Coronavirus trifft Kulturbetrieb hart

Der Kulturbetrieb wird vom neuartigen Coronavirus schwer getroffen. Es hagelt Absagen.
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Carlos Santana hat die Europa-Termine seiner Tour abgesagt.Foto: picture alliance / Christoph Schmidt/dpa/dpa
Epoch Times10. März 2020

Der Kulturbetrieb wird vom Kampf gegen das neuartige Coronavirus immer härter getroffen. Die Absagen und Schließungen häufen sich.

Am Dienstag wurde unmittelbar vor dem Start das Literaturfestival Lit.Cologne abgesagt. Der US-Sänger Richard Marx sagte seine Auftritte in Europa ebenso ab wie Star-Gitarrist Carlos Santana. Der deutsche Kulturrat warnt vor existenzgefährdenden Bedingungen insbesondere für freiberufliche Künstler.

Die Lit.Cologne teilte mit, die Absage geschehe auf Empfehlung der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Man bemühe sich um eine Verlegung der Veranstaltungen auf einen späteren Zeitpunkt. „In der jetzigen Situation müssen wir alles dafür tun, die Infektionsketten zu durchbrechen“, wurde Reker zitiert.

Mit mehr als 200 Veranstaltungen und über 100 000 Besuchern an zwölf Tagen ist die Lit.Cologne nach eigenen Angaben das größte Literaturfestival Europas.

„Die Absage der Lit.Cologne trifft uns unendlich schwer“, bedauerte Geschäftsführer Rainer Osnowski. Für das privatwirtschaftlich organisierte Literaturfest, das bisher ohne Subventionen auskam, sei dies existenzgefährdend. Eine Reihe von Autoren, vor allem aus dem Ausland, hatten ihre Veranstaltungen bereits abgesagt oder verschoben.

Zuletzt hätten aber auch deutsche Schriftsteller einen Rückzieher gemacht, sagte Osnowski. Sie hätten gesagt: „Ich habe Angst, mich in NRW, vor allen Dingen in Köln, anzustecken.“ Gerade ältere Autoren hätten nicht mehr in das Bundesland mit den meisten Infektionen reisen wollen. „Die Dinge haben sich minütlich überschlagen.“

Zuvor waren in den vergangenen Tagen schon die Leipziger Buchmesse sowie Buchmessen in Bologna, London und Paris abgesagt worden. Das Literaturfestival Eventi letterari Monte Verità in Schweizer Kanton Tessin wurde in den Herbst verschoben.

Die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus treffen den Kulturbereich nach Darstellung des Deutschen Kulturrats insgesamt stark. „Insbesondere kleinere und mittelständische Unternehmen sowie Freiberuflerinnen und Freiberufler haben oft keine finanziellen Polster, um Einnahmeausfälle aufzufangen“, sagte Geschäftsführer Olaf Zimmermann. Honorare würden oft nur bei der Durchführung von Veranstaltungen fällig.

Viele öffentlich geförderte Kultureinrichtungen befürchten laut Kulturrat, dass öffentliche Mittel von Kommunen, Ländern oder dem Bund zurückgefordert werden könnten, weil sie für bestimmte Vorhaben genehmigt wurden, die nun nicht stattfinden. Vielfach seien aber schon Ausgaben entstanden. Rückforderungen könnten sich existenzbedrohend auswirken, deshalb müsse darauf verzichtet werden.

In Bayern sind alle staatlichen Theater, Konzertsäle und Opernhäuser vom 11. März bis zum Ende der Osterferien am 19. April geschlossen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Die Bayerische Staatsoper will während der Schließung ausgewählte Stücke trotzdem auf die Bühne bringen – vor leeren Rängen. Zuschauer könnten die Aufführungen live übers Internet verfolgen, sagte ein Sprecher.

Alle geplanten Veranstaltungen in den großen Sälen der staatlichen Theater, Opern- und Konzerthäuser in Berlin wurden ebenfalls abgesagt. Kultursenator Klaus Lederer (Linke) teilte am Dienstag mit, dieser Beschluss gelte vorerst bis zum Ende der Osterferien.

Der Notfallplan der österreichischen Regierung zwingt auch weltbekannte Spielstätten wie das Burgtheater und die Staatsoper in Wien dazu, ihre Aufführungen bis Ende März abzusagen.

Der Intendant der Hamburger Elbphilharmonie, Christoph Lieben-Seutter, sieht für eine generelle Absage der Veranstaltungen in dem berühmten Konzerthaus dagegen keine Veranlassung. „In einem Konzertsaal wie diesem hier – der ist geräumig, der ist modern, hat eine super Klimaanlage – hier ist die Gefahr auch für 2000 Leute, sich anzustecken, sicher wesentlich geringer als in einem kleinen, engem, alten Saal oder in einem Club oder ähnlichem“, sagte er den ARD-„Tagesthemen“.

Auch Popkonzerte fallen dem Coronavirus zum Opfer. Star-Gitarrist Carlos Santana sagte die Europatermine seiner Miraculous World Tour aufgrund „gesundheitsbehördlicher Entscheidungen und lokaler Reisebeschränkungen“ ab. Damit entfallen auch die geplanten Konzerte am 22. März in München und am 23. März in Köln. „Ich bin sehr enttäuscht, dass ich meine bevorstehenden Auftritte absagen muss“, wurde Santana in einer Mitteilung zitiert. Die Sicherheit der Fans habe aber oberste Priorität.

Der US-Sänger und Songwriter Richard Marx sagte seine Auftritte in Europa ebenfalls ab. Es bestehe die Gefahr, dass er wegen des Virus in einem Land feststecke und seine Tour deshalb nicht fortsetzen könne, sagte der 56-Jährige in einem Instagram-Post. Am Montag (16.3.) wollte Marx seine Deutschlandtour in Hamburg beginnen. Deutschlandweit sind sechs Konzerte betroffen – Hamburg, Berlin, Düsseldorf, München, Frankfurt und Leipzig.

Popstar Madonna sagte zwei Konzerte ihrer aktuellen „Madame X“-Tour am 10. und 11. März in Paris ab. Die US-Rockband Pearl Jam verschob den ersten Teil ihrer geplanten Nordamerika-Tournee auf unbestimmte Zeit. Die US-Sängerin Miley Cyrus (27) sagte wegen des weltweit grassierenden Coronavirus ein Buschfeuer-Benefizkonzert in Australien ab.

Die Sorgen wegen der Ausbreitung des Coronavirus haben auch das oberbayerische Oberammergau erreicht: Dort laufen die Vorbereitungen auf die am 16. Mai geplante Premiere der nur alle zehn Jahre aufgeführten Passionsspiele. „Stand heute gehen wir davon aus, dass die Premiere stattfinden kann“, sagte Sprecher Frederik Mayet am Dienstag.

Mit der Ankündigung der bayerischen Staatsregierung, zunächst bis Karfreitag Veranstaltungen mit mehr als 1000 Gästen zu untersagen, gebe es allerdings eine neue Situation. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Maßnahme über den 10. April hinaus verlängert wird. Das würde dann langsam in den Zeitraum der Premiere fallen. Auf diese Situation müssen wir uns vorbereiten.“ (dpa)



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