Der Blog als Variante des Bürgerjournalismus

Immer mehr Regionalzeitungen setzen auf Interaktion und Kommunikation mit dem Leser
Von 22. August 2006

Bonn – Zeitungen sind nach Ansicht von Fachleuten die letzten Bollwerke, die sich gegen Interaktion und Kommunikation mit ihren Kunden sperren. Doch dies soll nun anders werden. Immer mehr Regionalzeitungen richten Weblogs ein, berichtet das Medienmagazin Journalist  in seiner aktuellen Ausgabe. Beim Trierischen Volksfreund begann alles mit der lieben Not bei der Parkplatzsuche. „Jedes Mal, wenn Hans-Peter Linz spät aus der Redaktion kam, fand er in seinem Wohnviertel keinen Parkplatz mehr“, schreibt Steffen Büschel, Medienwissenschaftler an der Universität Trier, in seinem Beitrag für die Fachzeitschrift. Linz stellte sich die Frage, ob dies ein Thema sei für den Lokalteil seiner Zeitung.

„Linz schrieb die Geschichte zunächst dort auf, wo es sie nicht gegen Bedenken von Kollegen oder Ressortleitern verteidigen musste: in seinem Redakteurs-Weblog“, so Büffel. Doch kaum stand der Beitrag im Blog-Bereich online, nutzten zahlreiche Leser die Kommentarfunktion und hinterließen ihre Meinung im Blog des Lokalredakteurs: Der Blog als Variante des Bürgerjournalismus. Harold Grönke, Geschäftsführer der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) , sagt: „Die lokale Tageszeitung ist schon immer Bürgerjournalismus gewesen. Wenn auch nicht auf die unmittelbare Art und Weise, wie sie jetzt das Medium Internet anbietet.“

Während sich zum Beispiel der Südkurier aus Konstanz eine Bereicherung der Zeitung durch die Themenvielfalt der Weblogs verspricht, setzt man bei der Frankfurter Neuen Presse auf die „Kontrolle durch die Obrigkeit“. Gebloggt wird dort ausschließlich von den Redakteuren, so Büffel. „Wir sind selbstverständlich offen für Kommentare in unserem Blog und zu unseren Artikeln, aber eigenständige Leser-Blogs unter dem Dach unserer Marke würden dem Medium Tageszeitung nicht gerecht. Wir wollen die Berichterstattung schon bei uns belassen.“

Sabine Sohn, Kommunikationsexpertin der Bonner PR-Agentur network integrated communication nic.pr, hält diesen Weg für falsch: „Die Sorge, dass Blog-Aktivitäten zum Sterben der Print-Medien beitragen oder eine Art journalistischen Wildwuchs erzeugen, sind meiner Einschätzung nach unbegründet. Weblogs ersetzen keinesfalls den professionellen Journalismus, sondern verstärken die Bindung der Leser an ihre Zeitungen. Es ist immer besser, mit neuen Entwicklungen offen umzugehen, als nachher von ihnen überrollt zu werden. Wer auf Weblogs verzichtet, verpasst vielleicht auch spannende Geschichten, die den Lesern wirklich auf den Nägeln brennen. Es ist dann die Sache der Profis, diese Stories aufzugreifen und für den Print-Bereich aufzubereiten.“ Andere Experten gehen sogar noch weiter und empfehlen den regionalen Medienhäusern, auch mit Podcasting und Video-Journalismus zu experimentieren.



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