Katharina-Forum will Handelspartner mit Russland vermitteln

Sachsen-Anhalt und Russland teilen sich nicht nur die Geschichte von Katharina der Großen, sondern sich auch wirtschaftlich eng verbunden. Seit Jahre beschweren aber Sanktionen den wirtschaftlichen Austausch. Kann ein zweitägiges Speed-Dating helfen?
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2018 exportierten Unternehmen aus Sachsen-Anhalt nach Angaben des Wirtschaftsministeriums Waren im Wert von 315 Millionen Euro nach Russland. Der Anteil am Gesamtexport Sachsen-Anhalts lag bei 1,93 Prozent.Foto: Patrick Pleul/zb/dpa
Epoch Times28. September 2019

Sachsen-Anhalt als Verbindungspunkt zwischen Deutschland und Russland: Das Katharina-Forum will bei seinem bevorstehenden Dialog in Zerbst/Anhalt für die Herausforderungen durch die bestehenden Wirtschaftssanktionen sensibilisieren und neue Perspektiven eröffnen.

„Russland ist, vor allem hinsichtlich der Importe, ein bedeutender Handelspartner für Sachsen-Anhalt“, teilte die Staatskanzlei in Magdeburg vor Beginn der Tagung (30. September bis 1. Oktober) der Deutschen Presse-Agentur mit.

Viele kleine und mittlere Unternehmen hätten enge Beziehungen zu Russland. Für diese könnten aber die bestehenden gegenseitigen Sanktionen ein Problem sein, hieß es weiter. Wirtschaftsvertreter beider Länder wollen in Zerbst auch bei einem „Speed-Dating“ etwa über erneuerbare Energien, digitale Transformation und Agrarwirtschaft reden.

Ziel ist es, Kontakte für zukünftige Geschäfte zu knüpfen und damit der langen Tradition deutsch-russischer Beziehungen neue Impulse zu geben“, teilte das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalts mit.

Die Behörde organisiert das Forum gemeinsam mit der Stadt Zerbst. Dabei solle das zum zweiten Mal stattfindende Katharina-Forum als festes Format etabliert werden. Namensgeberin ist die russische Zarin Katharina II. „die Große“ (1729-1796), die als Prinzessin in Zerbst aufgewachsen ist.

„Obwohl die politischen Beziehungen nach wie vor schwierig und angespannt sind, hat sich die deutsche Wirtschaft als stabile Brücke zwischen unseren beiden wichtigen Ländern bewährt“, teilte der Vorstandsvorsitzende der Deutsch-Russischen Außenhandelskammer (AHK) in Moskau, Matthias Schepp, mit. Russland sei als Investitionsstandort trotz aller Schwierigkeiten deutlich besser als sein Ruf. Ein wirtschaftliches „Anbandeln“ beider Länder wäre gewinnbringend für alle. Die Sanktionen hielten viele deutsche Unternehmen aber davon ab, in Russlandgeschäfte zu investieren.

Wirtschaftssanktionen gegen Russland

Die Europäische Union hatte wegen der russischen Einverleibung der ukrainischen Halbinsel Krim sowie nach dem Abschuss eines Passagierflugzeugs über der Ukraine im Juli 2014 Wirtschaftssanktionen gegen Russland beschlossen. Die Strafmaßnahmen wurden erst kürzlich wieder verlängert. Moskau hat seinerseits mit Sanktionen gegen die EU reagiert.

Die Strafmaßnahmen haben vor allem der ostdeutschen Wirtschaft geschadet. So ging etwa zwischen 2013 und 2018 das deutsch-russische Handelsvolumen in Sachsen-Anhalt um 24,0 Prozent gesunken, wie der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft Mitte Juli mitgeteilt hatte. Der Bundesdurchschnitt liegt bei minus 19,7 Prozent.

2018 exportierten Unternehmen aus Sachsen-Anhalt nach Angaben des Wirtschaftsministeriums Waren im Wert von 315 Millionen Euro nach Russland. Im Rekordjahr 2012 waren es rund 503,4 Millionen Euro. Im Wesentlichen handelte es sich um pharmazeutische und chemische Erzeugnisse, Kunststoffe, Fahrzeugkomponenten, Papierwaren und Maschinen. Der Anteil am Gesamtexport Sachsen-Anhalts lag bei 1,93 Prozent.

Im Export-Ranking belegt der russische Markt seit den 1990er Jahren einen eher nachrangigen Platz (2018: Platz 15). Beim Import liegt Russland hingegen mit großem Abstand auf Rang Eins: 2018 wurden vor allem Erdöl und Erdgas eingeführt, insgesamt Güter im Wert von 4,9 Milliarden Euro. Der Anteil am Gesamtimport Sachsen-Anhalts lag damit 2018 bei 25,89 Prozent.

Nicht alle Güter sind sanktioniert

Nicht alle Güter, die zwischen Deutschland und Russland ausgetauscht werden, sind mit Sanktionen belegt. Ein florierender Austausch in beide Richtungen könnte nach Ansicht der Wirtschaft helfen, die Geschäftsbeziehung zu vertiefen. „Schnelle Lösungen wird es dennoch gewiss nicht geben, wohl aber eine allmähliche Annäherung“, hieß es dazu aus der Staatskanzlei in Magdeburg. Dass Russland im Juni im Europarat die Stimmrechte zurück erhalten hatte, sei ein erster Schritt in diese Richtung.

Eröffnet wird das Treffen bereits am Sonntagabend mit einem Empfang. Erwartet werden unter anderem der Gesandte der Russischen Botschaft, Andrej Sobolew, der Leiter der deutschen Repräsentanz der Handels- und Industriekammer Russlands, Sergej Nikitin, Delegationen aus den russischen Regionen Omsk und Uljanowsk sowie Start-ups und Unternehmen aus Russland und Sachsen-Anhalt. Schirmherr ist Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). (dpa)



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