Wenn Herr Wen aus China kommt

Angela Merkel hat sicher einige Fragen an Chinas Ministerpräsidenten Wen Jiabao, der am Sonntag, dem 22. April, aus Anlass der Hannover Messe die Bundesrepublik besucht.
Titelbild
Wen Jiabao, Ministerpräsident in China.Foto: Feng Li/Getty Images
Von 20. April 2012

Die Fragen dürften, wenn überhaupt, nur hinter verschlossenen Türen gestellt werden. Gesichtsverlust ist für Chinesen immer ein heikles Thema. Aber im Grunde könnte der chinesische Ministerpräsident die Situation auch zum Gesichtsgewinn nutzen, denn die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass in China „der Teufel los ist“. Fragt sich nur, wen man in diesem Spiel als Teufel ansieht und wer ihn austreibt?

Nun, ein Polizeichef der größten Provinzmetropole – 32 Millionen Einwohner immerhin – suchte im Februar Zuflucht beim Klassenfeind im amerikanischen Konsulat. Er fürchtete sich, von seinem Parteichef ermordet zu werden. Die Amis wollten zwar seine geheimen Akten behalten, aber nicht ihn. Er traute sich schließlich unter dem Polizeischutz ihm wohlgesonnener Genossen nach Peking, wo sich seine Spur verliert. Acht Wochen später wird sein gefürchteter Parteichef mit dem leicht zu merkenden Namen Bo Xilai abgesetzt, entmachtet und Ermittlungen werden gegen ihn eingeleitet. Bos Ehefrau wird des Mordes verdächtigt an einem befreundeten englischen Geschäftsmann. Also Mord lag durchaus in der Luft. Wo ist der Teufel?

Nachdem nun Bo Xilai „abgeräumt“ war, soll es offensichtlich dem nächsten Herrn im bitteren Spiel an den Kragen gehen, der heißt Zhou. Er ist Herr im Hause der Inneren Sicherheit, der Justiz, der Polizei, der Gefängnisse und Arbeitslager, der paramilitärischen Sonderkommandos, des Büros 610 zur Verfolgung von Falun Gong … Jetzt kommen wir dem Teufel schon näher. Zhou ist ein Gefolgsmann von Jiang (Jiang heißt – der Fluss, auch leicht zu merken). Jiang hat als Partei- und Staatschef am 20. Juli – ein Datum, das sich Deutsche auch leicht merken können – 1999 die Verfolgung und totale Auslöschung von Falun Gong angeordnet. Selbstherrlich, voller Angst und Hass auf alles und jeden, der nicht in den Kategorien der kämpferischen Kommunisten denken und leben möchte. Wie kann man das, wenn man den Prinzipien von Aufrichtigkeit, Gutherzigkeit und Toleranz folgen möchte? Das ist nämlich das Credo der Falun Gong-Bewegung, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Zhou wollte gemeinsam mit Bo die im Herbst neu zu besetzenden Machtpositionen von Wen – Ministerpräsident, und Hu – Staats- und Parteichef, erobern. Warum? Der teuflische Jiang hatte sie alle verführt, sich an der Verfolgung der Falun Gong zu beteiligen und ihnen viele mächtige Posten zugeschoben. Und lukrativ wurde die Sache seit 2001 außerdem, als man anfing, einen geheimen – Militärkrankenhäuser eignen sich in China dafür – Handel mit Organen der Falun Gong-Praktizierenden für Transplantationen zu etablieren. Wer daran beteiligt ist, muss nun die Strafe, eventuell die Todesstrafe, fürchten, wenn jetzt die Wahrheit ans Licht kommt.

Falun Gong auszulöschen erwies sich als unmöglich, in China und in über hundert Ländern der Welt leben Menschen nach diesen friedlichen Grundsätzen. Seit über 12 Jahren wird in China und im Ausland von den Praktizierenden – wie sie es nennen – „die Wahrheit“ erklärt.

Nun ist es so weit, dass man sie in China auch hören kann und will. Noch nicht überall und nicht durchgängig, aber Hu und Wen gelten als diejenigen in der KPCh, die ihr endlich – dank der bröckelnden Macht der Jiang-Fraktion – zum Durchbruch verhelfen könnten.

Laut einer Quelle sagte Wen auf einem internen Treffen der Parteiführer im März: „Lebenden Menschen ohne Betäubung Organe zu entnehmen und für Geld zu verkaufen, ist das etwas, was Menschen tun sollten? So etwas ist viele Jahre lang geschehen. Wir stehen jetzt kurz vor der Pensionierung, aber es ist immer noch nicht gelöst. Die Falun Gong-Angelegenheit zu lösen, sollte die natürliche Wahl sein.“

Was sollte Angela Merkel ihn fragen? Dasselbe, was Obama – zum Entsetzen der Chinesen – seinen Kollegen Hu auf dem Gipfeltreffen in Seoul gefragt hat: „Na, wie geht’s denn zu Hause?“

 



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