Dresdner Schatzräuber-Prozess: Wer sind die ominösen Unbekannten?

Nur noch wenige Prozesstage und das Landgericht Dresden fällt sein Urteil über sechs angeklagte Männer aus dem Remmo-Clan. Sie sollen den Raub von Juwelen aus dem Grünen Gewölbe des Dresdner Residenzschlosses verantworten. Ein Deal ist am Laufen.
Die ausgeraubte Vitrine im Juwelenzimmer des Historischen Grünen Gewölbes im Residenzschloss in Dresden.
Die ausgeraubte Vitrine im Juwelenzimmer des Historischen Grünen Gewölbes im Residenzschloss in Dresden.Foto: Oliver Killig/dpa-Zentralbild/dpa
Von 16. Februar 2023

Der Prozess um den Einbruch in das Dresdner Grüne Gewölbe nähert sich allmählich dem Ende. Im Gerichtssaal dreht sich derzeit alles um einen Deal mit den Behörden, dem mehrere der Angeklagten zugestimmt haben. Inhaltlich ging es um ein Geständnis und andere Dinge.

Zwei geheimnisvolle Unbekannte

Rabieh Remmo (29) ist einer der Geständigen auf der Anklagebank des Dresdner Landgerichts. Er ist auch eigenen Angaben zufolge einer der beiden Personen, die ins Grüne Gewölbe eingestiegen waren. Zu sechst sei man nach der Tat in einem als Taxi getarnten 750-PS-Mercedes E-Klasse mit der Beute in Richtung Berlin gefahren. Danach habe der 29-Jährige die Juwelen nicht mehr gesehen, sagte Rabieh Remmo am 10. Februar 2023 vor Gericht aus.

Informationen zu zwei noch unbekannten Mittätern sind hingegen rar. Am vorherigen Verhandlungstag, am 3. Februar, hatte Rabieh Remmo noch behauptet, dass diese beiden noch unbekannten Personen in der Hierarchie der Tätergruppe höher gestanden haben, so die „Sächsische“.

Den Aussagen zufolge seien sie diejenigen, die mehr Wissen und Planungsarbeit geleistet hätten und vor ihm dabei waren. Da sei die Tatplanung schon abgeschlossen gewesen, so Rabieh Remmo. Er hatte aber auch vor Gericht gesagt: „Es gab keinen Auftraggeber.“

Ein Deal verändert das Verfahren

Über den Deal zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung ist bekannt, dass es um Geständnisse, eine Teilrückgabe der Beute und verkürzte Haftstrafen geht. Fünf von sechs Beschuldigten gingen darauf ein. Der sechste Angeklagte gibt an, nicht dabei gewesen zu sein und verweist auf ein Alibi.

Für die anderen soll es so laufen: Drei sollen nach Erwachsenenstrafrecht Haftstrafen zwischen fünf Jahren und neun Monaten bis hin zu sechs Jahren und neun Monaten erhalten, berichtete der MDR. Die anderen sollen nach Jugendstrafrecht zwischen vier Jahren und drei Monaten und bis zu fünf Jahre bekommen.

Am 16. Dezember 2022 konnte die Polizei in Berlin nach Hinweisen der Angeklagten einen Großteil der Beute sicherstellen.

Die Frage der Juwelen

Wie es am Ende mit den Juwelen hätte weitergehen sollte, war offenbar den Einbrechern bis zum Schluss unklar. Sie sollten erst einmal „in einem sicheren Versteck liegen, bis Gras über die Sache gewachsen war“, hatte Rabieh Remmo gemeint. Die Verkäuflichkeit des Schmucks sei aber als grundsätzlich gut eingeschätzt worden. Personen im Hintergrund hätten angeboten, sich um dessen Verwertung zu kümmern, berichtete der MDR dazu.

Doch wo die noch verschwundenen Juwelen jetzt sind, wollte keiner aussagen. Rabieh und ein 23-jähriger Mitangeklagter hätten jeweils angegeben, dass alle von ihnen, die der Herausgabe des Schmucks (und damit dem Deal) zugestimmt hätten, keine Ansprüche an der Restbeute hätten.

Der Wert der noch fehlenden Juwelen wird mit mehr als 51,3 Millionen Euro angenommen, der Wert der zurückgegebenen 18 Stücke mit knapp 43 Millionen Euro. Aufgrund der Beschädigungen durch den Raub und die anschließende Behandlung der Juwelen wurde an ihnen jedoch ein Schaden von fast 25,6 Millionen Euro angerichtet, berichtet der MDR zu den Versicherungswerten.

Dem gegenüber erscheinen die bereits zuvor hinterlassenen Schäden fast schon als Bagatelle, etwa die 315.000 Euro Sachschaden am Grünen Gewölbe. Oder der Sachschaden beim Abbrennen des ersten Flucht- und Tatfahrzeugs, eines Audi A6 Avant, in einer Dresdner Tiefgarage am Morgen des Raubs. Die Beschädigungen am Gebäude wurden auf knapp 430.000 Euro geschätzt, die an beschädigten Fahrzeugen auf rund 170.000 Euro.

Bis zum Ende des Prozesses sind nach derzeitiger Planung weitere fünf Verhandlungstage einberaumt. Der nächste Gerichtstermin ist für den 24. Februar 2023 angesetzt, der Abschluss zunächst bis zum 20. März 2023 vorgesehen.

Mindestens ein Jahr Ermittlungsarbeit

Das Neue und das Historische Grüne Gewölbe befinden sich beide im Westteil des Dresdner Residenzschlosses der ehemaligen sächsischen Kurfürsten und Könige. Es beherbergt die staatliche Kunstsammlung, die aus der historischen Schatzkammer der Wettiner Fürsten hervorging.

In den frühen Morgenstunden des 25. November 2019 brachen zwei Täter in das Historische Grüne Gewölbe ein und raubten historischen Juwelenschmuck von immensem Wert. Er wurde aus einer Vitrine im Juwelenzimmer gestohlen, nachdem diese mit Äxten aufgeschlagen worden war.

Weitere Täter warteten vor dem Gebäudekomplex. Im Zuge der Ermittlungen wurde klar, dass interne Sicherheitsinformationen des Hochsicherheitsmuseums über den externen Wachdienst an die Täter gegangen sein müssen. Nachweisen konnte man aber niemandem etwas.

Rund ein Jahr später führten die Ermittlungen zu einer Razzia mit 1.600 Polizisten im Berliner Clanmilieu. Drei Tatverdächtige aus dem Remmo-Clan (23, 23, 26) wurden festgenommen, zwei weitere (21, 21) wurden auf die internationale Fahndungsliste gesetzt. Sie wurden im Dezember 2020 und im Mai 2021 von der Berliner Polizei gefasst.

Im August 2021 wurde ein weiterer Tatverdächtiger aus der Großfamilie festgenommen. Alle insgesamt sechs Tatverdächtigen Remmos besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft. Kurz darauf wurde die Anklage in Dresden erhoben.



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