Strategisches Netzwerk: Letzte Generation will Polizisten einbinden

Wenn es hart auf hart kommt, steht die Polizei zwischen der Gesellschaft und den „Aktivisten“ der Letzten Generation. Doch eine Arbeitsgruppe der Letzte Generation namens „Polizeivernetzung“ soll bis zum Herbst weitere Beamte gewinnen. Ist das nicht ein Widerspruch?
Teilnehmer eines Protestmarsches der Letzten Generation gehen um den Leipziger Ring.
Aktivisten der „Letzten Generation“ in Leipzig.Foto: Jan Woitas/dpa
Von 25. August 2023

Nicht nur in der Politik wird vernetzt. Auch bei der Letzten Generation wird strategisches Networking betrieben – und zunehmend zählen auch Angehörige der Polizeikräfte zum Unterstützerkreis der Klimagruppe.

Die Polizeibeamtin Chiara Malz von der Bundespolizeiinspektion Rostock ist nicht nur selbst Anhängerin der Letzten Generation, sondern fungiert auch als eine der Kontaktpersonen zur Polizei. Einen Konflikt in dieser Kombination sieht die Polizistin allerdings nicht. „Für mich geht das“, sagt Malz. Schließlich engagiere und äußere sie sich privat. „Und als Mensch habe ich genau die gleichen Grundrechte in Deutschland wie jeder andere auch.“

Die von der Letzten Generation prophezeite Klimakatastrophe sieht Malz als Möglichkeit für gemeinschaftliches Engagement. Auf die Straße kleben würde sich Malz indes nicht. „Das war nie meine Rolle bei der Letzten Generation.“ Sie arbeite im Vernetzungsteam, zusammen mit sieben weiteren Polizeibeamten. Man wolle deeskalieren und für gegenseitiges Verständnis sorgen.

Zielgruppe: die künftige Polizeiführung

Wie dieser Tage die „Welt“ berichtete, zählt die Letzte Generation eine wachsende Gruppe von Polizeibeamten zu ihren Sympathisanten. Bisher seien es über 100 Polizisten, wie Kontaktperson Malz bestätigte.

„Das Netzwerk erstreckt sich über mehrere Bundesländer und Behörden und vergrößert sich ständig.“ Man wolle mit der Arbeitsgruppe „Polizeivernetzung“ bis Herbst weitere Beamte für die Letzte Generation gewinnen, hieß es. Denn im September soll ein Protestmarsch der Polizisten in Berlin stattfinden.

Wie strategisch und in Kenntnis interner Machtstrukturen die Organisation vorgeht, zeigen offenbar interne Unterlagen, die der Zeitung vorliegen. Zahlreiche Polizeihochschulen wurden angeschrieben und mit Veranstaltungen bedacht. Den Unterlagen zufolge seien in einer Polizeihochschule in Baden-Württemberg mehr als „900 Polizeistudies“ beteiligt gewesen. „Vortrag vor Masterstudies, das sind die Menschen, die ab September Reviere und andere Bereiche leiten, das heißt die wirklichen Chefs“, wurde nach einem Vortrag an der Polizeihochschule Münster von der Klimagruppe dazu notiert.

Für die 32-jährige Polizeihauptkommissarin Chiara Malz mag alles so in Ordnung und mit ihrem Job vereinbar sein.

Ganz anders sieht es jedoch der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke: „Polizeibeschäftigte, die eine europaweit agierende Gruppierung unterstützen, die massiv und wiederholt kritische Infrastruktur sabotiert, historische Kunstwerke beschädigt, Menschen provoziert, einschüchtert und in Geiselhaft nimmt, müssen sich ihrer Verantwortung und dienstrechtlicher Konsequenzen bewusst sein.“

Dieser Tage erst hatte die Letzte Generation in München einen Polizeibeamten hinterrücks angegriffen und zu Boden gebracht. Man versuchte, sich Zutritt zu einer Wahlkampfveranstaltung von Ministerpräsident Markus Söder zu verschaffen. Ein USK der bayerischen Polizei musste eingreifen.

Mittlerweile läuft ein Disziplinarverfahren gegen die Polizeihauptkommissarin. „Da will ich mich auch kritikfähig zeigen für den Fall, dass ich da mich nicht richtig verhalten habe“, so Malz. Ihrer Ansicht nach drehe es sich aber nicht so sehr um ihre Unterstützung für die Letzte Generation, sondern eher um die Vereinbarkeit ihrer Beamtenpflichten mit Inhalten ihrer öffentlichen Auftritte.

Letzte Generation zunehmend unbeliebt

Die anfängliche Sympathie der Bevölkerung für die Gruppe verschwanden nach und nach. Seit Ende 2022 laufen mehrere Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Seither wurden die Aktionen der Letzten Generation radikaler. Es wurde zu Farbanschlägen übergegangen, gegen Hotels, Kleinflugzeuge, Bekleidungsboutiquen und Juweliere – gegen die vermeintlich größten Klimasünder, die „Reichen“. Kommunistischer Klassenkampf im Deckmantel des Klimaprotests.

Auch bei den Straßenblockaden begnügte man sich nicht mehr damit, gestresste Autofahrer zu nerven, sondern erpresste mit den Aktionen Städte im ganzen Bundesgebiet: „Geht auf unsere Forderungen ein, sonst werden wir für eine maximale Störung der öffentlichen Ordnung sorgen“, hieß es in einem Erpresserbrief der Gruppierung an die Hansestadt Hamburg.

Simon Lachner, einer der organisierenden Mitglieder der Letzten Generation, erklärte bei einem seiner Vorträge laut Angaben des Lokalmediums „Regensburg digital“ im Februar: „Wir erzeugen Hass und das auch gewollt.“

Eine Meinungsumfrage zeigt den Niedergang der Zustimmung durch die Gesellschaft. „Wie schaut die deutsche Gesellschaft derzeit auf die Klimabewegung?“, fragte die NGO More and Common gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Kantar 2.016 Erwachsene im Zeitraum vom 9. bis 24. Mai 2023.

Die Auswertung der Umfrage 2023 zeigte, dass sich die „allgemeine Unterstützungsbereitschaft“ seit einer vergleichbaren Studie im Jahr 2021 von 68 auf 34 Prozent halbiert hat. Ein Punkt fiel den Meinungsforschern besonders auf, einer, der mit den Motiven der Aktivisten zu tun hat. Demnach sei die Zustimmung der Umfrageteilnehmer bei der Aussage: „Die Klima- und Umweltbewegung in Deutschland hat das Wohl der gesamten Gesellschaft im Blick“ rapide abgestürzt – von 60 auf 25 Prozent. Der Absturz erfolgte über die ganze Bandbreite der Gesellschaft.



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