Freier Handel reduziert die Ausgaben für Verteidigung und Rüstung

"Mit jeder Milliarde US-Dollar, um die der Handel zwischen den USA und Russland wächst, sinken die Ausgaben für Rüstungsgüter und Soldaten um 115 Millionen US-Dollar und zwar weltweit." Das ist das Fazit einer Analyse, veröffentlicht im Journal of International Economics.
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Ein Händler an der New Yorker Börse: Wie frei darf der Handel sein, damit es keine Kriege gibt?Foto: Andrew Burton/Getty Images
Epoch Times23. August 2015

"Der Abbau von Handelsbarrieren, die Ermöglichung eines freien Handels, sie führen zu einer Reduktion der Ausgaben für Verteidigung und reduzieren die Wahrscheinlichkeit eines Krieges."

Zu diesem Ergebnis kamen Michael Seitz, Alexander Tarasov und Roman Zakharenko in einer umfangreichen Analyse, die wirtschaftswissenschaftliche Zusammenhänge auf Grund vieler Variablen und vieler Modelle herstellt. Veröffentlicht im Journal of International Economics.

Die Studie basiert auf Datensätzen der Weltbank, des Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) sowie einer Reihe von Datensätzen, die bilaterale Handelsbeziehungen zeigen.

Die Autoren untersuchten die wechselseitige Abhängigkeit (Interdependenz) der Staaten anhand von drei Paaren: Israel und Jordanien, USA und Russland, Nord- und Südkorea.

Daran untersuchten sie, welche Effekte die Beendigung und Beilegung von Kriegen und die Aufnahme von Handelsbeziehungen zwischen den ehemaligen Gegnern in Bezug zum Welthandel und ihren Handelsbeziehungen hat.

Allgemein bekannt dürfte sein, dass nach dem Ende eines Krieges und der Aufnahme von Handelsbeziehungen die Ausgaben für Rüstung und Verteidigung sinken und sich der Wohlstand erhöht. Kein Land kann isoliert betrachtet werden, es werden nach Kriegen überall neue Märkte erschlossen, neue Handelsbeziehungen begonnen und das Export/Importverhalten verändert sich.

Die Autoren haben nun errechnet, "dass mit jeder Milliarde US-Dollar, um die der Handel zwischen den USA und Russland wächst, die Ausgaben für Rüstungsgüter und Soldaten um 115 Millionen US-Dollar sinken, und zwar weltweit".

Sciencsfiles  geht auch auf den Umkehrschluss ein: "Wirtschaftssanktionen, die mit einer tatsächlichen Reduktion des Handels einhergehen, erhöhen die Ausgaben für Rüstungsgüter und Soldaten, und sie erhöhen die Kriegsgefahr."

"Eine andere Konsequenz ist etwas misslich für all diejenigen, die als Globalisierungsgegner, als Gegner des Kapitalismus und vor allem als Gegner eines freien Handels durch die Welt tingeln und von sich behaupten, sie seien Pazifisten, denn sie sind nicht beides: Entweder sie beharren auf ihrer Anti-Haltung gegen freien Handel, dann sind sie Kriegstreiber oder sie beharren auf ihrem Pazifismus, dann können sie nicht gegen freien Handel sein – empirsch betrachtet."

Freier Handel oder Krieg? So einfach ist das nicht

Ein paar Fragen aus den Kommentaren in diesem Zusammenhand:

1. Wer hat die Studie bezahlt? Gerade Bayerns Wohlstand beruht auf Export von Rüstungsgütern.

2. Die Rolle der USA: Sie hetzen Länder aufeinander und machen selbst Profit – der Handel der USA mit Russland steigt. Es wäre demnach interessant zu sehen, ob diese Zusammenhänge auch für das Paar Europa-Russland gelten.

3. Ist die Studie Werbung für TTIP und andere Freihandelsabkommen?

4. Wie frei darf der Handel sein?

Hier das Original des Ergebnisses und eine Übersetzung.

"The principal message of this paper is that increases in international trade, especially those between belligerent nations, may lead to much larger positive welfare effects than estimated by existing models of trade. In the three counterfactual experiments presented in this paper, the magnitude of the additional welfare effects due to defense spending cuts worldwide is comparable to that of direct welfare effects of increased trade. We also show that the welfare effects or rising trade apply not only to the two trading partners, but also to other nations, often on other continents, due to interdependence in global political relations and of national defense spending (315)"

Übersetzung: "Die Hauptbotschaft dieser Arbeit ist, dass der Anstieg im Außenhandel, besonders der zwischen kriegführenden Staaten, zu größeren positiven Wohlfahrtseffekten führen könnte, als in bestehenden Handelsmodellen geschätzt. Die drei konterfaktischen Experimente, die in dieser Arbeit präsentiert werden, zeigen, dass das Ausmaß der zusätzlichen Wohlfahrtseffekte, die durch weltweite Kürzungen in Rüstungsausgaben verursacht werden, mit den unmittelbaren Wohlfahrtseffekten durch den stärkeren Handel vergleichbar ist. In dieser Arbeit wird auch gezeigt, dass die Wohlfahrtseffekte oder der zunehmende Handel nicht nur für die beiden Handelspartner, sondern, durch die gegenseitige Abhängigkeit in den globalen politischen Beziehungen und in den staatlichen Rüstungsausgaben, auch für andere Staaten, die sich oft auf anderen Kontinenten befinden, gelten." 

Die Autoren kommen von der Ludwig Maximilian Universität München (Seitz/Tarasov) und der National Research University Higher School of Economics / Moskau (Zakharenko).

Michael Seitz, Michael, Tarasov, Alexander & Zakharenko, Roman (2015). Trade Costs, Conflicts, and Defense Spending. Journal of International Economics 95(2): 305-318. (Quelle z.B. hier, download) (ks)



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