Gold, Geld und Euro

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Lies meine Lippen: Großes Medieninteresse am IWF-Direktor für die kriselnden PIGS-Staaten, Arrigo Sadun. Er sprach Anfang Dezember am Expertenforum "Nobels Colloquia" in Venedig.Foto: Florian Godovits / The Epoch Times
Von 13. Dezember 2010

Eigentlich war’s ja ein sehr gutes Wirtschaftsjahr, das Jahr 2010. Also alles super: Deutschlands Exporte steigen massiv, der DAX legte bis zum 12. Dezember im Jahresvergleich um mehr als 20 Prozent zu, der Goldpreis hebt weiterhin ab, die Inflation ist zumindest offiziell weiterhin unter Kontrolle; und der Arbeitsmarkt – na gut, es dauert halt noch, bis sich der auch so gut erholt, aber die Arbeitslosenzahlen sind zumindest rückläufig. Her mit dem Schampus also! Lassen wir’s im Vorweihnachtsgeschäft und zu Sylvester endlich wieder mal hemmungslos knallen. Oder? So recht will sich dieses befreite Aufatmen nicht einstellen.

Denn da liegt doch noch etwas unter dem Kopfkissen jedes Einzelnen von uns, von dem wir hoffen, dass es – wie dereinst der schlechte Zahn von der Zahnfee – abgeholt wird: Es ist der prall gefüllte Schuldensack, der uns quält. Die Staatsschulden sind europaweit in illustre Höhen gestiegen und in Portugal, Spanien und Griechenland ist es wahrscheinlicher, dass der Pleitegeier den Schuldensack abholt als eine gute Schuldenfee. Auch wenn derzeit ein heftiges Ringen um einen weiteren Rettungsschirm der EU für die bedrohten Staaten beziehungsweise den Euro stattfindet, eine Insolvenz einiger EU-Staaten wird immer wahrscheinlicher. Die Kommunen sind ebenso vielerorts tief in den roten Zahlen, und auch die Zahl der Privatinsolvenzen nimmt in den vergangenen Monaten beständig zu. 2010 dürfte hier in Deutschland ein „Rekordjahr“ werden mit insgesamt 140.000 Privatkonkursen. Das wären 3.000 mehr als im bisher schwärzesten Jahr 2007.

Der für die sogenannten PIGS-Staaten – Portugal, Italien, Griechenland und Spanien – beim Internationalen Währungsfonds (IWF) zuständige Direktor Arrigo Sadun gab sich Anfang Dezember bei den „Nobels Colloquia“ in Venedig, einem Expertenforum mit hoher Nobelpreisträgerdichte, zwangsoptimistisch. Aber in manchen Nebensätzen schwang Bedrohliches mit. Wichtig sei, die „europäische Idee“ weiterzuverfolgen und aufrechtzuerhalten – auch im Falle eines Scheiterns des Euro. Noch vor einem Jahr wären solche Töne undenkbar gewesen. Zumindest von den offiziellen Experten. Dafür rücken vermeintliche Verschwörungstheoretiker immer näher an die Aussagen von Volkswirten heran, die oft entweder ratlos oder uneins klingen. Bei den „Nobels Colloquia“ traten die Nobelpreis-dekorierten Ökonomen Eric Maskin (2007) und Edward Prescott (2004) zur Diskussion an, ersterer für eine zentralisierte Finanzpolitik der EU, der andere ein klarer Gegner einer solchen Idee. Worin sich die beiden einig waren: Sie fänden es schade, würde der Euro zusammenbrechen. Ausschließen wollten sie ein solches Szenario jedoch beide nicht.

Maskin argumentierte, dass die Krise ein „Produkt der Asymmetrie von Fiskal- und Geldpolitik“ sei. Die Problemlösung könne nicht allein an der Zinspolitik der Staaten hängen bleiben, so Maskin. Die Länder seien auch fiskalpolitisch in der Pflicht. Darin stimmt er mit Prescott überein; dieser ist jedoch klar gegen ein „EU-Finanzamt“, während Maskin in einem solchen den einzigen Ausweg aus dem Dilemma und der Krise sieht. Diese sei nicht in zwei Jahren vorbei, sie könne zwei weitere Jahre dauern.

Wer sich die Lage am Anleihenmarkt ansieht, dem ist klar, dass ein Eckpfeiler unserer gesamten Wirtschaft – seit der Abkehr von Goldstandards für unser Papiergeld – weiterhin am Boden liegt: das Vertrauen. Und ohne dieses Vertrauen kann ein System nicht aufrechterhalten werden, das darauf vertraut, dass der Einzelne dem vom Staat gedruckten Papier-„Schuldschein“ jenen Geldwert auch tatsächlich beimisst. Womit wir dann wieder bei der Schuldenfee wären.



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