Insolvenz von Hallhuber als nächstes Kapitel: Der Modebranche geht die Luft aus

Das Unternehmen Hallhuber meldet Insolvenz an, Peter Hahn befindet sich im Schutzschirmverfahren. Die Modebranche in Deutschland bleibt unter Druck: Corona wirkt nach – und die Inflation tut ihr Übriges.
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist 2023 um 16,2 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 gestiegen.
Die nächste Insolvenz hat die Modebranche erreicht.Foto: Peter Kneffel/dpa
Von 27. Oktober 2023

Die Modebranche in Deutschland bleibt tief in der Krise. Mit dem Unternehmen Hallhuber wird ein weiteres Traditionshaus Ende des Monats seine Pforten schließen. Bis zuletzt hatte man vergeblich nach einem Investor Ausschau gehalten, berichtet der „Münchner Merkur“.

Bereits in den vergangenen Monaten hatten mehrere zum Teil prominente Unternehmen der Modebranche in Deutschland die Segel gestrichen. Dazu gehörten Größen des stationären Einzelhandels wie Gerry Weber, Reno, Peek & Cloppenburg oder Galeria. Von der allgemeinen Entwicklung verschont blieben jedoch auch Versandhändler wie Klingel nicht.

Entwicklung in der Modebranche für viele nicht überraschend

Das 1964 gegründete Modehaus Peter Hahn befindet sich zudem im Schutzschirmverfahren, meldet die „Wirtschaftswoche“. Der Anbieter von Mode für Damen über 45, der im Luxussegment begonnen hatte, betreibt 17 Filialen mit insgesamt 1.000 Mitarbeitern in Deutschland und der Schweiz.

In diesem Fall ist jedoch eine Sanierung in Eigenverwaltung möglich, der Insolvenzverwalter übt lediglich eine Aufsicht aus. Einschränkungen im Betrieb oder Kündigungen sind noch nicht zu verzeichnen.

Für Beobachter kommt die Entwicklung nicht überraschend. Für den Niedergang der Modebranche gibt es eine Vielzahl an Gründen, die auch in anderen Teilen des Einzelhandels Bedeutung haben. Dazu kommen einige branchenspezifische Faktoren.

Verbraucher halten sich zurück – Inflation treibt die ohnehin schon hohen Innenstadtmieten

In der Corona-Zeit waren Modegeschäfte besonders lange von Lockdownmaßnahmen oder Einschränkungen betroffen. Einige von ihnen waren bis zu sechs Monate lang geschlossen. Der Umsatzverlust im Vergleich zu 2019 betrug im Corona-Jahr 2020 nicht weniger als sechs Milliarden Euro. Die staatliche Unterstützung deckte vielfach kaum die Fixkosten. Händler mussten Ersparnisse aufbrauchen oder Schulden machen.

Konnte sich die Nachfrage nach Mode in der Corona-Zeit nicht entfalten, sind es jetzt zunehmend die Verbraucher, die ihr Geld bei sich behalten. Die hohen Energiepreise, die Inflation und die Krisenstimmung haben dazu geführt, dass zum Teil ein regelrechter Konsumstreik stattfindet.

Für die Modebranche ist dies doppelt bitter, da vor allem stationäre Einzelhändler in diesem Bereich an besten Innenstadtlagen interessiert sind. Dort sind die Mieten jedoch besonders hoch, und die Inflation treibt zunehmend neben den Mieten auch noch die Nebenkosten.

Modebranche schon vor Corona strukturell herausgefordert

Wenn die Sparneigung der Menschen hoch ist, gilt modische Kleidung nicht nur schnell als vermeidbare Luxusausgabe. Es fallen auch Anlässe weg, sich modisch anzuziehen – etwa Partys, Reisen oder Bürobesuche.

Einige strukturelle Probleme hatten sich jedoch bereits vor den Krisen der 2020er-Jahre angedeutet. So klagte die Modebranche damals schon über vielfache Überproduktion, Rabattschlachten, dadurch bedingte geringe Margen und mangelnde Innovation. Dies hatte das Wirtschaftssegment bereits im Vorfeld von Corona geschwächt.

Darüber hinaus ist die Konkurrenz durch den Onlinehandel stark. Dessen Umsätze waren in der Corona-Zeit nicht nur erheblich gestiegen. Viele Kunden fanden auch Gefallen am bequemen Einkauf inklusive Anprobieren von zu Hause aus. Die Krisen haben bestehende Schwächen vielfach erst in vollem Umfang zutage treten lassen.



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