Mitten in der Krise: Durchbruch im Ringen um VW-Haustarif

Der VW-Haustarif ist Deutschlands größter Firmentarif. Details des neuen Vertrages sollen im Laufe des Freitags bekanntgegeben werden.
Titelbild
Mitarbeiter an einer Fertigungslinie des Golf VII im Volkswagen-Werk in Wolfsburg.Foto: Julian Stratenschulte/Archiv/dpa
Epoch Times20. Mai 2016
Am Ende lief es trotz Diesel-Krise ohne Verzögerungen: Vertreter der Gewerkschafts- und Arbeitgeberseite bei VW haben einen Abschluss für die 120 000 Mitarbeiter im Haustarif erzielt.

Die IG Metall und das Unternehmen einigten sich in der Nacht in Hannover in ihrer dritten Gesprächsrunde. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Morgen aus Verhandlungskreisen.

Der VW-Haustarif ist Deutschlands größter Firmentarif. Details des neuen Vertrages sollen im Laufe des Freitags bekanntgegeben werden. Sie werden mit Spannung erwartet, vor allem weil der Konzern wegen des Diesel-Skandals in seiner größten Krise steckt und eisern sparen muss.

Insider gehen davon aus, dass eine Übernahme des jüngst geglückten Pilotabschlusses aus der Metall- und Elektrobranche auch Teil der Lösung im VW-Haustarif sein dürfte. Dieser Kompromiss im Flächentarif sieht bei insgesamt 21 Monaten Laufzeit zunächst eine Einmalzahlung von 150 Euro und dann in zwei Schritten mehr Geld vor: 2,8 Prozent ab Juli 2016 und weitere 2 Prozent ab April 2017. In den vergangenen Jahren hatte Europas größter Autobauer für seinen Haustarif stets die Einigungen aus der Fläche übernommen. Darauf deutete auch bei den nun in der Nacht beendeten Haustarif-Verhandlungen einiges hin. Inhalte des Abschlusses waren am Morgen aber zunächst nicht zu erfahren.

Zuletzt hatte die IG Metall bei VW Zusatzleistungen durchgesetzt wie etwa Extrazuschüsse für die Rente oder Einmalzahlungen, die über das Lösungspaket des Flächentarifes hinausgingen. Ob das in Zeiten der milliardenteuren Diesel-Krise diesmal erneut gelang, ist ungewiss. Zudem ging es bei VW anders als im Flächentarif auch darum, die Altersteilzeit neu zu regeln. Sie läuft Ende dieses Jahres aus.

Der VW-Haustarif gilt in den sechs westdeutschen VW-Werken Emden, Hannover, Wolfsburg, Salzgitter, Braunschweig und Kassel sowie bei der Finanztochter aus Braunschweig. Die 120 000 Mitarbeiter repräsentieren jede fünfte Stelle im Konzern.

Ein Abschluss in Anlehnung an den Kompromiss im Flächentarif wäre für beide Seiten ein Gewinn: Die Gewerkschaft und der VW-Betriebsrat könnten die Einigung als weiteres Signal dafür verkaufen, dass die Mitarbeiter die Folgen der Krise nicht auch mit eigenen Einbußen bezahlen müssen. Das wäre ein erneuter Erfolg, denn vor Pfingsten war die Einigung geglückt, dass die Tarifbelegschaft bei VW selbst für das Verlustjahr 2015 eine Gewinnbeteiligung erhält. Es fließen 3950 Euro, obwohl die Mitarbeiter wegen des milliardenschweren Fehlbetrags in der Konzernbilanz eigentlich keinen Anspruch auf Boni hatten. Eine Einigung mit dem Vorstand machte die Ausnahme dennoch möglich. Für das Rekordjahr 2014 war noch ein Drittel mehr geflossen: 5900 Euro.

Aber auch die Arbeitgeberseite könnte einen Abschluss auf Flächenniveau als ihren Vorteil werten. Denn die lange Laufzeit von fast zwei Jahren brächte VW Planungssicherheit. Die Haustarif-Personalkosten pro Kopf würden damit bis ins Jahr 2018 hinein genauer kalkulierbar.

Die IG Metall war mit zwei Zielen in die VW-Haustarifverhandlungen gegangen: 5 Prozent mehr Geld bei zwölf Monaten Laufzeit und eine Verlängerung des Altersteilzeitvertrages. Die Arbeitgeber waren auch in der zweiten Runde Anfang Mai noch ohne ein Angebot geblieben.

(dpa)

Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion