Chinas Gold-Turnerinnen und sportpolitische Interessen

Torsten Hartmann vom Deutschen Turnerbund antwortet auf die Fragen: Waren die chinesischen Gold- und Bronze-Turnerinnen für Olympische Spiele noch zu jung? Welche Konsequenz werden sie tragen müssen, wenn es der Fall wäre? Die Untersuchung der Vorwürfe läuft nur schleppend.
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(Kazuhiro Nogi/AFP/Getty Images)
Von und 23. August 2008

Torsten Hartmann, Pressesprecher des Deutschen Turner Bundes, findet dafür in den internationalen Bestimmungen nur eine Antwort: „Wenn der Nachweis juristisch erbracht ist und die Altersangaben der chinesischen Turnerinnen wirklich manipuliert wurden, dann kann die Konsequenz nur entsprechend der internationalen Regularien sein. Die Medaille müsste zurückgegeben und die Turnerin disqualifiziert werden. Ebenso müsste sie aus der Wertung ihrer Mannschaft fallen, womit dann das Mannschaftsergebnis ebenfalls hinfällig wäre.“

Es gibt die Regularien des internationalen Weltverbandes FIG, dass bei Olympia und auch bei internationalen Meisterschaften für das Kunstturnen der Frauen, die Athletinnen im Jahr des Wettkampfes mindestens 16 Jahre alt werden müssen. Das ist auch zum Schutz der jungen Turnerinnen gedacht.

Opfer sportpolitischer Interessen

Allerdings sollte man nach Hartmanns Meinung beachten, falls der Verdacht sich bestätigt, dass die Mädchen eher „Opfer sportpolitischer Interessen geworden“ sind. Die Turnerin He Kexin jedenfalls hat bei jeder Frage nach ihrem Alter öffentlich denselben Satz aufgesagt: „Mein wahres Alter ist 16 – mir ist es egal, was andere Leute darüber denken.“

Man kann ihnen persönlich „keine Schuld“ geben, meint Hartmann: „Man kann in so einem Fall den jungen Turnerinnen natürlich nicht die Schuld zusprechen. Es sind eher die Organisatoren bzw. Drahtzieher im Hintergrund, die Verantwortung zu tragen hätten.“

Die Konsequenz aus so einem Fall wäre, dass man diese Athletinnen bis zu einem Alter von 16 Jahren nicht an internationalen Wettbewerben teilnehmen lässt.

„Danach sollten sie eigentlich wieder antreten dürfen, dies liegt aber im Ermessen des Weltverbandes FIG.“ Trotzdem sollte man in der Diskussion beachten, dass es sich hier nicht um Dopingvergehen handelt. Daher würde ein Strafmaß sicherlich geringer ausfallen. „Bei uns würde man sagen, dass sie mit 14 Jahren gerade eben strafmündig sind oder wenn sie jünger sind noch nicht strafmündig sind.“

Vor einigen Jahren noch lag die Altersgrenze für internationale Wettkämpfe bei den Turnerinnen deutlich unter 16 Jahren. Der Deutsche Turner Bund hat sich lange dafür eingesetzt und maßgeblichen Anteil daran, dass das Mindestalter der Kunstturnerinnen bei internationalen Wettkämpfen nun bei 16 Jahren liegt. „Wir wollen damit gewährleisten, dass den Kindern eine gewisse Entwicklungszeit eingeräumt wird.“ Die Athletinnen sollen langsam an den Hochleistungssport, den Spitzensport der Erwachsenen herangeführt werden. „Es gilt zu vermeiden, dass man sie in jungen Jahren den vollen Belastungen aussetzt,“ so Hartmann.

Die Chinesinnen turnen wunderschön

Trotzdem bekennt auch er, dass „ die jungen Athletinnen noch lernfähiger sind, als fünf, sechs oder sieben Jahre später. Die Körper sind flexibler, die motorischen und kognitiven Fähigkeiten, Dinge zu erlernen, sind in jungen Jahren ausgeprägter als in einem höheren Alter.“

„Man muss natürlich anerkennen, dass die chinesischen Turnerinnen wunderschön turnen, keine Frage. Und sie haben durch ihre Größe und Gewicht, ich glaube He Kexin wiegt weniger als 35 kg, bedeutende Vorteile. Sie kann ganz andere akrobatische Elemente machen als jemand, der 15 cm größer und entsprechend schwerer ist, weil das Last-Kraft-Verhältnis ein anderes ist.“

Prüfung der Beweise – ein Spiel mit der Zeit

Zuständig ist nun das IOC, bzw. der in Peking ausführende Fachverband FIG, sie müssen die Prüfung der Beweise vornehmen und dann weiter entscheiden, was gemacht wird.

Hartmann ist sicher: „ Nach dem das IOC den Weltturnverband aufgefordert hat, den Fall weiter zu untersuchen, wird die FIG der Sache hieb- und stichfest auf den Grund gehen. Dann wird man weitersehen.“

In einer Presseerklärung vom 23. August erklärt die FIG, der Internationale Turner Bund, dass man heute in einer außerordentlichen Sitzung die vorgelegten Dokumente geprüft habe. Der chinesische Turnerverband hätte eine Reihe von amtlichen Papieren vorgelegt. Die Übersetzung würde noch einige Zeit brauchen.

Alle Ergebnisse würden in einem Bericht dem IOC übergeben.

Kein Wort über die Prüfung der weltweiten Internet-Recherchen.

(Kazuhiro Nogi/AFP/Getty Images)
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