Faszination Glühwürmchen – ein fabelhafter Leuchtkäfer hat Hochsaison

Ein magisches Leuchten in der Dunkelheit, winzige Punkte schwirren durch die Luft. Wer sich in lauen Sommernächten in die Natur begibt, den erwartet mancherorts ein bewundernswertes Naturphänomen.
Titelbild
Ein Hauch von Zauberei liegt in der Luft, wenn die Glühwürmchen nachts mit ihrem zarten Funkeln über die Wiesen schweben.Foto: iStock
Von 23. Juni 2023

In einigen Kulturen sieht man in ihnen die Seele von Verstorbenen: Glühwürmchen, die im Hochsommer rund um den Johannistag am 24. Juni in der Dunkelheit über die Wiese tanzen und sich mit ihrer Partnerin ein Stelldichein geben. Deswegen nennt man sie auch Sonnenwend– oder Johanniskäfer.

So verwirrend wie sein Name ist, so faszinierend ist seine Erscheinung. Das Glühwürmchen ist nämlich kein Wurm. Es glüht auch nicht. Vielmehr handelt es sich um einen Käfer der Gattung Lympyridea, der mit einer Leuchtzelle am Hinterleib ausgestattet ist.

Weltweit gibt es über 2.000 Arten von Leuchtkäfern. Sie glimmen oder blitzen, andere leuchten synchron im Takt. Etwa zwei Dutzend Arten sind derart spektakulär, dass sie Touristen scharenweise anziehen.

„Stellen Sie sich einen [elf bis zwölf Meter] hohen Baum voller kleiner ovaler Blätter vor. Auf jedem Blatt sitzt ein Glühwürmchen und alle blinken in perfekter Synchronisation etwa dreimal in zwei Sekunden. Zwischen den Lichtblitzen ist der Baum stockdunkel […]“, heißt es in einem Beitrag aus dem Wissenschaftsjournal „Science“, in dem der Pteroptyx-Käfer, eine südostasiatische Unterart der Glühwürmchen, in Thailand und Malaysia schon im Jahr 1935 beschrieben wurde.

Die Schattenseite: Glühwürmchentourismus

Durch den inzwischen regelrecht boomenden Leuchtkäfertourismus sind die Glühwürmchen in einigen Ländern gefährdet, warnen indes Forscher um die Biologin Sara Lewis von der Tufts Universität in der Nähe von Boston im März 2021. Viele Exemplare der weiblichen flugunfähigen Käfer am Boden würden schlichtweg zertrampelt.

Glühwürmchenliebhaber haben ihre Kameras am 27. April 2022 in Taipeh (Taiwan) in Startposition gebracht und warten auf die Leuchtkäfer. Foto: Lam Yik Fei/Getty Images

In Thailand kurbelten die Behörden laut den Forschern den Tourismus derart an, dass die Anzahl der Ausflugsboote zwischen den Jahren 2004 und 2010 von sieben auf 180 stieg. Über 200 Touren waren nachts in den Mangrovenwäldern unterwegs, um die synchron blinkenden Käfer zu bestaunen. Dabei stießen manche Bootsführer bewusst die Bäume an, um die Käfer aufzuscheuchen. Nach Schätzungen schrumpfte daraufhin der Bestand in den Folgejahren um 80 Prozent.

Auch in Deutschland werden geführte Touren zum Hochzeitsball der Glühwürmchen angeboten, wobei die Preise von 2 bis 14 Euro für Kinder und 4 bis 16 Euro für Erwachsene stark variieren.

Heimische Arten

In unseren Breitengraden sind drei Arten heimisch: der Kleine Leuchtkäfer, der Große Leuchtkäfer und der Kurzflügel-Leuchtkäfer. Üblicherweise ist das Aussenden der Lichtsignale der Damenwelt vorbehalten. Bei den Kleinen Leuchtkäfern können jedoch auch die Männchen leuchten.

Ein Leuchtkäfer wird bis zu zwei Zentimeter groß. Foto: iStock

Den Leuchteffekt haben die Sonnenwendkäfer einer komplizierten chemischen Reaktion zu verdanken, der Biolumineszenz. Dabei wird die Carbonsäure namens Luciferin mithilfe des Enzyms Luciferase zersetzt. Der Name Luciferin ist abgeleitet von dem lateinischen „lux“ (Licht) und „ferre“ (tragen, bringen) – also eine lichtbringende Substanz.

Bei diesem Prozess setzt der Käfer unglaubliche Kräfte frei. Während eine Glühlampe gerade mal fünf Prozent der benötigten Energie in Licht umwandelt, kommt das Glühwürmchen auf eine Ausbeute von über 90 Prozent. Im Gegensatz zur Glühlampe lässt das Licht den Leuchtkäfer kalt. Das dabei entstandene Oxiluciferin wird direkt zu frischem Luciferin recycelt – ein sehr nachhaltiger Kreislauf.

Die Glühwürmchenhochzeit

Nach Auffassung der Wissenschaftler dient das Leuchten schlichtweg zur Partnersuche. Dabei gilt das Prinzip: Das Weibchen, das am hellsten leuchtet, lockt am ehesten Männchen an. Sobald ein Käfer seine Braut erspäht, lässt er sich zielgenau auf das Weibchen fallen.

Kurz nach der Paarung legt das Weibchen zwischen 100 und 200 Eier im Wurzelbereich von Gräsern, unter Totholz, Ästen oder Steinen ab, bevor sein Lebenslicht nach wenigen Wochen für immer verglüht.

Aus den Eiern, die übrigens auch schon ein wenig leuchten, schlüpfen nach etwa vier Wochen die Larven. Auf ihrem Speiseplan stehen Nackt- und Gehäuseschnecken, die sie mit einem Giftbiss überwältigen. Eine ausgewachsene Larve kann innerhalb von 30 Stunden eine Schnecke auffressen, auch wenn sie zwölfmal größer ist als sie selbst.

Die Larve eines Leuchtkäfers hat es sich auf einem Stein gemütlich gemacht. Foto: iStock

Bis die Larven ausgewachsen sind, dauert es drei bis vier Jahre. Zwei Wochen nach ihrer Verpuppung schlüpfen die Leuchtkäfer. Bis zu ihrem Tod nach wenigen Wochen zehren sie die Fettreserven auf, oder anders gesagt: Sie leben von Luft und Liebe.

Anschauen, aber nicht einfangen

Wer damit liebäugelt, seinen Garten glühwürmchenfreundlich zu gestalten, dem sei gesagt: Gut Ding will Weile haben. Aufgrund der langen Entwicklungszeit von drei Jahren braucht es vor allem Geduld, bevor die Käfer mit ihrer Laterne über das Grundstück schweben.

Naturbelassene Gärten sind hier ganz klar von Vorteil. Dichte Hecken, viele Pflanzen und feuchte Ecken mit Totholz bieten den Glühwürmchen alles, was sie brauchen.

Je nach Käferart kann man die Tierchen ab etwa 22 Uhr beobachten. Sie bevorzugen eine feuchte Region. Wälder, Wiesen sowie die Nähe von Teichen, Seen, Flüssen, Bächen und Sümpfen sind geradezu ideal.

Für Beobachter gilt: anschauen, aber nicht einfangen. Denn bei den Großen Glühwürmchen beispielsweise verkriechen sich die Weibchen Tag für Tag am gleichen Ort, heißt es von Glühwürmchenforschern aus der Schweiz. „Eine Neuorientierung andernorts belastet die zur Fortpflanzung benötigten beschränkten Energiereserven.“



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