Peter Seiffert und Petra Maria Schnitzer in „Tannhäuser“

Titelbild
Die Deutsche Oper in Berlin, Bismarckstraße.Foto: Barbara Sax/AFP/Getty Images
Von 23. Dezember 2011

In einer Traumbesetzung gab die Deutsche Oper kurz vor Weihnachten Richard Wagners Tannhäuser. Die beiden Aufführungen mit Peter Seiffert und Petra Maria Schnitzer in den Hauptrollen waren ein Geheimtipp unter den Berliner Wagnerfans. Und doch waren sie, sowohl am 18. wie auch am 21.12., nicht völlig ausverkauft.

In der spartanischen Inszenierung von Ex-Intendantin Kirsten Harms entfaltete die Solistenriege und der glänzende Chor einen vokalen Hochgenuss.

Christoph Pohl von der Dresdner Semperoper sprang am 21.12. als Wolfram für den erkrankten Markus Brück ein und entpuppte sich als Glücksfall: Ein sensibler, kultivierter Bariton, der doch genügend Kraft und Saft hatte, um neben dem geradezu übermächtigen Peter Seiffert bestehen zu können. Auch Bassist Kristinn Sigmundsson als Landgraf Hermann hatte das passende Kaliber, um die nötige (durchaus auch väterliche) Autorität ausstrahlen zu können.

Spannend geriet der Sängerkrieg, in dem Tannhäuser die dominante Rolle spielte und die anderen (Clemens Bieber als Walter von der Vogelweide, Lenus Carlson als Biterolf) blass aussehen ließ.

GMD Donald Runnicles am Pult dirigierte das Werk mit einem vollen Schmelzklang, sehr klassisch wagnerisch. Die Venusbergpassagen und die Pilgermotive gingen nahtlos ineinander über und wunderbare Instrumentalsoli blühten immer wieder aus dem Klangmeer hervor.

Der Star des Abends war Peter Seiffert, der einen Tannhäuser sang und spielte, der die reinste

Explosion an Kraft war, und ein intelligentes und differenziertes Portrait der Rolle zeichnete. Seiffert, der sich völlig zu verausgaben schien, steigerte sich von Akt zu Akt und machte packend erlebbar, dass die gesamte Oper nur um das Innenleben der Hauptfigur herum komponiert wurde.

Dass er seit 20 Jahren Wagnerhelden singt, hörte man ihm fast nicht an. Nur einzelne Fortissimo-Töne kratzten minimal und erinnerten daran, dass man schnellstens die Chance nutzen sollte, ihn noch in dieser überragenden Form zu erleben.

Petra Maria Schnitzer als Venus und Elisabeth gelang das passende Gegenstück. Ungemein lyrisch und klangschön, aber nicht minder intensiv war ihre Darstellung der Frauenrollen, die bei ihr beides hatten: Weiblichkeit, Reife und Jugendlichkeit. Durch die reine Klangfarbe und Makellosigkeit ihrer Stimme war Schnitzer auch als Venus mehr Engel als Vamp, was die Figur sympathisch machte und die Eröffnungsszene sehr spannend werden ließ.

Mit Leichtigkeit schaffte sie den Sprung vom leuchtend Glücklichen zum Leidenden in ihrer Rolle – und das ganz ohne aufgesetztes Spiel. Das einzige Fragezeichen blieb am Schluss der Inszenierung geschuldet, weil nicht so klar wird, worin nun die Erlösung besteht, wenn Elisabeth und Venus eine Person sind.

Großartig waren die Chöre (einstudiert von William Spaulding). Die Damen sorgten in ihrer Klarheit für geradezu himmlische Klänge. Die Herren begannen den berühmten Pilgerchor im fast unhörbaren Pianissimo, um sich zu großem Volumen und Strahlkraft zu steigern.

Das durchwegs begeisterte Publikum bedachte die Aufführung mit reichlichem Applaus. Ein kleines hartnäckiges Grüppchen schaffte es, die Darsteller noch dreimal zusätzlich vor den Vorhang zu rufen.



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