Unter den Linden – Von Walther von der Vogelweide

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Titelbild
Da mögt ihr finden, Wie wir beide Pflückten im Grase der Blumen Pracht.Foto: iStock

Unter den Linden

Unter den Linden

Bei der Heide,
Wo unser zweier Bett gemacht,
Da mögt ihr finden,
Wie wir beide
Pflückten im Grase der Blumen Pracht.
Vor dem Wald im tiefen Tal,
Tandaradei!
Lieblich sang die Nachtigall.

Ich kam gegangen
Hin zur Aue –
Mein Trauter harrte schon am Ort.
Wie ward ich empfangen,
O Himmelsfraue!
Des bin ich selig immerfort.
Ob er mich küßte? Wohl manche Stund,
Tandaradei!
Seht, wie ist so rot mein Mund.

Da tat er machen
Uns ein Bette
Aus Blumen mannigfalt und bunt.
Darob wird lachen,
Wer an der Stätte
Vorüberkommt, aus Herzensgrund:
Er wird sehn im Rosenhag,
Tandaradei!
Sehen, wo das Haupt mir lag!

Wie ich da ruhte,
Wenn man es wüßte,
Barmherziger Gott – ich schämte mich.
Wie mich der Gute
Herzte und küßte,
Keiner erfahr es als er und ich,
Und ein kleines Vögelein –
Tandaradei!
Das wird wohl verschwiegen sein!

Walther von der Vogelweide   (ca. 1170 – 1230)



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