Peek & Cloppenburg: Steuergelder in Millionenhöhe zu viel einkassiert

Peek & Cloppenburg ist Deutschlands größter Modehändler – und seit März in der Insolvenz. Nun stellt sich heraus, dass das Traditionsunternehmen während der Corona-Pandemie zu viel Geld vom Staat erhalten haben soll. Ob eine Rückzahlung folgt, ist zu bezweifeln.
Peek & Cloppenburg
Eine Filiale des Modehauses Peek & Cloppenburg im Oktober 2021 in Berlin.Foto: Omer Messinger/Getty Images
Von 7. August 2023

Das Düsseldorfer Modeunternehmen Peek & Cloppenburg hat vor seiner Insolvenz offenbar mehr Geld vom Staat bekommen als bisher angenommen. Wie der „Spiegel“ unter Berufung auf das Wirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalens berichtete, flossen während der Corona-Pandemie insgesamt 52 Millionen Euro im Rahmen der Überbrückungshilfe III an das Unternehmen.

Mit dieser Überbrückungshilfe aus Steuergeldern stützte der Staat zwischen November 2020 und Juni 2021 Unternehmen. In dieser Zeit litten diese besonders aufgrund der Corona-Maßnahmen unter sinkenden Umsätzen.

Maximalbetrag für Peek & Cloppenburg

Die Gelder seien damals auf Basis von Prognosen bewilligt worden, erklärte das Ministerium laut dem Bericht. Der von Peek & Cloppenburg erhaltene Betrag sei der „beihilferechtliche Maximalbetrag“ gewesen. Nun könne anhand der tatsächlichen Geschäftszahlen errechnet werden, wie viel Geld möglicherweise zu viel gezahlt wurde.

Der Staat könnte seine Hilfszusage durch die angemeldete Insolvenz zwar widerrufen, die Forderungen müssten aber von den Bezirksregierungen beim Insolvenzverwalter angemeldet werden. Dass der Bund zu viel gezahltes Geld zurückbekommt, sei demnach fraglich, berichtete das Magazin. Das Modeunternehmen argumentiert laut „Spiegel“ ohnehin, dass Überbrückungshilfen nicht zurückgezahlt werden müssen.

Vorige Woche war bekannt geworden, dass die Modekette vor der Insolvenz auch einen dreistelligen Millionenbetrag als KfW-besicherte Kredite vom Bund erhalten hatte. Auch dieses Geld dürfte das Unternehmen laut „Manager Magazin“ nicht an den Staat zurückzahlen können.

Der Grund: Während der Corona-Pandemie haben die Firmeninhaber viele Vermögenswerte des Unternehmens in die Schweiz transferiert. Letztlich blieb eine völlig entkernte Firmenhülle in Düsseldorf übrig.

Aus der Geschichte des Unternehmens

Im Jahr 1869 begann die Geschichte: Die Kaufleute Johann Theodor Peek und Heinrich Cloppenburg gründeten die Marke in Rotterdam. 1901 eröffnete Peek & Cloppenburg seine ersten deutschen Verkaufshäuser in Berlin und Düsseldorf. Ein einheitliches Größensystem für die Herrenkollektion verschaffte dem Modehaus großen Erfolg.

1911 kam der Bruch. Heinrich Cloppenburgs Söhne Anton und James Cloppenburg, die inzwischen die Geschäfte übernommen hatten, teilten die Firma auf. Anton Cloppenburg eröffnet ein eigenes Unternehmen in Hamburg – mit gleichem Namen: Peek & Cloppenburg. Seitdem existieren das Düsseldorfer Mutterhaus und die Hamburger Neugründung getrennt nebeneinander.

Nach einigen Filialeröffnungen im Ausland eröffnete Peek & Cloppenburg seine 65. deutsche Filiale im Jahr 2000. Ein ereignisreiches Jahr war 2017. Wegen unerlaubter Absprachen mit dem Jackenhersteller Wellensteyn musste Peek & Cloppenburg eine millionenschwere Strafe zahlen. Das vom Bundeskartellamt verhängte Bußgeld lag bei etwa 10,9 Millionen Euro gegen beide Unternehmen. Gleichzeitig erreichte der Umsatz in Deutschland den Rekordwert von rund 1,49 Milliarden Euro.

Im Corona-Jahr 2020 bricht der Umsatz schließlich auf 1,02 Milliarden Euro ein, im darauffolgenden Jahr war er nur geringfügig höher. In der Corona-Zeit verliert Peek & Cloppenburg rund 30 Prozent an Umsatz.

2023 kommt die Insolvenz

Anfang dieses Jahres eskalierte die Lage. Geschäftsführer Edgar Hert verließ das Unternehmen, stattdessen sollte der frühere Adler-Chef Thomas Freude Peek & Cloppenburg sanieren. Im März kam aus Düsseldorf dann die Insolvenzanmeldung. Dadurch wollte sich das Unternehmen nach einem Schuldenschnitt neu aufstellen. Gleichzeitig kündigte die Zentrale Stellenstreichungen – auch auf Führungsebenen – an.

Stand April: Die Schuldenlast ist immens. Insgesamt 400 Millionen Euro bedrücken das Düsseldorfer Unternehmen. Unter den Gläubigern herrscht Unruhe. Sie glauben Indizien zu haben, die auf eine geplante Insolvenz hindeuten.

Das Amtsgericht in Düsseldorf bestätigte zum 1. Juni das Verfahren in Eigenverwaltung. Damit erhält Peek & Cloppenburg grünes Licht, seinen geplanten Restrukturierungskurs umzusetzen. Kernelemente der Restrukturierung sind laut dem Sanierungsplan die Neuaufstellung des Unternehmens sowie eine Einigung mit den Gläubigern. Derzeit wollen die Gläubiger weiterhin wissen, ob vor der Insolvenz Kapitalwerte ins Ausland überwiesen wurden.

(Mit Material von AFP)



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