Nichts ist unmöglich

Titelbild
Foto: 20th Century Fox
Von 25. Februar 2011

Der Winter hat sich, so scheint es, zu dem neuen Sommer gewandelt, in dem zahlreiche aufwendig produzierte Filme als Anwärter für den Oscar in den Kinos anlaufen. In diesem Zeitfenster wird eine ansonsten bessere Fernsehproduktion wie das Justizdrama „Betty Anne Waters“ (Originaltitel: Conviction) dank einer kraftvollen schauspielerischen Leistung und einer sentimentalen „David gegen Goliath“-Handlung im Hinblick auf etwaige Nominierungen über Gebühr gelobt.

Als der Unruhestifter Kenny Waters (Sam Rockwell) wegen eines brutalen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wird macht es sich seine Schwester Betty Anne (Hilary Swank) zur Mission, das Anwaltspatent zu erringen, um seine Unschuld beweisen zu können.

Bei „Betty Anne Waters“ steht trotz der auf einer wahren Begebenheit basierenden Handlung die schauspielerische Leistung im Vordergrund. Tatsächlich lahmt der Film stellenweise mit dem Eindruck, sich mit überzogen ernster Darstellung und von emotionalem Klavierspiel begleiteten rührseligen Dialogen für einen der begehrten Filmpreise empfehlen zu wollen, anstatt sich darauf zu konzentrieren, das eigentliche Thema des Films, Berufungsverfahren für unschuldig Inhaftierte, in den Mittelpunkt zu stellen.

Die zweifache Oscar-Preisträgerin Hilary Swank verkörpert die Rolle der Betty Anne  auf zuverlässige Weise. Verletzbarkeit, die in unbeugsamer Verbissenheit aufgeht, eine Rolle, die Swank vermutlich im Schlaf darstellen könnte. Minnie Driver, wenn auch nicht ganz von der Qualität wie bei Good Will Hunting, komplementiert mit Juliette Lewis eine beeindruckende und, viel zu selten, weiblich dominierte Besetzung.  In Ergänzung glänzt Sam Rockwell als Unruhestifter mit einer gehörigen Portion an unkontrollierter Schneidigkeit, die eben genau jenen Zweifel an seiner Unschuld streut, den die Geschichte benötigt um den Zuschauer im Bann zu halten.

Phasenweise holprig wirkt der Aufbau des Films von Regisseur Tony Goldwyn. Während die Bilder in Clint Eastwood-Manier wunderschön arrangiert sind, erscheint der Umschwung zwischen den einzelnen Zeitlinien zuweilen willkürlich. Der manchmal zu zügige Ablauf der Geschichte erschwert dem Zuschauer den Einblick in die Charaktere. Nicht zuletzt nimmt er der Gerichtsverhandlung die besondere Dynamik.

Vergleiche mit Erin Brokovich sind sowohl unausweichlich wie auch unvorteilhaft. Der Film hat weder die besondere innovative Einzigartigkeit noch den Stil von Soderberghs Oskar-Gewinner – aber als solides Drama mit ergreifender schauspielerischer Leistung ist er schuldig im Sinne der Anklage.

Empfehlung: 3 von 5 Sterne

Foto: 20th Century Fox


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