Josef Kraus: Wider den deutschen Untertanen-Geist

„Es ist so bequem, unmündig zu sein.“ Der Psychologe und Pädagoge Josef Kraus macht in seinem Buch „Der deutsche Untertan: Vom Denken entwöhnt“ das berühmte Kant-Zitat zum Leitmotiv einer provokanten Anleitung zum Selberdenken. Epoch Times traf ihn zum Gespräch und wollte von ihm wissen, woher der viel zitierte „Schuldkomplex“ und die „Obrigkeitshörigkeit“ der Deutschen kommt und wie sie sich in der aktuellen gesellschaftlichen Situation offenbaren.
Titelbild
Josef Kraus im Interview.Foto: Epoch Times
Von 5. November 2021

Epoch Times: Herr Kraus, jetzt haben wir anderthalb Jahre Pandemie und es gibt immer wieder Menschen, die sagen, dass dieses „Hygieneregime“ in Deutschland so gut funktioniert, weil der Deutsche eben so untertänig, obrigkeitshörig ist, weil er Autoritäten braucht, die ihm vorgeben, was richtig und was falsch ist. Wie erleben Sie den deutschen Geist in dieser Zeit der Pandemie?

Josef Kraus: Es geht ja nicht nur um die Pandemie, sondern es geht auch darum, dass sich der Deutsche im Zuge der Klimadebatte ebenfalls alles Mögliche an Verboten und Einschränkungen einreden lässt. Dass Diesel Igittigitt ist und dass Atomkraft Igittigitt ist und dass die Deutschen vorangehen müssen, um das Klima zu retten. Keiner rechnet nach, was es eigentlich bedeuten würde, wenn alle 82 Millionen Deutschen und viele zig Millionen Tiere sofort ihr Leben beenden würden. Dann würde sich der CO2-Gehalt in der Atmosphäre um folgende Prozentzahl reduzieren: 0,000004 Prozent.

ET: Sie haben es ausgerechnet?

Ich habe es ausgerechnet und mir dabei von Chemikern und Mathematikern helfen lassen. Gut, man kann das locker nachvollziehen. Die Deutschen pusten zwei Prozent des anthropogenen CO2-Ausstoßes in die Luft. Der größte Teil wird aber von der Natur produziert. Und wenn man das wiederum umrechnet auf die Bevölkerung Deutschlands und so weiter und den Anteil von CO2 in der Atmosphäre im Promillebereich, dann kommt man auf diese Zahl. Aber die Deutschen wollen die Welt retten.

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ET: Ist das schon immer ein Syndrom der Deutschen? Will man nicht spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges etwas wiedergutmachen? Der Schuldkomplex scheint im deutschen Geist sehr tief verankert zu sein. Wo liegt historisch originär dieser Untertanengeist begraben?

Josef Kraus: Das ist vielleicht eine gewagte These. Aus meiner Sicht hat es etwas zu tun mit den Ereignissen im Mittelalter, mit der Hörigkeit gegenüber der Kirche und dem Alleinvertretungsanspruch des Papstes bei den Katholiken. Es hat sich dann aber auch in der Reformation und im protestantischen Bereich fortgesetzt. Luther war ein Fürstenfreund, das muss man klipp und klar sagen. Und dadurch, dass sich viele Fürsten in Deutschland – es war ja ein Flickenteppich an Fürstentümern – dem protestantischen Glauben angeschlossen und ihre Untertanen dazu verdonnert haben, diese Religion anzunehmen, kam es natürlich auch zu einer Vervielfachung von diesen Autoritäten. Letztendlich kam im zweiten und dritten Schritt in der Folge der Dreißigjährige Krieg, ein Krieg, der Deutschland verwüstet hat und von dem sich Deutschland mindestens 100 Jahre nicht erholt hat, weshalb renommierte Historiker und Politologen sagen, dass Deutschland eine verspätete Nation sei.

Im 17. Jahrhundert haben andere Kulturnationen Blütezeiten gehabt: die Holländer, die Franzosen, die Engländer, die Briten und so weiter. Und Deutschland lag darnieder und brauchte 100 Jahre, um sich wieder zu fangen. Erst allmählich dann hinein in die Weimarer Klassik, in die Aufklärung gab es ein Stück Wiederaufkeimen eines Nationalgefühls, das aber relativ rasch wieder erschlagen wurde durch die gescheiterten Freiheitsbewegungen des 19. Jahrhunderts, bis es 1871 zur Gründung des Kaiserreichs kam.

Und darin liegt schon irgendwie der Kern – verspätete Nation. Es war keine nationale Identität da. Und wenn die nicht da ist, fehlt es an der Orientierung. Man giert aber nach Orientierung. Und dann ist man auch schnell dabei, auftauchenden Autoritäten zu folgen. Das mündete dann in die deutschen Diktaturen und die Katastrophen des 20. Jahrhunderts.

Jetzt haben wir einen Sündenstolz, weil wir Deutschen allein schuld seien am Ersten Weltkrieg und am Zweiten Weltkrieg. Wir wollen alles wiedergutmachen und die moralischen Weltmeister sein. Insofern habe ich manchmal den Eindruck, es ist typisch deutsch, nicht deutsch sein zu wollen. Und das zieht sich durch viele, viele gesellschaftliche Bereiche, einschließlich der Sprache.

ET: Werfen wir einen Blick auf die Bundestagswahl. Sie hatten prognostiziert, wie es dann auch kam. Waren Sie trotzdem überrascht, dass nach mehreren Jahren Großer Koalition, die eigentlich keiner mehr wollte, ein Großteil der Deutschen im Grunde genommen „weiter so“ gesagt hat? Denn fast 50 Prozent haben SPD und CDU gewählt.

Josef Kraus: Wenn es wieder eine solche Groko gäbe, wäre es natürlich keine große Koalition mehr, weil sie ja irgendwo zusammengeschrumpft ist. Das Aberwitzige ist, dass jetzt letztendlich zwei mittelgroße Parteien, die Grünen und die FDP, mit in der Summe ungefähr 25 Prozent entscheiden, wie Deutschland regiert wird. Umgerechnet auf die Zahl der Wahlberechtigten sind das rund 18 Prozent. Das muss man mal sehen. Der deutsche Michel hat gewählt, aber letztendlich hat er nichts entschieden. Letztendlich wird irgendwo in Koalitionszirkeln in Hinterzimmern entschieden, wer Bundeskanzler wird, wer nächstes Jahr als Bundespräsident gewählt wird. Das ist sozusagen ein Spielchen: Wenn du zu mir kommst, dann kriegst du einen Bundespräsidentenposten.

Der deutsche Michel hat sich so, wie er jetzt gewählt hat, für die nächsten vier Jahre aus der politischen Meinungsbildung erst mal wieder verabschiedet. Er lässt es sich gefallen, dass wir den Absturz der Volksparteien, beginnend mit dem Absturz der SPD schon vor längerer Zeit hatten. Dass wir jetzt auch den Absturz der CDU haben, hat natürlich ganz konkrete Gründe, über die man offensichtlich in der CDU nicht sprechen will. Die CDU hat bei zwei Bundestagswahlen seit 2013 16 bis 17 Prozent verloren. Übrigens auch die CSU in Bayern mit Markus Söder, der sich für einen Großen hält, der aber das schlechteste Wahlergebnis bei einer Bundestagswahl für Bayern seit 1949 eingefahren hat.

Man muss klipp und klar sagen, dass dieser Absturz der Union, die vor einigen Wochen bei den Umfragen immerhin noch bei 35 Prozent lag, eine ganze Menge mit Angela Merkel zu tun hat, mit Fehlentscheidungen, mit einsamen autoritären Entscheidungen von ihr: Abschaltung der Atomkraftwerke, Grenzöffnung, Euro-Transferunion. Das haben viele nicht mehr mitgemacht, entweder indem sie ins Lager der Nichtwähler abgedriftet sind oder gesagt haben: „Ja gut, wenn sich die Union schon grün gibt, dann wähle ich gleich das Original, nämlich die Grünen.“

Und viele, über 1,2 Millionen, das haben die Wahlforscher errechnet, sind sogar Richtung SPD abgedriftet. Dann hat diese Auseinandersetzung zwischen Laschet und Söder eine Rolle gespielt und dass sich Söder mit der Entscheidung dann doch nicht abgefunden und immer wieder aus München gestichelt hat. Das hat damit zu tun, dass Laschet vielleicht doch kein Alphatier ist. Er ist es deshalb in einer Merkel-CDU geworden, weil man einen Friedrich Merz unbedingt verhindern wollte. Nun steht die CDU vor einem Scherbenhaufen. 

ET: Wie blicken Sie auf 16 Jahre Merkel zurück? Wenn man den Leitmedien folgt, ist sie eine gefeierte Person. Es wird immer wieder betont, wie erfolgreich sie die Euro- und die Flüchtlingskrise bewältigt hat, wie sie Deutschland zum Exportweltmeister gemacht hat. Sehen Sie das auch so?

Josef Kraus: Überhaupt nicht. Es ist mir natürlich bekannt, dass jetzt die Heiligsprechungen von Merkel angefangen haben. Die werden wir wahrscheinlich die nächsten sechs Monate, bis es einen neuen Kanzler gibt, noch über uns ergehen lassen müssen. Nein, Merkel hat meiner Meinung nach Deutschland in vielerlei Hinsicht geschadet.

ET: In welcher genau?

Josef Kraus: Nehmen wir die Energiewende. Es war eine ziemlich einsame Merkel-Entscheidung 2011 zu sagen: So, wir schalten jetzt die Atomkraftwerke ab, weil es in 11.000 Kilometer Entfernung einen Tsunami mit einem Reaktorunglück gegeben hat. Wir haben schon jetzt die höchsten Strompreise weltweit, ungefähr das Drei- bis Vierfache der Strompreise in Kaufkraft umgerechnet, was die US-Amerikaner, was die Chinesen haben. Das schadet unserer Industrie ganz gewaltig. Und die Industrie wandert dorthin ab, wo die Energiepreise günstiger sind. Zum Beispiel die chemische Industrie und die Düngemittelindustrie leiden gewaltig unter den Preisen. Die Herstellung von Düngemitteln ist eine sehr energieaufwendige Prozedur. Dann wird das Ganze teurer. Das hat Auswirkungen auf die Landwirtschaft.

Dann haben wir die Verschandelung der Kulturlandschaften durch die Windräder, von denen auch keiner weiß, wie sie entsorgt werden können. Wir haben keine Speicherkapazitäten. Das ist das eine, was ich Frau Merkel ankreide.

Ich kreide ihr auch an, dass in den 16 Jahren Merkel-Regierung die Bundeswehr an die Wand gefahren wurde. Sie wäre im Kriegsfall Oberbefehlshaberin gewesen, doch hat sie sich nie um die Bundeswehr gekümmert. Sonst hätte sie nicht eine von der Leyen, eine völlig ahnungslose Frau, zur Verteidigungsministerin machen können. Sie war mit dabei, natürlich unterstützt damals auch von Seehofer und von zu Guttenberg, die Wehrpflicht auszusetzen. Sie hat die Grenze geöffnet. Alle renommierten Verfassungsrechtler sagen: „Das war grundgesetz- und verfassungswidrig, was sie da gemacht hat.“ Und alle Polizeiexperten sagen: „Natürlich wären die deutschen Grenzen zu schützen gewesen.“ Stattdessen hat sie Hunderttausende kaum Alphabetisierte reingeholt. 

Und sie hat natürlich im Grunde genommen nationale Hoheiten, gerade auch im Finanzbereich, an Brüssel abgegeben. Sie hat dort eine von der Leyen, die als Verteidigungsministerin versagt hat, sozusagen entsorgt. Und sie hat ein Bundesverfassungsgericht zum verlängerten Arm des Kanzleramtes gemacht. Wenn ich etwa das Klimaurteil hernehme, andere Urteile hernehme über die Finanzierung der Öffentlich-Rechtlichen, also die GEZ-Gebühren, Größenordnung mittlerweile über acht Milliarden, wo sie sich noch kurz vor Urteilsverkündung mit den betreffenden 16 Karlsruher Richtern zum Abendessen im Kanzleramt getroffen hat, dann muss ich wirklich sagen: Da ist jeder Instinkt verloren gegangen. 

Und sie hat ihre Partei an die Wand gefahren. Sie mag einmal 35, 38 Prozent gehabt haben, und dann ging es eben bergab. Jetzt ist die Union bei 24 Prozent hängen geblieben. Allerdings muss man dazu sagen, dass sie an alldem nicht alleine schuld ist. Die Parteitage haben das mitgemacht, auch der Parteitag wenige Wochen nach der Grenzöffnung. Die Parteitage haben immer wieder gekuscht. Die Fraktion hat gekuscht. Und jetzt haben wir eine CDU/CSU-Bundestagsfraktion, aus der sogar die letzten widerborstigen und eigenständigen Menschen rausgeflogen sind, sodass ich befürchte, dass die jetzige CDU/CSU-Fraktion noch mehr „merkelianisch“ ist als die vorherige.

ET: Wenn ich den Advocatus Diaboli spiele und sage, dass das womöglich alles zutreffend ist, was Sie sagen, und es dennoch durchaus AfD-nah ist, was sagen Sie zu diesem Vorwurf?

Josef Kraus: Ich kenne diesen Vorwurf natürlich, aber das hat nichts mit AfD zu tun.

ET: Die Dinge, die Sie gerade aufgeführt haben, würde ein AfD-Politiker wahrscheinlich auch so aufführen.

Josef Kraus: Ja gut, das ist seine Sache, was er sagt. Ich vertrete meine Position. Was beispielsweise die Grenzöffnung betrifft, hat sich Merkel von juristischen Hochkarätern, sogar vom vormaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, von Verfassungsrichter Udo Di Fabio, vom vormaligen Bundesminister und Verfassungsrechtler Rupert Scholz oder von Verfassungsrechtler Ulrich Vosgerau vorhalten und sagen lassen müssen: „Es war eine Herrschaft des Unrechts.“

Seriöse Finanzexperten sagen, dass die Transferunion Richtung Brüssel, beginnend schon mit der Rettung von Griechenland und so weiter, den deutschen Steuerzahler-Milliarden, Abermilliarden gekostet hat und wir im Grunde genommen jetzt eine steigende Inflation, hohe Energiepreise und sinkende Zinsen haben, was vor allem die Rentner trifft. Da brauche ich kein AfD-Ticket, um so etwas festzustellen.

ET: Die Kanzlerschaft Merkels endet mit der vielleicht größten Krise, der Coronakrise. Wie bewerten Sie ihr Krisenmanagement?  

Josef Kraus: Das Krisenmanagement, was Corona betrifft, war chaotisch. Da könnte man viele Beispiele nennen. Erst ein Gesundheitsminister Spahn, der sagt: „Masken bringen nichts.“ Dann das Desaster mit der Beschaffung des Impfstoffs. Dann das Desaster, dass das Ganze zu wenig digitalisiert war. Dann war in der Coronazeit – und da haben leider auch die arrivierten Medien mitgespielt – in den üblichen Talkshows 42-mal ein Lauterbach dabei, der alles andere als ein renommierter Virologe ist. Aber es wurde ihm kein Kontra gegeben. Kritische Leute sind nicht zu Wort gekommen.

Und dann diese Sprunghaftigkeit und immer wieder dieses Angstmachen mit Inzidenzraten, obwohl die relativ wenig aussagen. Gut, jetzt hat man sich bequemt zu sagen: Ja, wir müssen vielleicht als Kriterium auch die Krankenhausintensivbelegungen hernehmen und so weiter. Andere Länder waren da weiter, auch was die Rückgabe von Freiheiten betrifft, wenn ich an die Holländer und die Schweden denke.

Man hat in der real existierenden Regierungspolitik in Deutschland den Untertan mit Phobokratie beherrscht – ein Begriff, den ich versucht habe, auch in meinem Buch zu prägen. Phobokratie ist die Herrschaft mit der Angst, mit Angstmachen, bis hin zu den Kindern. Ich erlebe es an meinen älteren Enkeln. Wir haben einen neun-, sechs- und dreijährigen Enkel. Der dreijährige Enkel ist nicht so weit, aber der Neun- und die Sechsjährige: „Oh, wenn wir keine Maske tragen, wenn wir nicht desinfizieren, wenn wir nicht testen, sind wir vielleicht schuld, dass Opa oder Oma stirbt.“ Also was das mit den Kindern angerichtet hat! Genauso die schulischen Lockdowns. Ich rechne mal in etwa hoch, je nach Jahrgangsstufe, je jünger, desto weniger, je höher die Jahrgangsstufe, desto mehr, dass in den letzten einunddreiviertel Jahren durch Corona-Lockdowns unseren Schülern ein halbes bis ein dreiviertel Schuljahr verloren gegangen ist. Und das geht übrigens hauptsächlich zulasten der sozial Schwächsten.

ET: Sie sprechen und schreiben regelmäßig von der Vergewaltigung der deutschen Sprache. Wie sehen Sie das dann in Anbetracht dieser Ereignisse und Phänomene in Bezug auf die Psyche der Menschen in Deutschland?

Josef Kraus: Erwachsene können vielleicht noch einigermaßen rational mit Angst umgehen, aber Kinder nicht. Und es beginnt ja in der Grundschule. Die Kinder müssen jetzt noch während der ganzen Unterrichtsstunde die Maske aufhaben, von Atemproblemen und so weiter mal ganz zu schweigen. Und jetzt will man sie impfen. Ich bin froh, dass ich keine Kinder in dem Alter mehr habe und als Elternteil mit meiner Frau zusammen nicht entscheiden muss, ob die Kinder geimpft werden sollen oder nicht. Ich habe mich impfen lassen, meine Frau auch, übrigens auch wegen der Enkel und wegen der Mobilität, die ich als Publizist brauche.

ET: Also nicht nur aus medizinischen Gründen?

Josef Kraus: Nein, es waren ganz praktische Gründe.

ET: Haben diese praktischen Gründe die medizinischen überwogen?

Josef Kraus: Ich bin kein Mediziner. Letztendlich war meine Entscheidung dafür innerfamiliär, auch was die Enkel betrifft. Und natürlich war meine Überlegung: Ich bin Publizist und ein gefragter Redner. Ich will unterwegs sein. Früher habe ich im Jahr 50, 60, 70 Vorträge gehabt. Und da sind wegen Corona viele weggefallen. Ich möchte nicht weiterhin quasi zu Hause hocken und irgendwo bloggen müssen. Ich möchte das Publikum wieder vor mir haben. Das war der Grund für die Impfung.

Aber was in der Politik passiert ist, das ist Angstmachen. Das haben wir jetzt bei der Pandemie. Das geht dann mit dem Klima weiter. Es ist irre, dass einmal durch Corona, aber auch durch die CO2-Debatte, durch die Klimadebatte immer mehr junge Leute panische, hochneurotische Zukunftsangst bekommen. Ich sage es einmal flapsig: Die „Freitagshüpfer“ sollten in der Schule aufpassen und sich einmal genau vergegenwärtigen, was der Unterschied zwischen Wetter und Klima ist. Das wissen die meisten ja schon nicht. Was ist der Anteil an der atmosphärischen Luft, was CO2 betrifft? Auch sollten sie geschichtlich ein bisschen reflektieren, dass es immer schon Warmzeiten und Kaltzeiten gab. Es wird hier eine Panik verbreitet. Ich sage noch einmal: Es ist eine Phobokratie, die insbesondere den Umweltbewegten, den Gesundheitsbewegten, den Grünen hilft.

ET: Wie blicken Sie persönlich in die Zukunft? Sind Sie Optimist, Pessimist, Realist?

Josef Kraus: Ich bin eine Mischung aus Realist und Optimist. Sonst hätte ich den Beruf, den ich ergriffen und fast 40 Jahre lang ausgeübt habe, darunter über 20 Jahre als Leiter eines Gymnasiums, nie ergreifen dürfen. Als Pädagoge müssen Sie Optimist sein, sonst sind Sie Zyniker. Von daher bin ich Optimist. Und Optimist bin ich natürlich auch in der Hinsicht, dass ich mir denke, vielleicht kann ich in bestimmten Kreisen doch noch etwas bewegen.

Ich kriege immer wieder rückgespiegelt: „Ja, Herr Kraus, gut, dass Sie das sagen. Sie sind doch irgendwo die Stimme der schweigenden Mehrheit.“ Und dann hoffe ich, dass sich die Union endlich darauf besinnt, welche Irrwege sie eingeschlagen hat, und dass sie sich ein Alphatier zum Vorsitzenden macht, ob nun Kanzler oder nicht. Was wir jetzt haben, das ist er nicht. Und wenn das alles nicht geschieht, dann könnte ich mir vorstellen, dass es über kurz oder lang im konservativ-bürgerlich-liberalen Bereich neue Gruppierungen oder auch eine neue Partei gibt, die dann die bürgerlichen oder ehemaligen Unionswähler, die vernünftigen AfD-Wähler, die Wähler der Freien Wähler und vielleicht auch den ein oder anderen klassischen originären FDP-Wähler sammelt. Da halte ich ein Potenzial von 20, 25 Prozent für realistisch, wenn man noch mit hinzunimmt, dass wahrscheinlich auch aus dem Nichtwählerlager einige dazukämen, weil viele ja nicht aus Bequemlichkeit nicht gewählt haben, sondern weil sie sich gesagt haben: „Moment, wo ist denn eigentlich noch der Unterschied? Was ich wähle, ist doch eigentlich Jacke wie Hose.“ Oder weil man AfD nicht wählen wollte.

Das Interview führte Flavio von Witzleben.



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