„Von CIA gekauft“: Alte Huawei-Gerüchte über Messenger-App Signal im Umlauf

Im Jahr 2017 enthielt die Wikileaks-Dokumentensammlung „Vault“ vermeintliche Hinweise auf ein Mitlesen von Ende-zu-Ende-Nachrichten auf Signal durch die CIA. Diese ließen sich rasch entkräften. Nun machen erneut Gerüchte zur Finanzierung des Messengerdienstes die Runde.
Titelbild
Die Signal-App auf einem Smartphone.Foto: Damien Meyer/AFP via Getty Images
Von 20. Dezember 2023

Offenbar gehen von Ingenieuren des regimenahen chinesischen Technologiekonzerns Huawei Gerüchte aus, die darauf gerichtet sind, die Messenger-App Signal zu diskreditieren. Mehrere sogenannte Alternativmedien haben die Geschichte von der App als vermeintlichem CIA-Projekt verbreitet. Der Grund für die Kampagne ist nicht ersichtlich – der Ursprung der Gerüchte reicht jedoch schon in die 2010er-Jahre zurück.

Spendenaufruf von Signal in eigener Sache als Aufhänger

Mehrere Plattformen hatten einen Spendenaufruf der Führungsetage von Signal zum Aufhänger genommen, um Fragen der Finanzierung von Signal nachzugehen. Die Berichte legen Verbindungen zur CIA nahe.

In dem Aufruf von Signal schildert die Führung, wie teuer es sei, als nicht gewinnorientiertes Open-Source-Projekt das gewohnte Level an vertraulicher Kommunikation aufrechtzuerhalten.

Um weitermachen zu können, heißt es in dem Aufruf weiter, benötige man bis 2025 jährlich etwa 50 Millionen US-Dollar. Dies sei „sehr wenig im Vergleich zu anderen populären Messenger-Apps, die Ihre Privatsphäre nicht respektieren.“

In dem Aufruf weist Signal auch darauf hin, dass gewinnorientierte Messenger häufig bereit seien, Abstriche bezüglich des Zugangs zu Nutzerdaten zu machen, um den Betrieb zu finanzieren.

Wenig deutet auf abrupten Nutzerrückgang hin

Die kritischen Berichte behaupten, CEO „Moxie“ Marlinspike habe sich von der „Five Eyes“-Geheimdienstcommunity kaufen lassen. Marlinspike ist seit Januar 2022 nicht mehr als CEO tätig.

Ein Substack-Blogger, der sich mit Analysen von Nachrichtendiensten befasst, erklärt, Signal befinde sich vor einem „Kollaps“, da die CIA die Finanzierung eingestellt habe. Kit Klarenberg schreibt:

Der Ursprung von Signal als Werkzeug der US-Regierung ist hinlänglich bekannt, auch wenn der Umfang und die Höhe der bereitgestellten Mittel bisher geheim gehalten wurden.“

Beweise für die Finanzierung des Messengerdienstes durch US-Sicherheitsbehörden gibt der Blogger allerdings nicht. Tatsächlich reicht die Geschichte von dem angeblichen Deal von Five Eyes und der CIA mit Signal ins Jahr 2019 zurück. Bereits damals machte sie auf Github die Runde – unter Berufung auf Huawei-Ingenieure.

Als neue Elemente auf Substack kamen nun der Spendenaufruf dazu – und die Behauptung, dass der Haushaltsstreit in den USA die CIA dazu gebracht habe, ihre Unterstützung für Signal einzustellen. Auch „Netzpolitik“ schrieb zwar, dass Signal mit Geldern des Open Technology Fund des US-Außenministeriums gegründet worden sei. Ziel sei es gewesen, Staatsstreiche damit zu organisieren. Allerdings untersteht die CIA aufgrund des National Security Acts nicht dem Außenministerium, sondern dem Präsidenten selbst.

Zudem bezieht Signal den Großteil seiner Mittel spätestens seit den späteren 2010er-Jahren aus privaten Quellen. So steuerte WhatsApp-Gründer Brian Acton rund 50 Millionen US-Dollar an die 2018 gegründete Signal Foundation bei.

CIA konnte Smartphones hacken – aber nicht die Verschlüsselung

Im Jahr 2017 veröffentlichte WikiLeaks „Vault 7“, eine Serie von Leaks über Hacking-Tools der CIA. Dies alarmierte auch Nutzer sicherer Messaging-Apps. Wikileaks behauptete, dass die CIA die Verschlüsselung dieser Apps umgehen konnte, indem sie Smartphones hackte und Daten vor der Verschlüsselung sammelte.

Die CIA war jedoch nicht in der Lage, die kryptografischen Elemente der App zu knacken, berichtete damals „Slate“. Das ursprüngliche Entwicklerunternehmen Open Whisper Systems hatte einst eine Vorladung vom Eastern District of Virginia erhalten. Darin wurde es aufgefordert, Informationen über zwei Signal-Benutzer für eine Untersuchung der Grand Jury des Bundes zur Verfügung zu stellen.

Die einzigen Informationen, die das Unternehmen hatte, waren das Datum und die Uhrzeit, zu der sich einer der beiden Benutzer bei Signal registriert hatte, sowie das letzte Datum der Verbindung dieser Person mit dem Dienst.

Regierungsbehörden können Messaging-Apps lediglich umgehen, indem sie Smartphones kompromittieren. Das Hacken von Telefonen ist jedoch teuer und aufwendig – vor allem im Fall der Verwendung von Signal auf iPhones, Pixel oder Nexus. Auch beim Abgreifen von Push-Benachrichtigungen über Signal gehen Hacker im Regelfall leer aus.

Kampagne als Retourkutsche für Rolle von Signal bei Hongkong-Protesten?

Eine wahrscheinliche Erklärung für eine Neuadaption der von Chinas KP gesteuerten Kampagne zur Diskreditierung des Messengers könnte eine Retourkutsche für die Proteste in Hongkong 2020 sein. Damals war Signal die am häufigsten heruntergeladene App der Demonstranten gegen das neue nationale Sicherheitsgesetz.

Auch die von russischen Unternehmern betriebene Messaging-Plattform Telegram stand damals im Visier der kommunistischen Führung in Peking. Während Telegram in China bereits seit 2015 verboten ist, kam es erst 2021 zu der gleichen Maßnahme gegen Signal. Der Sonderstatus von Hongkong im Zeichen der Zusage über „Ein Staat – zwei Systeme“ erschwerte der KP die Durchsetzung solcher Maßnahmen in der Sonderstatus-Provinz.

Das überarbeitete Gesetz zur nationalen Sicherheit sollte eine Vielzahl dieser Hindernisse in Hongkong beseitigen. Oppositionelle greifen, wo sie eine Möglichkeit sehen, jedoch immer noch gerne auf End-to-End-verschlüsselte Apps zurück.



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