Vom Krieg, von Malern und Schauspielern

Tony Vaccaro erzählt die Geschichten zu seinen berühmten Fotos
Titelbild
Tony Vaccaro vor seinem Foto das den französischen Filmregisseur Jean Renoir zeigt in einer Galerie im New Yorker Stadtteil Queens.Foto: Joshua Philipp/The Epoch Times
Von 15. Dezember 2009

Der kuriose Maler war schwer zu fotografieren. Pablo Picasso hatte schon eine ganze Liste an Top-Fotografen verschlissen, als ihm das Look Magazine weitere 21 Namen zur Auswahl stellte – in der Hoffnung, endlich zu einem Profilfoto des Malers zu kommen.

Schließlich entschloss sich Picasso für Tony Vaccaro, der bekannt ist vom TIME Magazine und Look Magazine für seine Aufnahmen vom Zweiten Weltkrieg.

Es war im Jahre 1968, als Vaccaro den Maler in seinem Zuhause in Frankreich besuchte. Er hatte von den Geschichten gehört. Cartier Bresson, der berühmte französische Fotograf, hatte zwei Jahre lang vergeblich versucht, ein gutes Foto von Picasso einzufangen. Vacarro weigerte sich, an dasselbe Ergebnis zu glauben.

Nacht etwas Champagner und Konversation betrat man den Balkon für das Fotoshooting. Picasso fing an, verschiedene Posen einzunehmen und Vaccaro wartete. „Er posierte wie ein Model“, sagt eVacarro mit einem Lachen.

Vacarro schaute dann auf seine Kamera und sagte zu dem Maler, sie wäre kaputt. „Sofort, nachdem ich gesagt habe, die Kamera wäre kaputt, hört er mit dem Posieren auf und hat diesen Ausdruck, und genau das war es, was ich wollte – diese Augen, die zu dir her sehen“, sagte Vaccaro, der heute Ende achtzig ist.

Das Foto von Picasso ist nur eines von tausenden in Vaccaros Portfolio. Zu sehen in einer Galerie in Astoria in New York, neben Eleanor Roosevelt und dem Schah von Persien. Die Galerie wird vom Kulturverein der Region Molise in den USA geführt. Der Verein steht für die Region Molise in Italien, wo Vaccaro aufwuchs.

Kunst der Fotografie

In Europa wurde Vaccaro durch seine Bilder vom Zweiten Weltkrieg bekannt. In den USA kam er zu Ruhm während der Jahre, in denen er für das TIME Magazine arbeitete und seine Bilder oft Titelbild waren. Jetzt lebt er in Long Island in New York, arbeitet an einem Fotobuch, das sein Lebenswerk enthalten soll.

Die Kunst des Fotografierens ist nach Vaccaro, den Ausdruck eines Menschen einzufangen, der ihn einmalig macht in seiner reinen und unveränderten Form.

„Die meisten Fotografen stellen ihre Bilder“, sagt Vaccaro – lächelnd. „Sie sagen zu der Person, nicht bewegen, oder was auch immer. Ich lasse sie so wie sie ist.“

Vaccaro zeigt auf eine Fotografie von Jackson Pollock, wie er sehr intensiv dreinblickt, das Kinn auf seine Hand gestützt. „Schauen Sie, was ich versuche mit Portraits zu machen. Ich versuche etwas von der jeweiligen Persönlichkeit zu vermitteln“, sagt Vaccaro. „Wenn ich bei jemandem ankomme, den ich fotografieren möchte, mach ich solange keine Aufnahme, bis ich weiß, welche Art Mensch ich vor mir habe.“

Ein Foto mit dem bekannten Philosophen Bertrand Russel, tief in Gedanken versunken, hängt ebenfalls in der Galerie. Vaccaro sagt, er wollte das philosophische Denken einfangen, „also stellte ich ihm eine komplizierte Frage, und er brauchte lange, um darüber nachzudenken, wie Sie sehen. Und während er dachte, schoss ich das Foto“.

Jedes der Fotos erzählt eine Geschichte. Gesichter, die aus Rahmen blicken, Momente, eingefangen im 20. Jahrhundert, die die heutige Gesellschaft definieren helfen.

In der Nähe von Pollocks Foto befindet sich eines der legendären Schauspielerin Sophia Loren. Sie und Vaccaro waren Jugendfreunde. „Gewöhnlich kam sie zu spät zum Fototermin. Aber an diesem Morgen war sie eine halbe Stunde zu früh da“, erinnert sich Vaccaro. Er stieg gerade aus der Dusche als es an der Tür klingelte. Er dachte, es wäre der Liftboy und ging zur Tür.

„Ich öffnete die Tür mit einem Handtuch um meine Hüften und sie war es. Und sie schaute mich an von unten nach oben und sagte, ‚Tony Vaccaro, sempre pronto‘, was auf Italienisch bedeutet, ‚immer bereit'“, erzählt er.

Ein Traum wird wahr

Vaccaro träumte davon, Auslandskorrespondent für eine Zeitung zu werden. Als Junge ging er in Italien zur Schule. Die Lehrer während der Regierungszeit Mussolinis bedachte er mit Geringschätzung.

Jeden Tag nach der Schule ging er zum Friseurladen seines Onkels und las sich durch die unterschiedlichen Magazine und Zeitungen, die für die Kundschaft auslagen. „So lernte ich vieles von diesen Zeitungen, nicht von der Schule“, sagt Vaccaro. „Ich wollte ein Auslandskorrespondent werden, ein Journalist. Als ich nach Amerika zurückkam, hatte ich das Englisch verlernt, und plopp, konnte ich kein Auslandskorrespondent werden.“

Sein Traum als Artikelschreiber hatte sich aufgelöst, ein Lehrer meinte, er könne ja Auslandsfotograf werden. „Da ging bei mir ein Licht an und ich sagte ‚Wow'“.

Er verdiente sich sein Geld als Golfjunge, bis er genug Geld zusammen hatte für die erste Kamera. Er erklärte dem Verkäufer im Fotogeschäft, er wolle „eine Kamera mit der ich mich heranschleichen kann, wenn ich fotografiere und mich keiner dabei merkt“, sagt Vaccaro.

Der Verkäufer brachte ihm eine 35 Millimeter Argus C3, eine günstige Entfernungsmesserkamera – dieselbe, die ich später im Zweiten Weltkrieg benutzte.

Während des Krieges schoss Vaccaro mehr als 8.000 Fotos, die Hälfte davon verlor er später bei einer Überflutung. Der Rest wurde zu Bildern, die die Zeit unsterblich machen – eines der bekannteren heißt „The Kiss“, eine Feier in Frankreich nach der Befreiung der Stadt durch die Amerikaner.

Nach dem Krieg war das Leben hart. „Das Gewehr gegen einen Menschen zu richten zerstört dich“, sagt er. Es dauerte bis zum Jahr 1951, dass der Krieg ihn verließ und es war ein Foto, das diesen Zeitpunkt markierte.

„Ich wollte keinen sehen“, sagt Vaccaro. „Nach und nach vergisst man und an einem gewissen Punkt entscheidet man sich, wieder ein menschliches Wesen zu werden.“

Auf dem Foto ist ein Mädchen dargestellt in einem gestreiften Kostüm, das in die Luft springt, ein Lächeln im Gesicht. Er drückte auf den Auslöser, als sie in der Luft war, ihre Arme und Beine von der Bewegung verschwommen waren, Gesicht und Körper dagegen deutlich.

„Ich wollte eine Frau, die ein Gefühl von Freude ausdrückt“, sagt er. „Ich denke, ich war erfolgreich. Für mich strahlt es Freude aus, Glück.“

 

Originalartikel auf Englisch: World-Renowned Photographer Tells of War, Painters, and Actors

 

 



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