Hohe Todesrate in Hongkong durch Luftverschmutzung

Ein Manager des Umweltprogramms von Civic Exchange in Hongkong erklärte, dass man an schlechten Tagen, „die Luft praktisch kauen kann, wenn man durch die Straßen geht.“
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Foto: Ed Jones/AFP/Getty Images
Von 18. Oktober 2010

Laut einer Einschätzung einer führenden Institution für Umwelt erwartet man, dass die Luftverschmutzung in den Straßen Hongkongs im Jahre 2010 doppelt so viele Menschen töten wird wie der Ausbruch von SARS im Jahre 2003.

Die Zahlen, die täglich von der medizinischen Fakultät der Universität von Hongkong herausgegeben werden, belegen, dass seit Januar 594 Menschen in der Sieben-Millionen Metropole durch rasant ansteigende Umweltverschmutzung gestorben sind.

Die Zahl übertrifft bereits die offizielle Anzahl der Todesfälle durch die SARS Epidemie, an der vor sieben Jahren 299 Menschen starben.

Im März erreichte die Luftverschmutzung in den Straßen einen neuen Rekord und veranlasste Donald Tsang, Hongkongs Regierungschef, vor schweren gesundheitlichen Schäden zu warnen und dazu aufzurufen, der immer schlimmer werdenden Umweltbelastung zu begegnen.

Laut Hedley Environmental Index (HEI), der von der Universität Hongkong in Realzeit veröffentlicht wurde, hat allein in diesem Jahr die Luftverschmutzung die Region bereits 1.3 Milliarden Hongkong Dollar (167,54 Millionen US-Dollar) gekostet. Nach Angaben vom 13. Oktober hat der Smog auch zu 1,36 Millionen Arztbesuchen und fast 45.000 Krankenhausaufenthalten geführt.

Druck auf Verwaltung wächst

Von Regierungsseite her gibt es keine Anzeichen für eine Reduzierung des Smog und darum wächst der Druck auf Tsangs Verwaltung, die Bestimmungen für den Umweltschutz zu verschärfen.

„Das muss für die Regierung Priorität haben“, sagte Joanne Ooi, Vorstandsvorsitzende der Rechtsanwaltsvereinigung Clean Air Network. In der vergangenen Woche fuhr die Gruppe einen mit schwarzen Ballons bedeckten Lastwagen durch die Stadt, um auf das Problem aufmerksam zu machen, berichtet „Bloomberg“. „Die Auswirkungen der Luftverschmutzung in den Straßen auf die Gesundheit werden immer schlimmer. Die Luftverschmutzung ist höchst gefährlich. Es gibt kein größeres Problem in Hongkong.“

Schon zu Beginn dieses Jahres haben Umweltexperten die Regierung gedrängt, noch einmal einen Vorschlag aus dem Jahre 2008 in Betracht zu ziehen, nach dem die Kosten für eine Betriebserlaubnis für Lastwagen und Lieferwagen, die 15 Jahre oder älter sind, heraufgesetzt werden sollten.

Der Vorschlag wurde mit der Begründung abgelehnt, dass er sich zu negativ auf die wirtschaftliche Leistung auswirken würde.

Stattdessen wurde ein Subventionssystem eingeführt, das darauf abzielte, Fahrer zu ermutigen, ihre alten Autos gegen umweltfreundlichere auszutauschen. Nach einem Bericht von „South China Post“ jedoch nahmen nur 13.000 der in Frage kommenden Fahrzeughalter die Subvention in Anspruch, während 38.500 der alten Autos weiterhin auf den Straßen blieben.

Fahrzeuge, die älter als 15 Jahre sind, stoßen 20 Mal soviel Abgase aus wie neuere. Diese Emissionen können eine Unzahl gesundheitlicher Probleme auslösen, vor allem bei jüngeren und älteren Menschen.

Daten der Umweltbehörde Hongkongs belegen, dass seit Juli der Index für Umweltverschmutzung in den Straßen auf 68 Prozent der giftigen Abgase gestiegen ist, bzw. auf extrem hohe Werte von 9,8 Prozent. Der Index misst den Grad schädlicher Gase wie Schwefeldioxyd und Ozon.

Bei solch‘ hohen Graden werden normalerweise Warnungen vor Gesundheitsschäden an Menschen gegeben, die unter Atembeschwerden leiden und der Bevölkerung wird geraten, sich nicht zu lange in Gebieten mit großer Verkehrsbelastung aufzuhalten.

Das Festland trägt zur Umweltbelastung bei

Nach Schätzungen des HEI stammen 60 bis 70 Prozent der Schadstoffe aus der Pearl Delta Region auf dem Festland – einem boomenden Produktionszentrum.

Da das Festland nicht in der Lage war, den immer größer werdenden Bedarf an elektrischem Strom zu decken, sind viele Fabriken gezwungen gewesen, billigere Generatoren einzusetzen, die keine ordentlichen Filtersysteme haben und Schadstoffe ausstoßen, die dann nach Hong Kong gelangen.

Doch nach Meinung des HEI werden 53 Prozent der Schadstoffe durch die Verschmutzung örtlicher, mit Kohle betriebener Fabriken, Autos und andere Schadstoff absondernde Maschinenanlagen erzeugt. Die Verschmutzung vom Festland trifft Hong Kong nicht das ganze Jahr über, weil der Wind nur im Winter vom Norden weht.

Die Probleme durch die Umweltverschmutzung haben auch die Betriebe und das Geschäftsleben beeinträchtigt und viele dazu veranlasst, sich nicht in Hong Kong anzusiedeln.

Nach einer Meinungsumfrage der amerikanischen Handelskammer von 2008 sehen sich 40 Prozent der angegliederten Unternehmen wegen des Problems der Umweltverschmutzung sehr großen Schwierigkeiten gegenüber, Leute zu bekommen, die in Hongkong arbeiten wollen.

Laut „USA Today“ erklärt Mike Kilburn, ein Manager des Umweltprogramms der Expertenkommission von Civic Exchange, dass man an schlechten Tagen, „die Luft praktisch kauen kann, wenn man durch die Straßen geht.“

Hongkong war lange Zeit das Zentrum für die internationale Geschäftswelt. Ungefähr 1.400 Unternehmen aus den Vereinigten Staaten haben ihre Büros in Hongkong und mehr als 60.000 Amerikaner leben dort. Das berichtet das Außenministerium der USA.

Die Handelskammer in Hongkong hat die Regierung gedrängt, schnell zu handeln. Ansonsten würde Hongkong die lebenswichtige Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft verlieren.

Alex Fong, Generaldirektor der Kammer, sieht die Verbesserung der Umwelt als Priorität an und wies darauf hin, dass Probleme der Lebensqualität, vor allem die Luftverschmutzung, Hongkongs Attraktivität als Ort, in dem man Geschäfte tätigen und leben kann, beeinträchtigt haben.

Nach einem Bericht von „Bloomberg“ erklärte Fong, dass die Leute aus der Geschäftswelt, besonders diejenigen, die zur ausländischen Gemeinschaft gehören, sagen, dass die Luft in Hongkong nicht besser wird und dass sie deshalb kaum Leute bekommen können.

Die Kammer hat verlangt, dass entscheidende Maßnahmen getroffen werden, um die Luftqualität zu verbessern. Dazu gehört auch die Suche nach neuen Wegen für einen Anreiz, alte Busse und Lastwagen durch neue zu ersetzen, saubere Transportmöglichkeiten wie Elektrofahrzeuge und die Einführung höherer Brennstoffstandards für Schiffe.

Originalartikel auf Englisch: HK’s 2010 Air Pollution Death Toll Nears 600

Foto: Ed Jones/AFP/Getty Images


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