Die Rückkehr der „Revolutionsoper“

Gao Zhishengs Entführung, Inhaftierung und vermeintliche Freilassung regen zum Nachdenken an
Titelbild
Gao Zhisheng am 7. April in Peking.Foto: AP Photo/Gemunu Amarasinghe

Die Kommunistische Partei China (KPCh) brüstet sich damit, die Menschenrechte in China verbessert zu haben, doch ihre Behauptungen wecken die Erinnerung an Pekings „Revolutionsopern“, die von Madame Mao während der Kulturrevolution verfasst wurden. Zur damaligen Zeit war die Indoktrination auf das chinesische Volk beschränkt und die Bürger konnten ihr nicht entkommen. Heutzutage ist die ganze Welt das Ziel. Alle können die leeren Gesten erkennen und die Teilnahme ist freiwillig.

Der Fall des Menschenrechtsanwalts und Querdenkers Gao Zhisheng macht den Trend deutlich. Gao, dessen Verschwinden vor einem Jahr im Fokus der Öffentlichkeit stand, zog die internationale Aufmerksamkeit auf sich. Kürzlich wurde berichtet, er habe sich in den letzten sechs Monaten in ein Kloster in den Bergen zurückgezogen. Das war der Höhepunkt einer Serie von lächerlichen Behauptungen über seinen Zustand. Sie reichten von einem „während eines Spaziergangs sich verirren“ bis zu der Behauptung, er arbeite gegen gute Bezahlung in der weit entfernt gelegenen Provinz Xinjiang.

Die „Acht Modellopern“

Schnell werden Parallelen deutlich zwischen den neuesten, offensichtlich absurden Behauptungen zum sensiblen Thema der im Fokus der Öffentlichkeit stehenden politischen Repressionen im China der jüngsten Zeit und den gleichfalls absurden „Revolutionsopern“, die während der 1960er Jahre von der KPCh aufgeführt wurden. In beiden Fällen kommt die widersprüchliche Natur der Erklärungen der KPCh voll zum Ausdruck.

Während der Kulturrevolution erschienen Arien der „Acht Modellopern“ in jedem Medium. Das berichtet Xing Lu in seiner „Rhetorik der chinesischen Kulturrevolution“, die er im Jahre 2008 veröffentlichte. „Modellopern sind die einzige Kunstform, die in ganz China übrig geblieben ist. Man hört sie ständig und überall. Man hört sie, wenn man das Radio anstellt. Man hört sie aus Lautsprechern, wenn man nach draußen geht.“

Die traditionelle (als bourgeois diffamierte) Peking Oper wurde von Maos Frau, Jiang Qing, transformiert, bzw. verfälscht, um den ideologischen Verpflichtungen gerecht zu werden. Nach Meinung von Lu hatte die Oper drei Ziele. Das erste bestand darin, die „Korrektheit“ von Maos Theorie „des bewaffneten Kampfes der Massen“ „abzusichern“. Das zweite bestand darin, das chinesische Volk mit der Idee zu indoktrinieren, dass es schon immer einen Klassenkampf zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie gegeben habe. Das dritte präsentierte die „heroische Darstellung der Arbeiter, Bauern und Soldaten.“

„Eine glorreiche Zukunft“

In ähnlicher Weise zielen die Aussagen der KPCh über ihre Wahrung der Rechtsstaatlichkeit und ihren Fortschritt bezüglich der Menschenrechte darauf ab, die Welt davon zu überzeugen, dass ihre zivilisierte Gesellschaft Fortschritte mache, dass es die KPCh sein sollte, die China regiert und in eine glorreiche Zukunft führt.

Gao Zhisheng zu zwingen, in Gegenwart freundlicher Agenten des Amtes für Öffentliche Sicherheit zu telefonieren, ist ein weiteres Beispiel. Es unterstreicht die offensichtliche Lüge, dass er frei sei und das schon seit sechs Monaten. Und nicht nur das. Er sei so frei, dass er sich eine Auszeit gönnen und seinen Gefühlen in der heiteren Umgebung uralter Berge nachgehen könne. Das ist die Darstellung nach einer ähnlichen Vorschrift für die politisch kodierte Aufführung der Revolutionsoper: Die Zuschauer sollen von einer Idee überzeugt werden, die offensichtlich unwahr ist. Dazu kommt noch die Drohung über kommende Auswirkungen, wenn man die Idee nicht akzeptiert.

Drohung mit „gefährdeten Beziehungen“

Im globalen modernen Kontext bedeutet ein „Nichtakzeptieren“ die öffentliche Kritik der westlichen Regierungen an Chinas Bilanz der Menschenrechte und seiner zivilisierten Gesellschaft. Zu den negativen Auswirkungen und Drohungen durch das Regime gehören auch „gefährdete Beziehungen“.

Die KPCh indoktriniert und unterdrückt das chinesische Volk auch weiterhin. Das beruht auf einer Kombination einer immer größer werdenden ausgeklügelten Propaganda, die den Parteistaat mit der Idee Chinas als Nation gleich setzt. Hinzu kommt die raffinierte unterschwellige Möglichkeit einer Zwangsausübung, die von Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit dem Staat in geschäftlichen Angelegenheiten bis zu Zwangsarbeitslagern und Folterverliesen reicht, die Gao kennen gelernt hat.

Diese Schmierenkomödie wird in die Welt exportiert. Da ist die Rede von Fortschritt und das Ganze ist ein sorgfältig geschriebenes Drehbuch für ein öffentliches Drama wie zum Beispiel das, dass Gao angeblich frei ist. Während der Kulturrevolution hatte das chinesische Volk keine andere Wahl, als nur zustimmend zu nicken. Heutzutage kann die Welt deutlich erkennen, welche Spielchen hier aufgeführt werden. Und doch kommt auch von ihr noch oft ein zustimmendes Nicken.

Originalartikel auf Englisch: Human Rights Performed: The Return of ‘Revolutionary Opera’

 

 



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