Die Zauberformel für das Familienleben: Das gemeinsame Abendessen

Es ist weit mehr als nur eine nette Geste. Universitätsstudien zeigen, dass eine Familie, die gemeinsam isst, auch zusammen bleibt.
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Gemeinsame Mahlzeiten haben einen hohen Stellenwert und vermitteln die Botschaft, dass die Familie wichtig ist. (Drazen Zigic/Shutterstock)
Von 10. Januar 2022
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Stellen Sie sich vor, es gäbe eine einfache Sache, die Eltern für ihre Kinder tun könnten und die zu folgenden Ergebnissen führen würde: bessere geistige und körperliche Gesundheit, höheres Selbstwertgefühl, weniger Risikoverhalten, bessere schulische Leistungen, bessere Kommunikationsfähigkeiten und eine bessere Beziehung zwischen Eltern und Kind.

20 Jahre Forschung haben gezeigt, dass es dieses wirksame Instrument tatsächlich gibt. Das Familienessen.

Anne Fishel, Psychologieprofessorin an der Harvard University und Mitbegründerin des Family Dinner Project, ist eine Verfechterin von gemeinsamen Familienmahlzeiten.

„So viele Ziele, die ich in der Familientherapie versuche zu erfüllen, werden durch regelmäßige Abendessen erreicht“, so Fishel.

Leonard Sax, ein Psychologe mit 30 Jahren Erfahrung und Autor einiger aufschlussreicher Erziehungsbücher, sagt in seinen Elternempfehlungen auch, dass das Familienessen eine feste Tradition sein sollte.

„Die Forschung zeigt, dass eine Familienmahlzeit zu Hause ohne Ablenkungen wichtig ist. Jeden Tag.“, sagt Sax. „Wenn man das nicht tut, bedeutet das, dass man der gemeinsam mit den Eltern zu Hause verbrachten Zeit die geringste Priorität einräumt. Indem Sie aber vermitteln, dass die Zeit, die wir als Familie zu Hause miteinander verbringen, oberste Priorität hat, vermitteln Sie die Botschaft, dass die Familie wichtig ist.“

Kommunikation

Kommunikation ist das Gegenmittel zu so vielen Problemen, die unsere Kinder heimsuchen können. Gesunde Kommunikation ist in einer entspannten, geselligen Umgebung am effektivsten. Es gibt noch viele andere Gelegenheiten im Familienleben, die diese Anforderung erfüllen, aber keine von ihnen übertrifft das Familienessen.

Am Esstisch lernen sich die Familienmitglieder besser kennen, und interessanterweise lernen sie auch sich selbst besser kennen. Durch die Begegnung mit der Familie als Gruppe, aber auch durch die Interaktionen zwischen den einzelnen Personen, blüht die Individualität jedes Einzelnen vor seinen Augen auf.

Eine wirksame Verständigung besteht darin, dass jede Person ihre eigenen Ideen und Gefühle zum Ausdruck bringen kann, ohne Angst vor Verurteilungen zu haben. Wenn das Thema wirklich unpassend ist, können die Eltern das Gespräch in die richtige Richtung lenken.

Als Eltern kreativ sein

Schaffen Sie regelmäßige Anlässe, bei denen die ganze Familie zusammenkommt, obwohl es vielleicht nicht jeden Tag möglich ist. Die gute Nachricht ist, dass Untersuchungen zeigen, dass selbst wenn nur ein Elternteil anwesend ist, die ganze Familie von den Mahlzeiten profitiert. Das ist wichtig, denn oft müssen beide Elternteile arbeiten und haben möglicherweise kollidierende Zeitpläne. Mittagessen, Frühstück oder Zwischenmahlzeiten können als Gelegenheit zum gemeinsamen Essen genutzt werden.

Es geht darum, dass der Elternteil, der „Dienst“ hat, versuchen sollte, den Ton der Fröhlichkeit und des Miteinanders für die Mahlzeit vorzugeben. Wenn es regelmäßig vorkommt, dass nur ein Elternteil bei der Mahlzeit dabei ist, kann der andere Wege finden, um gemeinsam über die „Aha-Momente“ zu sprechen, die sich bei der verpassten gemeinsamen Mahlzeit ergeben haben. Die Forschung hat gezeigt, dass die Kinder umso mehr davon profitieren, je häufiger die Familie gemeinsam isst.

Aber es geht nicht um Perfektion, sondern um Ihr Bemühen. Beginnen Sie bei Bedarf mit einer Mahlzeit pro Woche und wahrscheinlich wird sich das gemeinsame Speisen automatisch steigern.

Ungezwungenheit

Familienessen sind informell, oft lebhaft, voller Späße und Spontaneität. Manchmal ist es gut, bei der Konversation während des Essens die Initiative zu ergreifen, um zu viel Klamauk oder Streitereien zu vermeiden.

Eine andere Idee ist ein Dankbarkeitstagebuch, in dem eine Person etwas aufschreibt, wofür jedes Familienmitglied dankbar ist. Aktuelle Ereignisse, Witze, bevorstehende Familienausflüge und die Höhen und Tiefen unseres Alltags sind alles Möglichkeiten, um das Gespräch in Gang zu bringen. Kinder lernen auch viel, wenn sie ihre Eltern dabei beobachten, wie sie miteinander über ihren Tag und über das, was in der Nachbarschaft und in der Welt passiert, sprechen. Versuchen Sie, jedes Kind einzubeziehen.

Konflikte bewältigen

Konflikte sind in einer Familie jeglicher Größe unvermeidlich. Irene Freundorfer, selbst Mutter von zehn Kindern, schlägt vor, das Erlernen von Manieren zu erleichtern. Anstatt sie anzusprechen, erinnert sie die Kinder mit Handzeichen daran, mit geschlossenem Mund zu essen, die Beine unten zu lassen und die Ellbogen nicht auf den Tisch zu legen. Vermeiden Sie strittige Themen. Lockern Sie die Stimmung mit Humor auf. Spielen Sie Musik und zünden Sie ab und zu ein paar Kerzen an. Stellen Sie eine Liste mit den Lieblingsspeisen der Familie zusammen, um Beschwerden einzudämmen. Gutes Essen hilft wirklich!

Und was die Kleinen angeht, die immer wieder vom Tisch aufstehen, keine Sorge. Auch eine kurze gemeinsame Mahlzeit ist immer noch eine gemeinsame Mahlzeit. Allein das Zusammensein, Essen und Reden für eine kurze Zeit bringt Sie auf den Weg zu einer glücklicheren und gesünderen Familie.

Kooperation

Die Mithilfe der Kinder bei der Zubereitung der Familienmahlzeiten ist eine weitere Möglichkeit, sie in das Essensritual einzubeziehen. Eine Umfrage unter 1.000 Kindern ergab, dass die Mithilfe beim Kochen mit guten Gefühlen einhergeht. Lassen Sie ein Kind an einem Abend zusammen mit einem Elternteil eine Mahlzeit planen und zubereiten. Ein wöchentlich wechselnder Zeitplan wäre eine Idee. Besprechen Sie dies mit den Kindern. Oft machen sie gute Vorschläge.

Besondere Anlässe tragen zur Festigung der Familienbande bei. Die üblichen Feiertage sind wichtig – Weihnachten, Geburtstage –, aber auch die anderen Anlässe, die sich ergeben – jemand hat nach drei Versuchen seinen Führerschein bestanden, besondere Jubiläen in der Familie oder das wöchentliche Sonntagsessen. Zu diesen Anlässen können die besonderen Teller hervorgeholt werden und der Tisch kann mit einer kleinen zusätzlichen Dekoration versehen werden. Eines der Kinder kann lernen, wie man Servietten faltet oder ein Dessert oder eine Vorspeise zubereitet.

Eine weitere Möglichkeit, der täglichen Essensroutine mehr Schwung zu verleihen, besteht darin, das älteste Kind oder die ältesten Kinder zum Essen außer Haus einzuladen. Das verändert die Dynamik und kann eine tiefere Konversation ermöglichen. Wir sind mit unserem ältesten Kind in ein Restaurant gegangen, das Pizza serviert, während man Brettspiele spielt. Perfekt für Teenager, die auf alle möglichen Fragen misstrauisch reagieren! Sie könnten auch einen eigenen Spieleabend zu Hause veranstalten und während des Essens Karten spielen. Ein Nachmittagskaffee, um den Großmüttern zu zeigen, wie sehr sie sie mögen, ermöglicht es den Kindern, eine besonderes Gastmahl zu planen, aufzutischen und selbst daran teilzuhaben.

Gelegentliche Gäste zum Abendessen können den Kindern helfen, sich besser zu benehmen und auf neue Weise zu interagieren. Das ist für jedes Alter gut, besonders für Teenager, da sie sich etwas zurückziehen und andere, gute Einflüsse von außen brauchen.

Mit den Worten von Irene Freundorfer:

„Das Abendessen ist eine ausgezeichnete Gelegenheit für alle, den Tag Revue passieren zu lassen. Versuchen Sie, so oft wie möglich gemeinsam zu essen. Versuchen Sie, nicht im Auto, auf der Straße oder getrennt zu essen. Das Zusammenkommen an einem Tisch ist sehr wichtig. Tauschen Sie sich aus, reden Sie, lachen Sie, scherzen Sie, genießen Sie. Ihre Kinder sind nur für eine kurze Zeit in Ihrem Leben zu Hause. Schaffen Sie bleibende Erinnerungen. Nutzen Sie die Kraft der Familienmahlzeiten. Ganz gleich, ob Sie über Ihre Arbeit, die Nachrichten, Familiengeschichten oder Urlaubspläne sprechen – Sie helfen Ihren Kindern dabei, ihre eigenen Maßstäbe, Werte, ihre Identität, ihr Zugehörigkeitsgefühl und familiäre Vertrautheit zu entwickeln.“

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf MercatorNet veröffentlicht.



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