Immer weniger Vitamine in Nutzpflanzen – Nahrungsergänzung boomt

Wegen der modernen Bodenbewirtschaftung sinkt die Nährstoffdichte der Nutzpflanzen kontinuierlich. Das hat verschiedene Folgen für unsere Gesundheit. Sind Nahrungsergänzungsmittel die Lösung?
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In der modernen Landwirtschaft spielt der Ertrag die wichtigste Rolle. Darunter leiden die Böden, und die Nährstoffdichte der Pflanzen nimmt ab.Foto: fotokostic/iStock
Von 15. November 2023

Monokulturen, Pestizide und ausgelaugte Böden – die moderne Bodenbewirtschaftung hat viele Schattenseiten. Sie sorgt auch dafür, dass die Nährstoffdichte der Nutzpflanzen kontinuierlich abnimmt.

Böden wichtig für die Nährstoffdichte

Einigen Studien zufolge liefern ökologisch angebaute Pflanzen deutlich mehr Vitamin C, Eisen, Magnesium und Phosphor und wesentlich weniger Nitrate als konventionelle Pflanzen. Allerdings gibt es auch Studien, die das Gegenteil schlussfolgern.

„Die Daten hierzu sind umstritten, und es hängt wahrscheinlich davon ab, wie gut man seinen Boden pflegt“, sagte Chris Masterjohn, promovierter Ernährungswissenschaftler, gegenüber Epoch Times.

Die Bodenbewirtschaftung in der modernen Gesellschaft habe sich jahrzehntelang eher auf den Ertrag als auf die Nährstoffdichte konzentriert, so der Ernährungswissenschaftler weiter. Die von uns verzehrten Lebensmittel seien nur so nährstoffreich wie der Boden, auf dem sie wachsen. Dies deute einigen Forschungsergebnissen zufolge darauf hin, dass sich chemisch-synthetische Pestizide – die in der ökologischen Landwirtschaft verboten sind – nachteilig auf die Gesundheit des Bodens und damit auf den Nährwert der Lebensmittel auswirken können.

Landwirte wendeten jahrhundertelang Fruchtfolgen (zeitliche Abfolge angebauter Nutzpflanzenarten auf einer landwirtschaftlichen Fläche) an, um die Qualität ihrer Erzeugnisse zu maximieren. Der Aufschwung der Monokulturen, der auf synthetische Pestizide angewiesen ist, ersetzte diese Praxis jedoch. Forschungen zufolge nahm der Nährwert von Nutzpflanzen in den USA in den vergangenen 50 Jahren ab. Dieser Trend bricht mit dem weitverbreiteten Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden in der Monokultur zusammen.

Nahrungsergänzung bei normaler Ernährung überflüssig

Doch trotz dieser Unterschiede in der Nährstoffdichte benötige eine Person, die gesund sei und sich ausgewogen ernähre, auch heute noch keine Nahrungsergänzungsmittel, heißt es auf der Seite des Bundesinstituts für Risikobewertung. Präparate seien nur in bestimmten Fällen sinnvoll, könnten allerdings keine einseitige und unausgewogene Ernährung ausgleichen.

Ähnlich äußerte sich auch Diana Rodgers, eine eingetragene Ernährungsberaterin aus den USA. Eine ausgewogene Ernährung stehe an erster Stelle. Nahrungsergänzungsmittel könnten jedoch dazu beitragen, den Nährstoffgehalt und damit unsere allgemeine Gesundheit zu optimieren. Sie empfiehlt ein hochwertiges Multivitaminpräparat als „Versicherungspolice“ für optimale Gesundheit.

„Es kann schwierig sein, das Nötige in der richtigen Konzentration allein über die Ernährung aufzunehmen. Vor allem in unserer modernen Welt, in der vieles, was wir essen, aufgrund ausgelaugter Böden, langer Transportzeiten oder durch die Verarbeitung an Nährwert verloren hat“, ergänzte sie.

Präparateindustrie ist nicht reguliert

Und die Industrie für Nahrungsergänzungsmittel boomt. Allein in Deutschland betrug der Umsatz für Präparate im Jahr 2022 rund 4,5 Milliarden Euro. In den USA lag der Umsatz sogar bei über 50 Milliarden US-Dollar (etwa 47,5 Milliarden Euro).

Doch trotz des hohen Umsatzes bestehe laut Rodgers ein Problem: Die Industrie für Präparate sei nicht gut reguliert. Deswegen würden die Hersteller oft die billigsten Zutaten verwenden, die möglich seien, sagte sie.

Nach Angaben des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) müssen die Hersteller in Deutschland nicht beweisen, dass ihre Mittel wirksam und sicher seien. Nahrungsergänzungsmittel durchlaufen also kein behördliches Zulassungsverfahren; der Hersteller oder Importeur muss dem BVL lediglich mitteilen, dass er sein Produkt auf den Markt bringt. Das BVL leitet das an die obersten Lebensmittelüberwachungsbehörden der zuständigen Bundesländer weiter, die das Produkt dann kontrollieren.

Doch diese seien häufig bei der Überwachung des Verkaufs von Präparaten überfordert – vor allem beim Internetvertrieb, heißt es auf der Seite „Klartext Nahrungsergänzung“. Die Website ist eine Gemeinschaftsaktion der Verbraucherzentralen aller deutschen Bundesländer. Außerdem gebe es jedes Jahr viele neue Stoffe, wie Pflanzenextrakte, die Präparaten hinzugefügt werden. Es gebe jedoch oft keine Belege, dass diese Stoffe wirken. Im Gegenteil: Manche hätten auch ernsthafte Neben- und Wechselwirkungen.

Ähnlich wie das BVL ist die FDA, die US-Behörde für Lebens- und Arzneimittelsicherheit, erst nach der Freigabe verpflichtet, die Produkte zu überprüfen. Der US-Ärzteverband American Medical Association schätzt, dass sich über 80.000 nicht regulierte Nahrungsergänzungsmittel in den USA auf dem Markt befinden.

In einem Bericht heißt es, dass Probleme bei der Durchsetzung der Vorschriften erhebliche Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben, unter anderem Sicherheitsprobleme, Zweifel an der Wirksamkeit, ungeprüfte Kennzeichnung und Marketingbehauptungen sowie unzureichende Qualitätskontrollen.

Das sollte man beim Kauf von Präparaten beachten

Deswegen sollten Menschen die Zutatenliste von Nahrungsergänzungsmitteln genau überprüfen, meinte Ernährungsberaterin Rodgers. Sie sollten zudem Folgendes beachten:

  • Auf eine klare Liste der Inhaltsstoffe, eine angemessene Dosierung und mögliche Allergene achten.
  • Produkte mit übermäßigen Füllstoffen, Zusatzstoffen oder unnötigen Zutaten meiden.
  • Präparate kaufen, die von unabhängigen Organisationen auf Qualität und Reinheit geprüft wurden.

Das BVL listet auf seiner Website weitere Tipps auf, die man beim Kauf von Nahrungsergänzungsmitteln im Internet beachten sollte. 

Wer unter einer Krankheit leidet und Medikamente einnimmt, sollte außerdem vor der Einnahme eines Präparats ärztlichen Rat einholen oder sich ausführlich in einer Apotheke beraten lassen, raten die Verbraucherzentralen auf „Klartext Nahrungsergänzung“.

[Mit Material der Epoch Times USA]



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