Der Traum vom Haus am Meer

Zweitwohnungen in den Bergen oder an der Küste waren schon vor der Corona-Krise begehrt. Nun verstärkt die Pandemie den Wunsch, in der eigenen Ferienimmobilie auf Abstand zu gehen. Davon profitieren nicht nur die klassischen Urlaubsgegenden.
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Reetgedeckte Ferienhäuser stehen auf der Ostseeinsel Poel.Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/dpa
Epoch Times2. Februar 2021

Frankfurt/Main (dpa) – Ein Haus am See, eine Wohnung mit Meeresblick oder ein Rückzugsort in den Bergen: Schon lange vor der Corona-Krise waren Ferienimmobilien der Traum vieler Menschen – wohl auch, weil er für viele mangels Geld unerfüllt blieb.

Die Zweitwohnung oder das Wochenendhäuschen versprechen Abstand vom Alltag, Ruhe vor der Enge der Stadt und mehr Grün. In Corona-Zeiten ist das erst recht gefragt.

„Die Nachfrage nach Ferienimmobilien ist definitiv höher als vor der Krise“, sagt Daniel Ritter, geschäftsführender Gesellschafter beim Makler von Poll. „Der Wunsch, aus der Stadt in die Natur zu entfliehen und Kontakten aus dem Weg gehen zu können, hat sich noch verstärkt“. Die Preise etwa für die begehrten Ferienwohnungen auf den Nordseeinseln, die schon vor der Pandemie 10.000 Euro je Quadratmeter und mehr kosteten, seien 2020 nochmals um rund 20 Prozent gestiegen. Im Vordergrund stehe die Eigennutzung, nicht das Vermieten.

Die Nachfrage balle sich unverändert in den Urlaubsregionen wie Nord- und Ostsee, Alpen und Schwarzwald, sagt Ritter. „In der Corona-Krise werden aber auch Regionen beliebter, die im Schatten der Top-Ziele stehen, zum Beispiel Eifel, Mosel, Spreewald und Mecklenburgische Seenplatte.“ Sie profitierten davon, dass sie nahe an Metropolen wie Frankfurt, Düsseldorf, Köln und Berlin liegen. Generell sei Erreichbarkeit in der Pandemie ein Thema: „Die Lust auf Flugreisen ist nicht so groß“, sagt Ritter. Corona stärke den heimischen Markt.

Auch der Makler Engel & Völkers verzeichnet mehr Interesse an Ferienimmobilien in Deutschland. „Die Nachfrage an der Nord- und Ostseeküste sowie in den Alpenregionen und an den süddeutschen Seen ist infolge der Corona-Pandemie deutlich gestiegen“, sagt Vorstandsmitglied Kai Enders. Wachsende Preise in Verkauf und Vermietung bestätigten das, zudem boome der Inlandsurlaub.

Besonders beliebt seien ruhige, abgelegene Kleinstädte und Standorte, die genug Raum für Abstand und dennoch eine gute Anbindung böten – etwa an medizinische Einrichtungen und schnelles Internet, so Enders.

Wer aber in heiß begehrten Urlaubsgegenden eine Ferienwohnung kaufen will, muss viel Geld mitbringen. Die höchsten Preise für Ferienhäuser registriert Engel & Völkers auf Sylt. Auf der mondänen Nordseeinsel kosteten Ferienwohnungen in sehr guter Lage bis zu 20.000 Euro pro Quadratmeter. Dieses Niveau werde auch auf Norderney sowie am Tegernsee und im Starnberger Fünf-Seen-Land erreicht, so der Makler.

Daneben seien aber auch Immobilien im Preissegment von rund 150.000 Euro beliebt. Kunden aus der Stadt interessierten sich zum Beispiel stark für Objekte in Schleswig Holstein, die sie ohne Kredit mit Eigenkapital kaufen könnten. Billiger wird es im Hinterland: „Ist das Wasser nicht mehr sichtbar und nimmt man einige Minuten Fahrtzeit in Kauf, hat man ein ganz anderes Preisniveau“, sagt Ritter.

Ferienwohnungen werden in Corona-Zeiten aber nicht mehr nur zum Urlaub nachgefragt. „Wir beobachten den Trend, dass Feriendomizile und Zweitwohnsitze auch verstärkt zum mobilen Arbeiten genutzt werden“, heißt es bei Engel & Völkers. Die Pandemie mit dem Ausfall von Geschäftsreisen und physische Kundenterminen macht es möglich.

Beim Kauf von Ferienwohnungen gebe es jedoch einige Tücken, meint Mathias Wahsenak, Geschäftsführer der Landesbausparkassen Immobilien GmbH in Potsdam. Sie vertreibt Zweitwohnungen etwa an der Ostsee. Prinzipiell dürften gar nicht alle Ferienimmobilien vermietet werden, erklärt Wahsenak. Und die Top-Standorte an der Küste seien zwar wertstabil, aber eben auch teuer. Das drückt die Rendite. „Zur Kapitalanlage lohnt das nur bedingt, eher zum Geld parken.“

Verkauft würden viele Zwei- und Dreizimmerwohnungen und Ferienhäuser, die teils selbst genutzt und teils vermietet würden. Angesichts niedriger Zinsen und des boomenden Deutschland-Urlaubs sei das Angebot knapp. Ältere Bestandsimmobilien gebe es ab etwa 2000 Euro pro Quadratmeter, Neubauten begännen bei knapp 4000 Euro. Nicht zu unterschätzen seien die Verwaltungskosten, die 20 bis 30 Prozent der Mieteinnahmen ausmachten. Damit sich die Investition lohne, solle die Ferienwohnung an 120 bis 150 Tagen im Jahr vermietet werden.

Komplizierter werde es bei Ferienwohnungen im Ausland, etwa am Mittelmeer. „Die Rechtssicherheit, die Beurkundung des Kaufvertrages, unser Grundbuchwesen und Baurecht sind im Ausland nicht immer vorhanden“. Als Liebhaberei könne sich ein Kauf lohnen, aber am besten mit einem Experten an der Seite. „Wenn Sie im Ausland auf eigene Faust losziehen, können Sie eine böse Überraschung erleben.“

Washenak rät auch, die Ferienregion einmal abseits der Urlaubszeit zu bereisen. Denn der Traum von der Zweitwohnung hält nicht immer der Realität stand. „Häufig sind frische Besitzer überrascht, dass außerhalb der Saison viele Geschäfte, Bars und Restaurants nicht geöffnet sind“, sagt Washenak. „Wenn kein Licht im Ort mehr brennt und alles verrammelt ist, kann sich schnell Tristesse breitmachen.“ (dpa)



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