moment, der den Golfsport in zwei Perioden teilte: Die Ära vor und nach Tiger Woods.

Zwanzig Jahre später wird der Protagonist nicht auf den Fairways des Augusta National Golf Clubs zu sehen sein. Der viermalige Sieger des Prestige-Turniers an der Magnolia Lane im US-Bundesstaat Georgia musste seinen Start beim ersten Major des Jahres wegen anhaltender Rückenprobleme absagen. Das Jubiläum fällt folglich aus. „Ich habe alles getan, was ich konnte, um dabei zu sein, aber die Reha-Zeit war zu kurz, um für das Turnier fit zu werden“, teilte der 41 Jahre alte US-Profi bereits zuvor auf seiner Homepage mit.

Beim Champions Dinner will Woods aber mit den anderen Masters-Siegern an einer Tafel sitzen. „Augusta National war für mich und meine Familie seit über 20 Jahren ein sehr wichtiger Ort. Und gerade weil ich so enttäuscht bin, wird es gut sein, wieder dort zu sein“, sagte Woods.

Zuletzt hatte Woods Anfang Februar beim Turnier in Dubai gespielt. Nach der ersten Runde musste der Kalifornier aber mit Schmerzen aufgeben. Wegen der Rückenprobleme und mehrerer Operationen hatte der 79-malige Sieger auf der US-Tour zwischen August 2015 und Dezember 2016 überhaupt keinen Wettkampf bestreiten können. In der Weltrangliste gehört die langjährige Nummer eins nicht mehr zu den besten 700 Profis der Welt. Das Comeback auf die US-Tour ist weiter ungewiss. „Ich habe keinen Zeitplan für meine Rückkehr, aber ich werde mich anstrengen, um mich zu erholen. Ich möchte so schnell wie möglich zurückkommen.“ Eine Standardantwort von Woods.

So bleiben den Fans aber die Erinnerungen an den Sonntag im April 1997. Woods brach bei seinem ersten Majorsieg nicht nur sportliche Rekorde, auch die athletische Art und Weise, wie er Golf spielte, schockte die Konkurrenz. Keiner konnte den Ball annähernd so weit schlagen wie der durchtrainierte Kalifornier. Abschläge mit einer Durchschnittslänge von knapp über 300 Metern waren für die anderen Profis damals unerreichbar.

Woods beendete seine One-Man-Show nach vier Runden auf dem schweren Par-72-Kurs in Augusta mit 270 Schlägen – 18 Schläge weniger als der Platzstandard. „Ich habe alle Sterblichen geschlagen“, sagte der damals zweitplatzierte Tom Kite demütig. Erst Jordan Spieth schaffte es bei seinem Masters-Sieg 2015, den Rekord von Woods zu egalisieren.

Durch Woods‘ Erfolg wurde Golf fortan zum Big Business. „Tiger ist der Michael Jordan des Golfsports. Er hat bewiesen, dass er Golf verkaufen kann“, lobte einst der langjährige US-Tour-Chef Tim Finchem den neuen Publikumsliebling. Woods holte den Golfsport in den USA aus dem Nischendasein und ließ die TV-Einschaltquoten und die Preisgelder auf der PGA-Tour explodieren. Alle anderen Profis profitierten von dem charismatischen Superstar.

Doch was noch viel wichtiger war: Woods überwand mit dem Masters-Triumph 1997 auch ethnische Barrieren. Er war der erste Schwarze, der eines der vier bedeutendsten Turniere im Golfsport gewann. Woods triumphierte genau an jenem Ort, der in der Vergangenheit wie kein anderer als Heimstätte für das weiße Establishment galt: Dem Augusta National Golf Club. Dessen Mitbegründer Clifford Roberts (geboren 1894, gestorben 1977) soll einmal gesagt haben: „So lange ich lebe, werden Golfer weiß und Caddies schwarz sein.“

Woods war aber nicht der erste schwarze Golfer, der im Augusta National Golf Club spielen durfte. Diese Ehre wurde Lee Elder beim Masters 1975 zuteil. Als Woods am Sonntag seinen historischen Triumphzug beendet hatte, wusste er, dass auch er zur Überbrückung ethnischer Differenzen beigetragen hatte. „Mein Sieg wird viele Türen öffnen und Menschen zum Golf bringen, die vorher nicht dran gedacht hatten“, sagte Woods damals. Er sollte Recht behalten. (dpa)



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