Solarwatt: Fabrik in Dresden gefährdet – „bald keine produzierende Solarindustrie mehr in Europa“

Als einer der wenigen deutschen Solarkonzerne, die den Niedergang in den 2010ern überlebt haben, denkt nun auch Solarwatt über eine Schließung seines Werks in Dresden nach. Modulhersteller könnten mit der Billigkonkurrenz aus China nicht mehr mithalten.
In China werden viele Solarmodule produziert.
In China werden viele Solarmodule produziert – auch unter Einsatz von Zwangsarbeit.Foto: Zhang Cheng/XinHua/dpa
Von 28. Januar 2024

Die Deindustrialisierung in Deutschland schreitet voran – auch in Branchen, die eigentlich zu den Stützen der sogenannten Energiewende gehören sollten. In der Vorwoche hatte der Schweizer Solarmodulhersteller Meyer Burger angekündigt, die Schließung seines Werks im sächsischen Freiberg mit 500 Beschäftigten vorzubereiten. Auch der 1993 gegründete Branchenkollege Solarwatt ist sich nicht sicher, ob sein Werk in Dresden bestehen bleiben kann.

Chef von Solarwatt sieht Lage „deutlich schlimmer“ als in der ersten Solarkrise

Wie der Vorstandschef von Solarwatt, Detlef Neuhaus, gegenüber dem „Handelsblatt“ äußert, werde man bis zum Ende des Jahres eine Entscheidung über den Standort Dresden fällen müssen. Die Situation sei „deutlich schlimmer als bei der letzten Solarkrise“.

Damals waren Subventionen ausgelaufen, die eigentlich helfen sollten, Deutschland zum Weltführer auf dem Solarmarkt zu machen. Stattdessen wanderten Produktion und häufig auch Manager ehemaliger Solar-Valley-Protagonisten nach China ab.

Heute, so Neuhaus, gehe es noch um deutlich mehr als um fehlende Wirtschaftlichkeit. Heute wäre diese grundsätzlich da. Dennoch könne man mit der Konkurrenz nicht mithalten – auch wegen unfairer Wettbewerbsbedingungen. Das kommunistische Regime in China ermögliche es seinen Konzernen, mithilfe von Subventionen in einen ruinösen Dumpingwettbewerb einzutreten.

Schutzmaßnahmen der USA und Indiens gegenüber eigener Produktion

Die Konkurrenz aus Asien habe schon immer günstiger produziert, erläuterte der Solarwatt-Chef. Die Größenordnung sei jedoch mittlerweile eine vollkommen andere:

„Mittlerweile verkaufen diese Anbieter noch einmal 20 Prozent unter ihren Produktionskosten. Innerhalb der vergangenen sechs Monate sind die Preise um über 50 Prozent gefallen. Und das können wir irgendwann nicht mehr darstellen.“

Zudem sorgten Preistreiberei, Inflation und Zinsentwicklung auf dem Immobilienmarkt und im Bauwesen für einen deutlichen Rückgang der Inlandsnachfrage. Immer weniger Menschen wagten es noch, ein Haus zu bauen.

Neben den chinesischen Dumpingpraktiken würden auch die Schutzmaßnahmen der USA und Indiens zum Wohle der eigenen Produktion die Lage erschweren. Ohne diese Sachverhalte wäre auch die deutsche Solarmodulindustrie wettbewerbsfähig, so Neuhaus.

Solarwatt würde in anderen Segmenten präsent bleiben

Wie der CEO von Solarwatt betont, gehe es nicht primär um Marktanteile. Es gehe jedoch darum, Forschung, Entwicklung und Produktion im Bereich der erneuerbaren Energien in Deutschland und Europa zu erhalten. Noch habe man eigene Einrichtungen, die Spitzenforschung betrieben, und Unternehmen mit fortgeschrittener Technologie. Dies könne jedoch schon bald vorbei sein:

„Wenn die Politik jetzt keine Lösung findet, dann bin ich davon überzeugt, dass es keine nennenswerte produzierende Solarindustrie in Europa geben wird. Und das werden wir bereuen. In sechs bis zehn Jahren werden wir sehen, dass alles in der Entwicklung in asiatischer Hand ist.“

Auf einem Energiegipfel des „Handelsblattes“ hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Hilfsbereitschaft signalisiert. Genauere Angaben oder Zusagen gab es seinerseits nicht. Solarwatt-Chef Neuhaus drängt auf Entscheidungen:

„Wenn das den Bach runtergeht, ist die Politik maßgeblich dafür verantwortlich.“

Ein völliges Aus für Solarwatt wäre eine Schließung des Werks in Dresden nicht. Man habe sich geschäftlich auch in anderen Bereichen aufgestellt. An der prekären Lage der Solarmodulhersteller ändert das wenig.

Habeck brachte „Resilienz-Bonus“ ins Spiel – FDP skeptisch

Bereits vor einem Jahr hatte Habeck, wie die „Tagesschau“ berichtete, einen sogenannten Resilienz-Bonus in Aussicht gestellt. So solle es höhere Vergütungen für Solarstrom für all jene geben, die in ihren Anlagen Komponenten mit einer bestimmten Wertschöpfung aus Deutschland oder Europa einsetzten.

Auch solle ein positiver CO₂-Effekt bei der Herstellung von Modulen und anderen Komponenten durch Vergünstigungen für deren Verwender honoriert werden. Dieser sei bei der Produktion in Deutschland meist geringer als in China. Im sogenannten Solar-Paket der Ampel war dieser Ansatz schon vorgesehen. Die FDP zeigt sich einem weiteren bürokratischen Subventionssystem gegenüber jedoch zurückhaltend.



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