Studie: Lieder werden immer einfacher und emotionaler

Egal ob Liebe, Aggression, Hass oder Enttäuschung: Die Texte heutiger Lieder sind immer mehr mit extremen Gefühlen gespickt. Gleichzeitig nimmt ihre Tiefsinnigkeit ab, Worte verrohen und passen sich den modernen Hörern an.
Studie: Lieder werden immer einfacher und emotionaler
Die Gesellschaft wandelt sich – und damit auch die Musik.Foto: iStock
Von 10. April 2024

Die Texte englischsprachiger Lieder werden immer simpler gestrickt und leichter zu verstehen. Dies sei besonders auf den geringeren Wortschatz zurückzuführen – insbesondere bei Rap- und Rocksongs. Darüber hinaus werden die Texte tendenziell emotionaler und persönlicher.

Beides belegt ein Team um Eva Zangerle vom Institut für Informatik der Universität Innsbruck (Wien) nun in ihrer aktuellen Studie, in der sie die Revolution der Musik der letzten 40 Jahren unter die Lupe nahm.

Zangerle und ihre Kollegen analysierten insgesamt 12.000 englischsprachige Lieder aus fünf Genres. Um ein ausgeglichenes Bild zu erhalten, wählten die Forscher jeweils 2.400 Rap-, Country-, Pop-, R&B- und Rocksongs aus, die zwischen 1980 und 2020 veröffentlicht wurden. Im Fokus standen Wortschatz, Lesbarkeit, Komplexität und die Anzahl der wiederholten Zeilen.

„Die Sprache wurde einfacher, was sich sowohl an der Lesbarkeit als auch an der Anzahl der komplexen Wörter zeigt. Außerdem wiederholen sich ganze strukturelle Komponenten wie der Refrain, aber auch einzelne Zeilen deutlich häufiger“, so Zangerle.

Spiegel der Gesellschaft

Ursache für die Entwicklung zu einfacheren Texten könnte laut den Autoren die Zunahme von Liedern sein, die als Hintergrundmusik abgespielt werden. Auch dürften die neuen Verkaufswege eine große Rolle spielen. Alles in allem könnten Songtexte ein „Spiegel der Gesellschaft“ sein und darlegen, wie sich die Werte, Gefühle und Sorgen einer Kultur im Laufe der Zeit verändern.

„Vor 40 Jahren hat man sich eine Schallplatte gekauft. Jetzt gibt es Streamingplattformen, wofür Musik auch ganz anders produziert wird. Das Musikstück muss in den ersten zehn bis 20 Sekunden überzeugen, sonst wird zum nächsten Lied gewechselt“, erklärte die Studienleiterin.

Dem vorangegangen sei ein drastischer Wandel in der Musiklandschaft – „von der Art und Weise, wie Musik verkauft wird, bis hin zur Art und Weise, wie Musik produziert wird“.

Ältere Lieder beliebter

Doch auch mit Emotionen wird nicht gegeizt. Vor allem bei R&B-, Pop- und Countryliedern nahm die Verwendung emotional negativer Wörter zu. In Rap-Songs wurden die Texte im Allgemeinen emotionaler, sowohl positiv als auch negativ. Alle Genres hatten zudem gemein, dass in ihnen mehr Wörter, die mit Wut, Ekel oder Traurigkeit in Zusammenhang stehen, enthalten sind. Ebenso sind die Texte viel selbstbezogener geworden, wobei Wörter wie „ich“ oder „mein“ viel beliebter geworden sind.

Diese Sprache schlage sich auch auf den Klang der Lieder nieder. „Andere Arbeiten, die sich mit den Tonfolgen selbst beschäftigen, zeigen, dass Musik weniger fröhlich empfunden wird. Das komplettiert unsere Studie“, so Zangerle.

Auch die Anzahl der sich wiederholenden Zeilen habe im Laufe der Jahrzehnte zugenommen – am meisten im Genre Rap. Dabei besaß dieser Musikstil zu Beginn noch die meisten Zeilen, erklärt die Forscherin.

Weiterhin offenbarten die Aufrufe auf einer Streamingplattform, dass ältere Rocksongs häufiger angehört werden als neuere. Dies zeigen auch die zunehmend sinkenden Chartplatzierungen von Rocksongs in den letzten Jahrzehnten. Dies deutet für die Forscher wiederum darauf hin, dass Rockfans zunehmend auf ältere Lieder aus der Blütezeit des Genres zurückgreifen, statt auf die moderne Musik.

Die Studie erschien am 28. März im Fachmagazin „Scientific Reports“.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion