Chinesen fühlen den Druck von Immobilienpreisen

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Ein potentieller Käufer auf der Pekinger Frühlings Immobilien Messe am 9. April 2011.Foto: Lintao Zhang/Getty Images

Jenna Qin (Pseudonym), eine Chinesischlehrerin in Shenzhen, muss in eine neue Wohnung umziehen, nachdem ihre Miete um 300 Yuan (umgerechnet 30 Euro) gestiegen ist. Das ist ein Anstieg von 20 Prozent gegenüber dem, was sie vorher zahlte.

„Ich muss die Wohnung wechseln und sogleich die Unterrichtsgebühren für meine Schüler erhöhen. Doch das ist schwierig, denn für jeden von uns ist es finanziell nicht leichter geworden.“

„Die Mieterhöhung hatte einen enormen Einfluss. Ich habe plötzlich das Gefühl, dass der Druck groß ist. Und der Vermieter ist unfreundlich geworden. Ich fühle dass die Belastungen immer größer werden“, sagte sie in Telefon- und E-Mail-Interviews.

Schon seit Jahren, und besonders seit Anfang 2010, wird spekuliert, wann Chinas Immobilienblase denn platzen wird. Experten sind geteilter Meinung darüber, wie groß die Blase wohl ist und über den Zeitpunkt, die Wahrscheinlichkeit und die Auswikungen ihres Platzens.

Unterdessen schuften die „alten hundert Familiennamen“ oder „laobaixing“, wie die Chinesen das einfache Volk nennen, unter dem Druck der steigenden Immobilienpreise und Lebenskosten.

Ping Hu, der in Shenzen im Marketing Bereich arbeitet, berichtet, dass seine Miete kürzlich um 100 Yuan gestiegen sei, von 300 auf 400  Yuan im Monat. „Das hat natürlich einen großen Einfluss auf mein Leben“, sagte er.

In seinen Bekanntenkreisen beträgt das durchschnittliche Monatsgehalt um die 2.000 Yuan (200 Euro). „Wenn die Miete 400  Yuan beträgt und das Essen 600 oder 700 Yuan, sind für die weiteren Unkosten des Monats, wenn ich keine weiteren Ausgaben habe, weniger als 1.000 Yuan übrig“, schrieb er in einem Interview über Skype. Er lebt am Rande der Stadt, aber im Stadtzentrum können die Mieten erst recht hochschießen.

Aber es sind nicht nur die Mieten, die gestiegen sind. „Die Gemüsepreise haben stark zugenommen“, sagte er. „Alles wird teurer.“

Die Mietpreise für Wohnungen stiegen im letzten Jahr um 15 Prozent in Peking, 10 Prozent in Shanghai, und 20 Prozent in Guangzhou, berichten die jüngsten Statistiken.

Die Kommunistische Partei hat versucht, die Auswirkungen von diesem Anstieg in einer für sie typischen Weise zu decken: kolossale, von oben auferlegte Bauprojekte von konstengünstigen Wohnblocks. Das Regime plant einen Betrag von 1,3 Billionen Yuan (130 Milliarden Euro) für 10 Millionen Wohneinheiten im Jahr 2011 bereitzustellen.

Was die Wirksamkeit dieser Bauprojekte für das gemeine Volk haben werden, ist noch unklar. Denn wann immer die Partei Verordnungen mit solch großen Geldmengen herausibt, geht dabei oft ein großer Teil davon verloren. Parteibeamte und deren Auftragnehmer sparen an allen Ecken und Enden um ihre eigenen Taschen zu füllen.

Die Inflation ist seit Beginn des Jahres stetig gestiegen, und im Januar sind die Verbraucherpreise höher gestiegen als in den sechs vorherigen Jahren. Wirtschaftsanalysten sagen, dass es noch schlimmer werden wird.

Die Preise von Rohstoffen wie Kupfer und anderen, die für die Bauarbeit notwendig sind, steigen an, teilweise wegen Spekulation, so Andrew McCann, Investment Analyst in New York.

Als Reaktion hat das chinesiche Regime Preiskontrollen gesetzt und begonnen, Subventionen auszuteilen. Da China auf einer Zentralverwaltungswirtschaft ruht, fällt es dem Regime leicht, die Unternehmen, die Preise erhöhen, hart anzupacken. Die Behörden haben große Einzelhändler wie Carrefour, Wal-Mart Stores Inc., und andere aufgerufen, ihre Preise niedrig zu halten wegen Chinas Inflationsproblem, sagte McCann.

Aber das ist keine langfristige Strategie. „Preiskontrollen und Subventionen können nicht lange anhalten, weil sie die Marktmechanismen durcheinander bringen“, sagt McCann. „Wenn Inputpreise steigen, steigt auch alles andere. Ihnen (den Unternehmen) ist nicht erlaubt, ihre Preise zu erhöhen, dann werden sie Geld verlieren und das kann man nur für eine bestimmte Zeitspanne tun“, sagte er.

Er fügte hinzu: „Den Unternehmen in China ist es gelungen, die Preise bis vor sechs oder acht Monaten stabil zu halten. Aber dann kommt der Punkt, die Inflationskosten an die Verbraucher weiterzugeben, weil man sonst keinen Gewinn machen kann.“ Dann steigen wieder die Lebenshaltungskosten in China für jeden chinesischen Bürger.

Artikel auf Englisch: Ordinary Chinese Feel the Squeeze of Housing Prices, Inflation



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