Strom bleibt teuer – Fachleute raten zum Wechsel

Die Einkaufspreise für Strom an der Börse sind seit Jahren im Tiefflug, beim Endverbraucher kommt davon aber kaum etwas an. Auch für die zweite Jahreshälfte und 2017 erwarten Fachleute keine spürbare Entlastung. Die Großhandels-Strompreise an den Börsen liegen aktuell deutlich unter 3 Cent pro Kilowattstunde, Endverbraucher zahlen fast 30 Cent.
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Kunden, die niemals Tarif oder Anbieter gewechselt haben, zahlen deutlich mehr.Foto: Arno Burgi/dpa
Epoch Times28. Juni 2016

Die Einkaufspreise für Strom an der Börse sind seit Jahren im Tiefflug, beim Endverbraucher kommt davon aber kaum etwas an. Viele Privatkunden müssen weiter annähernd 30 Cent pro Kilowattstunde oder knapp 100 Euro im Monat für den Strom einer vierköpfigen Familie zahlen.

Das sind nach Dänemark die zweithöchsten Strompreise Europas. Im ersten Halbjahr ist der Preis der Grundversorger im Bundesschnitt nach Angaben der Vergleichsportale Verivox und Check24 sogar um fast ein Prozent gestiegen, statt zu sinken.

Auch für die zweite Jahreshälfte und 2017 erwarten Fachleute keine spürbare Entlastung. Sinkenden Beschaffungspreisen stünden voraussichtlich Erhöhungen bei den staatlich regulierten Lasten wie EEG-Umlage und Netzentgelten gegenüber, sagte Verivox-Geschäftsführungsmitglied Jan Lengerke.

Nach seinen Angaben haben in den ersten sechs Monaten fast 30 Prozent der 832 Strom-Grundversorger die Preise um durchschnittlich drei Prozent erhöht. Nur jeder zehnte Versorger habe den Preis gesenkt. Unter dem Strich steht ein Plus bei den Stromkosten von 0,7 Prozent. Ähnliche Ergebnisse errechnete Check24, hier kam man auf einen Anstieg der Grundversorgungstarife von 0,8 Prozent.

Angegebener Hauptgrund für die Teuerung: Ausbau der Stromtrassen

Warum geht die Belastung der Haushaltskunden einfach nicht zurück, obwohl sich die Großhandels-Strompreis an den Börsen in den vergangenen Jahren mehr als halbiert hat und aktuell deutlich unter 3 Cent pro Kilowattstunde liegt?

Ein Grund ist der teure Ausbau der Netze, den die Energiewende mit ihren vielen neuen Stromproduzenten nötig macht. Die Bundesnetzagentur bezifferte die Kosten allein für die neuen Leitungen an Land – ohne Offshore-Netze – bisher auf 18 Milliarden Euro.

Da jetzt aus Akzeptanzgründen die deutlich teureren Erdkabel Vorrang bekommen, wird sich diese Summe noch erhöhen. Dies zahlen die Verbraucher über die Netzentgelte, die bereits mehr als ein Fünftel des Strompreises ausmachen und seit 2011 kontinuierlich steigen.

Die Ausbaukosten fallen aber nur schrittweise an und werden über einen langen Zeitraum abgezahlt, betont ein Sprecher der Bundesnetzagentur. Sie brächten deshalb nur leichte Anstiege für den Strompreis. Aktuell fielen die Kosten für die Systemstabilisierung viel mehr ins Gewicht als der Netzausbau: Wenn Wind- und Solarparks abgeschaltet werden müssen, weil sonst das Stromnetz in die Knie geht, werden die Besitzer dafür entschädigt – auf Kosten aller Stromkunden. 2015 waren das allein rund eine Milliarde Euro.

Eine schwere Last für den Strompreis bleibt auch die EEG-Umlage von aktuell 6,35 Cent pro Kilowattstunde für die Vergütung der Erneuerbaren-Anlagen. Hier erwarten Fachleute wie der Chef des Energie-Beratungsunternehmens Agora Energiewende, Patrick Graichen, im nächsten Jahr noch einen Anstieg auf um die 7 Cent pro Kilowattstunde. Dies werde aber möglicherweise durch ein weiteres Fallen des Börsenstrompreises ausgeglichen, sagt Graichen.

Ein schlichter Grund für hohe Strompreise liegt bei den Versorgern: Sie geben ihre Vorteile im Stromeinkauf vielfach nur an Kunden weiter, deren Tarife im Wettbewerb stehen. Die sogenannten Grundversorgungskunden, die niemals Tarif oder Anbieter gewechselt haben, zahlen dagegen deutlich mehr. Fast ein Drittel der Stromkunden haben nach den jüngsten Zahlen der Bundesnetzagentur noch solche Verträge. Mit einem Wechsel lassen sich teils hunderte Euro sparen.

„Die Preise im Einkauf für die Energieversorger sind seit drei Jahren eingebrochen und sinken immer mehr. Das muss endlich bei den Kunden ankommen“, fordert die Grünen-Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn. (dpa)



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