Augenzeuge filmte Täter von Neuschwanstein: „Wie ein durchschnittlicher Tourist“

„Der Mann sah einfach aus wie ein durchschnittlicher Tourist“, hatte aber Spuren von einem Kampf im Gesicht, erklärte ein Augenzeuge, der die Abführung des Täters filmte.
Titelbild
Marienbrücke bei Schloss Neuschwanstein.Foto: IstockPhoto/Jean-Marc Pierard
Von 16. Juni 2023

„Unser Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Familien“, sagte am Donnerstag Schwangaus Bürgermeister Stefan Rinke dem Radiosender „Antenne Bayern“. Eine solche Straftat habe es bisher in Schwangau nicht gegeben, so der Gemeindevorsteher. Er betonte, dass es sich um einen „schockierenden Einzelfall“ handle, der sich nicht auf die allgemeine Sicherheitslage in der Gemeinde Schwangau auswirke, so der CSU-Politiker in seinem Statement.

Mit einem Zeugenaufruf versucht nun die Polizei nach dem tödlichen Angriff in der Nähe des berühmten bayerischen Märchenschlosses Neuschwanstein dem Geschehen auf die Spur zu kommen. Mittlerweile habe auch das US-Außenministerium Kenntnis über den Fall, erklärte Ministeriumssprecher Matthew Miller in Washington nach Angaben der dpa. Laut Miller beobachte das amerikanische Konsulat in München die Situation genau und stehe in Kontakt mit den zuständigen Behörden, so der Sprecher. Aus Datenschutzgründen könne er jedoch keine weiteren Angaben machen, so Miller.

Tödliche Attacke beim Märchenschloss

Der Vorfall ereignete sich am Mittwochnachmittag in der Nähe der Marienbrücke, die sich gegenüber dem Schloss in rund 90 Meter Höhe über der Pöllatschlucht mit dem Wasserfall befindet. Was genau passiert war, das versucht jetzt die Polizei anhand von Zeugenaussagen, Fotos und Videos zu rekonstruieren. Bisherigen Meldungen der Polizei zufolge trug sich Folgendes zu:

Ein 30-jähriger Tourist aus den USA hatte zwei junge US-amerikanische Touristinnen auf einen nahen Trampelpfad gelockt und die 21-Jährige darunter angegriffen. Als deren Freundin (22) ihr zu Hilfe kam, würgte der Mann sie und stieß sie einen steilen Abhang der Pöllathschlucht hinunter. Anschließend attackierte er erneut die 21-Jährige.

„Im weiteren Verlauf muss nach momentanem Kenntnisstand von einem versuchten Sexualdelikt zum Nachteil der 21-Jährigen ausgegangen werden“, erklärte das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West später in einem Statement. Anschließend habe der Täter die junge Frau ebenfalls den Abhang hinabgestoßen, „wo sie nach etwa 50 Metern neben ihrer Freundin zum Liegen kam“, so ein Polizeisprecher.

Augenzeuge filmt den Täter

Ein junger Amerikaner filmte einen Teil des Rettungseinsatzes in der Schlucht und wie der Täter, ein Mann mit langem Bart, T-Shirt, Jeans und einer Baseballkappe in Handschellen von der Polizei abgeführt wurde. Gegenüber der „Bild“ schilderte der 21-jährige Zeuge: „Auf seinem Gesicht und am Hals habe ich tiefe Kratzer gesehen. Kampfspuren. Er war rot im Gesicht.“

Der Mann sei erschreckend ruhig gewesen, so der Zeuge. Er habe einfach nur starr vor sich hingeschaut und sich abführen lassen, erklärte der 21-Jährige, der noch anmerkte, dass der Mann einfach nur ausgesehen habe, „wie ein durchschnittlicher Tourist“. Der „Münchner Merkur“ schreibt, dass der Zeuge angesichts des Sturzes von der Klippe „fassungslos“ gewesen sei, wie jemand (die 22-jährige Touristin) diesen habe überleben können. Es sei wie ein Sturz von einem Berggipfel, so der Zeuge. Infolge des Absturzes verstarb die 21-jährige Touristin wenig später im Krankenhaus, während ihre Freundin verletzt überlebte.

At Neuschwanstein, there was a rescue of multiple people from a helicopter and one was taken out in handcuffs, seemingly after they fell from a cliff and climbed over railings. pic.twitter.com/yVGqqSRlwX

Rasche Festnahme nach Großfahndung

Der Mann wurde im Verlauf einer Großfahndung der Polizei mit zahlreichen Einsatzkräften, Helikopter und Spürhund wenig später und noch in Tatortnähe festgenommen, wie die Epoch Times bereits zeitnah berichtete. Britischen Medien zufolge wurde der Mann zur wenige Kilometer entfernten Polizeistation in Füssen gebracht und später einem Haftrichter vorgeführt. Den Angaben nach waren rund 25 Polizeifahrzeuge am Einsatz beteiligt.

Noch am Mittwoch wurden die Ermittlungen im Umfeld der Marienbrücke abgeschlossen. Die Brücke selbst wurde bereits kurz nach dem Vorfall für den Besucherverkehr wieder freigegeben. Die Polizei versucht nun anhand von Fotos und Videos von Touristen, „die Situation vor und nach der Tat weiter aufhellen zu können“, so ein Polizeisprecher. Zudem werden die Spuren vom Tatort ausgewertet. Wie die Nachrichtenagentur dpa nach Abgaben der Staatsanwaltschaft berichtet, habe sich der Täter vor dem Haftrichter zwar geäußert, über den Inhalt des Gesagten wollte der Justizsprecher aber nichts bekannt geben.



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