Die Sprache der Blumen

Titelbild
Blumenstillleben von Ambrosius Bosschaert der Ältere, 1614, Öl auf Kupfer. Insekten, kurzlebig wie Blumen, erinnern an die Kürze des Lebens und die Vergänglichkeit seiner Schönheit. Fotos: Public Domain
Von 14. Februar 2022

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Die Floriografie, auch Blumensprache genannt, ist seit Jahrhunderten ein Mittel der kryptologischen Kommunikation. Durch die Anordnung bestimmter Blumen konnten verschlüsselte Botschaften an die Empfänger übermittelt werden.

Die Ursprünge der Pflanzensymbolik lassen sich auf die Literatur des Altertums, religiöse Schriften und das dokumentierte Studium der mittelalterlichen Kräuterkunde zurückführen. In der Bibel finden sich viele Beispiele für Bäume, Früchte oder Blumen, die sich für heilige Allegorien eignen.

Schriftsteller und Künstler vom Mittelalter bis zur Renaissance nutzten die Floriografie als Mittel zur Beschreibung und Auslegung religiöser Glaubensinhalte.

Beda der Ehrwürdige, der englische Benediktinermönch aus dem siebten Jahrhundert, verglich die Jungfrau Maria mit der Lilie, indem er beschrieb, dass „die weißen Blütenblätter ihre körperliche Reinheit und die goldenen Staubbeutel das strahlende Licht ihrer Seele symbolisieren“. So wurde die Lilie zu einem Symbol der Reinheit und Demut.

Die Verwendung botanischer Bilder erlebte im 15. und 16. Jahrhundert eine Blütezeit, als viele Künstler Interesse an einer realistischeren Darstellung von Objekten aus der Natur zeigten.

Vor dem 17. Jahrhundert waren Blumen in erster Linie symbolische Dekorationen, die dem Hauptmotiv dienten. Um einem Gemälde mehr Tiefe und Kontext zu verleihen, gab eine Pflanze entweder Hinweise auf die Identität des Dargestellten oder bot eine moralische Beschreibung des Dargestellten.

Stillleben mit Blumen, Früchten, Muscheln und Insekten, um 1629, von Balthasar van der Ast. Öl auf Eichenholz. Fotos: Public Domain

Ludger tom Ring der Jüngere, deutscher Porträtmaler des 16. Jahrhunderts, schuf ein paar Blumenbilder, die als die frühesten datierten eigenständigen Blumenbilder bekannt sind. Die Inschriften auf beiden Vasen lauten: „IN VERBIS IN HERBIS ET LA PIDIBUS DEUS“ (Deutsch etwa: „In den Worten, den Kräutern und den Steinen ist Gott“). Der Überlieferung nach wird dieser Satz mit dem Arzt und Humanisten Paracelsus in Verbindung gebracht, der „die verborgenen Kräfte der Natur“ erforschte und ein pantheistisches Weltbild vertrat. Den Blumen schrieb er in doppelter Hinsicht heilbringende als auch heilende Wirkung zu. Dem damaligen pharmazeutischen und theologischen Weltbild entsprechend begann man, mineralische Medikamente zu entwickeln.

Ambrosius Bosschaert der Ältere war der erste große niederländische Maler der Botanik und das Oberhaupt einer Künstlerfamilie. Er begründete eine Tradition der Blumenmalerei, die eine ganze Generation von Obst- und Blumenmalern in den Niederlanden beeinflusste.

Bosschaert und andere niederländische Maler bezogen sich bei der Zusammenstellung von Blumenarrangements häufig auf Kräuterbücher und andere botanische Texte. Diese Sträuße vereinten in der Regel Blumen aus verschiedenen Ländern und Kontinenten in einer Vase und waren bei Mäzenen und Adeligen in ganz Europa sehr beliebt.

Das vorherrschende Thema dieser Periode des holländischen Stilllebens war das der Vanitas. Eine Vanitas ist ein Kunstwerk, das die Vergänglichkeit des Lebens symbolisiert, die durch die Aussicht auf Erlösung und Auferstehung aufgehoben wird. Blumen wurden zum idealen Symbol für Vergänglichkeit und Unbeständigkeit.

Zu den am häufigsten dargestellten Blumen in niederländischen Vanitas-Werken gehören Nelken, Tulpen, Schwertlilien, Stockrosen und Mohnblumen.

„Blumenvase“, 1722, von Jan van Huysum. Öl auf Leinwand. Fotos: Public Domain

Die Gattung der Nelken, Dianthus, stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Blume des Zeus“. Rote Nelken symbolisieren oft die göttliche oder irdische Liebe.

Der Name der Irisblume stammt aus der griechischen Mythologie. Iris war die Göttin des Regenbogens und eine Botschafterin der Götter. Im Laufe der Jahrhunderte fand die Irisblume Eingang in das Christentum und wurde zum Symbol für göttliche Botschaften, Glauben und Hoffnung.

Der Mohn ist ein Symbol für den ewigen Schlaf, während die Tulpe die heiligmachende Gnade des Heiligen Geistes und die göttliche Liebe symbolisiert.

Die fünfblättrige Rose steht für die Passion Christi und den Akt des Leidens, der den Menschen vor der Bestrafung für irdische Sünden bewahrt.

Die holländischen Vanitas-Werke haben weitere gemeinsame Elemente in ihren Blumenarrangements, wie die symbolische Verwendung von Insekten und Früchten. So versinnbildlicht die Raupe die irdische Existenz des Menschen, während der Schmetterling die Seele darstellt. Die Abbildung eines Nestes voller Eier ist ebenfalls ein altes Symbol für die Wiederauferstehung der Seele.

Die Fliege taucht häufig in niederländischen Vanitas-Darstellungen der Sünde auf. Fliegen sind Überträger von Plagen und Krankheiten und gelten daher als Symbol der Vergeltung und des Bösen. Die Spinne steht für die Zerbrechlichkeit des Menschen und die Eidechse verkörpert den Prozess des Verderbens in Erwartung des Endes der körperlichen Existenz des Menschen.

Das goldene Zeitalter der holländischen Blumenstillleben ist eine ständige Inspirationsquelle für die zeitgenössische Kultur, insbesondere für das Blumenbinden. Auch mehrere Jahrhunderte nach der Fertigstellung dieser Kunstwerke bieten die Gemälde noch immer Anhaltspunkte für neue Richtungen in der Blumenkunst.

Blumen haben die Kraft, uns etwas mitzuteilen, ganz gleich, ob wir sie verwenden, um unsere inneren Gedanken für den Empfänger auszudrücken oder um die Schönheit des Göttlichen in der Natur zu bekunden. Blumen können Hoffnung wecken und Trost, Freude und stille Besinnung spenden.



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