Dinçer Güçyeter gewinnt Belletristik-Preis der Buchmesse

Viele Millionen Gastarbeiter kamen in den 50er bis 70er Jahren in die Bundesrepublik Deutschland, auch die Eltern von Dinçer Güçyeter. Für seine vielstimmige Familiengeschichte ist er jetzt geehrt worden.
Die Autorin Regina Scheer (v.l.), Dinçer Güçyeter und Johanna Schwering wurden auf der Buchmesse ausgezeichnet.
Die Autorin Regina Scheer (v.l.), Dinçer Güçyeter und Johanna Schwering wurden auf der Buchmesse ausgezeichnet.Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Epoch Times27. April 2023

Der Lyriker und Theatermacher Dinçer Güçyeter hat den renommierten Preis der Leipziger Buchmesse in der Belletristik-Sparte gewonnen. Er wurde am Donnerstag für seinen Debütroman „Unser Deutschlandmärchen“ ausgezeichnet. Der 1979 in Nettetal (NRW) geborene Autor erzählt darin von den Schmerzen, Entbehrungen, Einsamkeiten und Sehnsüchten seiner Eltern, die Ende der 1960er Jahre aus der Westtürkei als Gastarbeiter nach Deutschland kamen.

Die Jury würdigte die poetische Sprache Güçyeters. Zudem stehe seine Familiengeschichte stellvertretend für viele Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter, die Rassismus und belastende Arbeitsbedingungen erleben mussten.

Der Autor setzte sich mit seinem Werk über die Geschichte einer türkischen Familie, die an den Niederrhein migriert, gegen vier Mitbewerber durch, darunter etwa der Österreicher Clemens Setz mit seinem Buch „Monde vor der Landung“.

Die siebenköpfige Jury lobte, die Einwanderergeschichte reiße den Leser „mit ihrer Emotionalität und großen politischen Bedeutung von Anfang an mit“. Das Buch stelle das Anwerbeabkommen der Bundesrepublik in ein neues Licht. Gücyeter fange „Geschichten mit einem Netz ein, das feiner gewebt ist als ein Schmetterlingskescher“ und verwandele schmerzliche Momente in komische.

Nominiert waren in der Kategorie Belletristik neben Gücyeter und Setz außerdem Ulrike Draesner mit „Die Verwandelten“, Joshua Groß mit „Prana Extrem“ und Angela Steidele mit „Aufklärung. Ein Roman“.

Drei Kategorien

In der Kategorie Sachbuch/Essayistik setzte sich Regina Scheer durch. Ihr Buch „Bittere Brunnen“ thematisiert das Leben von Hertha Gordon-Walcher. Die jüdische Kommunistin war in den 1920er-Jahren Sekretärin der kommunistischen Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin. Die Autorin Scheer war nach Angaben der Jury mit Gordon-Walcher befreundet und konnte auf viele persönliche Gespräche mit ihr zurückgreifen.

In der Übersetzungs-Sparte gewann Johanna Schwering. Sie übertrug den Coming-of-Age-Roman „Die Cousinen“ von Aurora Venturini aus dem argentinischen Spanisch.

Der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Preis der Leipziger Buchmesse wird seit 2005 für Neuerscheinungen in den Kategorien Übersetzung, Sachbuch und Belletristik vergeben. Insgesamt wurden 465 Titel eingereicht, 15 wurden nominiert. Im vergangenen Jahr gewann der israelische Schriftsteller Tomer Gardi für seinen Roman „Eine runde Sache“ den Preis in der Kategorie Belletristik.

Erstmals seit drei Jahren coronabedingter Zwangspause wurde der Preis wieder auf der Messe verliehen. In den Jahren 2020 und 2021 fiel die Leipziger Buchmesse wegen der Pandemie aus, im vergangenen Jahr wurde sie wegen Absagen vieler Aussteller kurzfristig gestrichen.

Am Donnerstag öffneten die Türen für Besucher und Fachpublikum. Gastland ist in diesem Jahr Österreich. Die Messe sowie die parallel dazu laufende Manga-Comic-Con und das traditionelle Lesefest Leipzig liest dauern noch bis Sonntag. Die Leipziger Buchmesse ist mit rund 300.000 Besuchern der wichtigste Frühjahrstreff der Buch- und Medienbranche. (dpa/red)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion