Wir sind dann mal weg – vier Geheimtipps zum Überwintern

Vor dem Winter in die südlichen Länder flüchten war schon immer eine beliebte Möglichkeit. Welche Länder bieten sich für den kommenden Winter an? Was ist zu beachten?
Vier Geheimtipps zum Überwintern
Ist Überwintern im Ausland eine Alternative? In der Stadt Vivat in Montenegro gibt es beides: Die Adria und Winterschnee in den Bergen.Foto: iStock
Von 9. August 2022

Die sich abzeichnende Energiekrise schürt die Angst vor ins Unerschwingliche steigenden Kosten für Strom und Gas. Immer mehr Deutsche spielen daher mit dem Gedanken, die kalte Jahreszeit im Ausland zu verbringen. Griechenlands Tourismusminister Vassilis Kikilias lud deutsche Senioren vor einigen Wochen mit einem Augenzwinkern zum Überwintern in seinem Land ein.

Neben Rentnern kommen für dieses Modell insbesondere aber auch Menschen infrage, die ortsunabhängig arbeiten können und keine schulpflichtigen Kinder haben. Wer also nicht gleich alles auf eine Karte setzen und auf Nimmerwiedersehen auswandern will, der kann das Leben in der Fremde zunächst für einige Wochen oder Monate testen, um dann vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt Nägel mit Köpfen zu machen.

Zu den wichtigsten Gründen, warum Deutsche den Winter in wärmeren Gefilden verbringen oder eines Tages sogar ganz dort leben wollen, gehören neben der höheren Lebensqualität die nicht selten deutlich niedrigeren Lebenshaltungskosten. Dieser Aspekt macht das Überwintern im Süden gerade für Senioren mit einer schmalen Rente besonders interessant. Jüngere Menschen versprechen sich von einem längeren Auslandsaufenthalt bei ihrer Rückkehr nach Deutschland hingegen oft bessere Job- und Verdienstmöglichkeiten.

Der deutsche Reisepass und weitere Bedingungen

Der deutsche Reisepass wirkt wie ein Freifahrtschein in die große, weite Welt. Deutsche Staatsbürger können nach aktuellem Stand in 191 Ländern dieser Erde ohne Visum einreisen und dort je nach Land meistens zwischen drei und sechs Monaten ohne weitere Formalitäten leben.

Für Reisen in EU-Länder gilt grundsätzlich, dass Aufenthalte von bis zu 90 Tagen für jeden EU-Bürger möglich sind. Trotzdem kann es sinnvoll, sich bei den Behörden vor Ort anzumelden, insbesondere wenn schon vorher klar ist, dass der Aufenthalt ohnehin länger als drei Monate dauern wird.

Neben den klassischen Winterresidenzen der Deutschen wie etwa Griechenland, Italien, Spanien oder Portugal gibt es aber noch eine ganze Reihe von weiteren interessanten Zielen, in denen das Leben oft noch günstiger ist und die deutlich weniger überlaufen sind. Diese Länder und Regionen sowie die Frage, was es dort jeweils zu beachten gilt, wollen wir unseren Lesern in diesem Beitrag vorstellen.

Unabhängig vom gewählten Reiseziel sollte bei Aufenthalten, die eine Dauer von sechs Monaten übersteigen, der steuerliche Aspekt berücksichtigt werden, da sich der Lebensmittelpunkt aus Sicht des Finanzamts dann nicht mehr in Deutschland befindet. Wer mindestens 183 plus einen Tag im Ausland verbringt – egal ob am Stück oder über das ganze Jahr verteilt und egal ob in einem EU-Land oder Drittstaat – ist in Deutschland nur noch beschränkt steuerpflichtig und muss seine Steuerangelegenheiten im jeweiligen Gastland regeln. Es ist auf jeden Fall ratsam, sich hierbei von einem Fachmann beraten zu lassen, der auf solche Fälle spezialisiert ist, um unnötigen Ärger zu vermeiden. Ebenso können in Bezug auf Corona besondere Einreisebestimmungen gelten, die sich aber jederzeit ändern können und an dieser Stelle deshalb ebenfalls unberücksichtigt bleiben müssen. In diesem Beitrag soll es um allgemeine Informationen über Währung, Amtssprache und Lebenshaltungskosten sowie einige generelle Hinweise zu den jeweiligen Ländern gehen.

Die Angaben zu den Lebenshaltungskosten (LHK-Index) stammen vom Online-Portal Numbeo und beziehen sich auf den Stichtag 29. Juli 2022. Zur Orientierung: Ein LHK-Index von 100 entspricht dabei den in New York üblichen Lebenshaltungskosten. Deutschland hat einen LHK-Index von 59,99, wobei es – wie in jedem anderen Land – regional natürlich erhebliche Unterschiede gibt.

Malta als Geheimtipp zum Überwintern

An einem frühen Wintermorgen in Marsaxlokk, Malta. Foto: iStock

Malta

Währung: Euro / Sprachen: Maltesisch, Englisch / LHK-Index: 57,84

Als Mitgliedstaat der EU ist das Überwintern auf Malta für Deutsche problemlos möglich und mit relativ geringem bürokratischem Aufwand verbunden. Die Inseln des Archipels liegen knapp 100 Kilometer südlich von Sizilien und rund 280 Kilometer nördlich von Afrika und versprechen auch in den Wintermonaten noch Temperaturen um 20 Grad.

Wer auf Malta arbeiten will, profitiert als Deutscher zwar von der Niederlassungsfreiheit innerhalb der EU, benötigt aber dennoch eine Sozialversicherungsnummer und die sogenannte „eResidence-Card“. Beides kann problemlos bei den Behörden vor Ort beantragt werden. Die „eResidence-Card“ ist zudem für alle Ausländer verpflichtend, die länger als 90 Tage am Stück auf Malta leben wollen.

Das Archipel besteht aus mehreren Inseln, wobei sich das touristische und gesellschaftliche Leben auf die Hauptinsel Malta und die ganz im Norden liegende Insel Gozo konzentriert. Die Lebenshaltungskosten sind mit jenen in Deutschland vergleichbar und wer wirklich seine Ruhe haben will und die Abgeschiedenheit sucht, sollte sich nach einer Residenz auf Gozo umsehen.

Die Bevölkerungsdichte auf Malta liegt bei rund 1.600 Einwohnern pro Quadratkilometer und damit auf einem ähnlichen Niveau wie in London oder Paris. Wohnungen und Appartements können in der Hauptstadt Valletta bis zu 600 Euro pro Monat kosten, sind gerade auf Gozo aber oft deutlich günstiger.

An der Adriaküste bei Petrovac, Montenegro, im Winter. Foto: iStock

Montenegro

Währung: Euro / Sprache: Montenegrinisch / LHK-Index: 35,19

Montenegro ist ein echter Geheimtipp für alle, die noch im Bereich weniger Flugstunden von der Heimat entfernt überwintern wollen. Wo die Domizile an der Adria-Küste Kroatiens immer voller werden, lockt der kleine Balkanstaat mit vom Massentourismus weitgehend noch verschonten Strandabschnitten.

Besonders zu empfehlen sind hier Städte wie Herceg Novi, Budva, Bar oder Ulcinj ganz im Süden. Eine Besonderheit ist die Tatsache, dass Montenegro zwar nicht zur EU gehört, aber dennoch den Euro als Währung hat.

Die Einreise nach Montenegro ist grundsätzlich sowohl mit dem Personalausweis als auch mit dem Reisepass möglich, wobei die Dokumente zum Zeitpunkt der Einreise noch mindestens drei Monate lang gültig sein müssen. Bei Vorlage des Personalausweises ist der Aufenthalt auf maximal 30 Tage begrenzt, der Reisepass ermöglicht einen Aufenthalt von bis zu 90 Tagen.

Wer länger in Montenegro bleiben will, benötigt ein Visum und sollte dies möglichst schon vor der Abreise entweder bei der Botschaft in Berlin oder den Konsulaten in München oder Frankfurt beantragen.

Unterwegs auf einer der typischen roten Sandstraßen in Paraguay. Foto: iStock

Paraguay

Währung: Guaraní / Sprache: Spanisch / LHK-Index: 30,06

Paraguay ist einer von nur zwei Binnenstaaten in Südamerika und scheidet daher für all jene als Winterresidenz aus, für die Strand und Meer ein unbedingtes Muss sind. Auf alle anderen warten in Paraguay nahezu unberührte Naturparadiese.

Der Rio Paraguay fungiert als eine Art natürliche Grenze innerhalb des Landes und unterteilt Paraguay in die beiden Regionen Gran Chaco im Nordwesten und Oriente im Südosten. Da Chaco von flachen und zumeist sehr trockenen Landschaften geprägt wird, befinden sich praktisch alle größeren Städte des Landes im hügeligen bis bergigen Oriente.

Paraguay gilt im Vergleich zu seinen Nachbarn in Südamerika zwar als etwas weniger gefährlich, Geldbörsen und Schmuck sollten aber auch hier nicht allzu offen gezeigt werden. Zudem sollten zumindest grundlegende Spanischkenntnisse vorhanden sein, da die einheimische Bevölkerung kaum Englisch oder andere Fremdsprachen spricht.

Für einen Aufenthalt von bis zu 90 Tagen wird kein Visum benötigt, jedoch ist die Einreise nach Paraguay nur mit dem Reisepass möglich. Das Visum für längerfristige Aufenthalte muss direkt bei der Botschaft in Berlin beantragt werden, wobei ein polizeiliches Führungszeugnis und eine internationale Geburtsurkunde vorgelegt werden müssen.

Vikunas, wilde Verwandte der Lamas, auf den Hochebenen des Vulkans Chimborazo, Ecuador. Foto: iStock

Ecuador

Währungen: US-Dollar / Sprache: Spanisch / LHK-Index: 35,56

Ecuador ist zwar eines der kleinsten Länder Südamerikas, bietet potenziellen Wintergästen aus Deutschland auf knapp 300.000 Quadratkilometern aber eine ungeahnte Vielfalt. Reizvolle Küstenorte im Golf von Guayaquil am Pazifik, bis zu 6.000 Meter hohe Berge in den Anden und nicht zuletzt natürlich die weltberühmten Galapagos-Inseln mit ihrer einzigartigen Flora und Fauna.

Neben der einheimischen, aber international praktisch bedeutungslosen Währung ist der US-Dollar seit dem Jahr 2000 offizielles Zahlungsmittel in Ecuador. Wie in den meisten anderen Ländern Südamerikas wird aber auch der Euro gerne akzeptiert, wobei der jeweilige Umrechnungskurs dann aber Verhandlungssache ist.

Ähnlich wie in den vorgenannten Beispielen können Deutsche ohne Visum nach Ecuador einreisen und dort bis zu 90 Tage leben. Für Touristen gibt es ein spezielles Visum, das sogenannte „Ley de Movilidad Humana“, das einen Aufenthalt von bis zu einem Jahr am Stück ermöglicht und bei den Auslandsvertretungen des Andenstaats oder den Behörden vor Ort beantragt werden muss. In der Praxis reicht dieses Visum aber auch für Freelancer, Arbeitnehmer oder Selbstständige aus, die ihr Homeoffice nach Ecuador verlegen wollen.

Der Reiz, sich auf Neues einzulassen

Die im Ausland gesammelte Lebenserfahrung wird von der überwiegenden Mehrheit als wertvolle Erweiterung des eigenen Horizonts empfunden. Das Überwintern in einem fremden Kultur- und Sprachraum darf dabei aber nicht mit einem zweiwöchigen Pauschalurlaub in einem Ferienparadies verwechselt werden.

Land und Leute wirklich kennenzulernen, erfordert immer auch die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen und alte Gepflogenheiten, die man „von zu Hause“ kennt, gegebenenfalls hinter sich zu lassen. Das Überwintern fernab der Heimat kann aber auch nur ein erster Schritt sein, wenn es darum geht, seinen Lebensmittelpunkt dauerhaft ins Ausland zu verlegen – ein Auswandern auf Probe sozusagen.

Über den Autor:

Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog. Rebmann hat mehrere Jahre im Ausland gelebt, unter anderem in Venezuela und der Schweiz.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 56, vom 6. August 2022.



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