Länger gestillte Kinder sind später weniger übergewichtig

Stillen reduziert das Risiko für Fettleibigkeit. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der University of Colorado, USA. Zu Gast in Hamburg erklärten sie zudem, welchen Einfluss die Ernährung auf Säuglinge und ihre spätere Gesundheit hat.
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Wer länger gestillt wurde hat später andere Ernährungsgewohnheiten.Foto: iStock
Von 12. Oktober 2023

Bereits seit 2019 wird das Stillen als mögliche Lösung für die zunehmende Fettleibigkeit von Kindern betrachtet. Nun könnten aktuelle Forschungsergebnisse, die auf der Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Hamburg vorgestellt wurde, diese Annahme bestätigen. So stellten die Forscher um Catherine Cohen von der University of Colorado, USA, einen Zusammenhang zwischen der Art der Säuglingsnahrung und dem Stillzeitraum her.

Kinder, die mindestens sechs Monate oder länger gestillt wurden, wiesen im Alter von neun Jahren einen geringeren Körperfettanteil auf als Kinder, die nie oder weniger als sechs Monate gestillt wurden, so das Hauptergebnis.

Außerdem wiesen Babys, die vor dem 18. Lebensmonat keine Limonade bekamen, später ebenfalls eine geringere Fettmasse auf. Dieses Ergebnis stützt die Theorie, dass die Art der Ernährung eines Kindes im Säuglingsalter mit der Anfälligkeit für Fettleibigkeit im späteren Leben zusammenhängt.

„Zahlreiche frühere Studien haben den Zusammenhang zwischen Säuglingsernährung und dem Risiko für Übergewicht oder Fettleibigkeit bei Kindern anhand des Body-Mass-Index (BMI) untersucht“, erklärte Cohen. „Der BMI ist jedoch nur ein grobes Maß. In dieser Studie wollten wir diese Forschung erweitern, indem wir die Zusammenhänge zwischen der Ernährungspraxis von Säuglingen und einem präziseren Maß für Fettleibigkeit im Kindesalter untersuchten.“

Gesündere Kinder

Insgesamt analysierten die Forscher in ihrer Studie die Daten von über 700 Mutter-Kind-Paaren in puncto Lebensstil und Umfeld der Mutter während und nach der Schwangerschaft. Die Mütter waren bei der Aufnahme in die Studie im Durchschnitt 29 Jahre alt, 51 Prozent der Kinder waren Jungen.

Sobald die Kinder ein Alter von sechs und 18 Monaten erreichten, stellten die Forscher allen Müttern die gleichen Fragen: Wie lange wurden die Kinder gestillt? Bestand die Ernährung ausschließlich aus Muttermilch oder wurde sie durch andere Säuglingsnahrung ergänzt und ab wann? In welchem Alter wurden die Kinder an Beikost herangeführt?

Anhand der Antworten zu diesen Fragen teilten die Forscher die Säuglinge in Gruppen ein nach:

  • der Dauer des Stillens (sechs oder mehr Monate und bis sechs Monate),
  • dem Alter, in dem ihr Baby an Beikost herangeführt wurde (vor dem 4. Monat, ab dem 5. Monat),
  • dem Alter, ab dem die Kinder Limonade erhielten (18 Monate und später, bis 18 Monate).

Dabei stellte sich heraus, dass mehr als die Hälfte der Säuglinge (65 Prozent) mindestens sechs Monate lang gestillt wurden. Etwa 73 Prozent der Kinder erhielten ab dem 5. Monat zusätzliche Beikost und 86 Prozent der Babys bekamen nach dem 18. Monat Limonade.

Die prozentuale Fettmasse (Anteil des Körperfetts am Gesamtgewicht) wurde zweimal ermittelt. Das Ergebnis: Im Alter von fünf Jahren konnten bei den Kindern mit unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten keine Unterschiede im Körperfettanteil ausgemacht werden. Dies änderte sich jedoch in einem Alter von neun Jahren. So schien sich ab diesem Zeitpunkt eine kürzere Stilldauer und die frühe Einführung von Limonade auf einen Anstieg des Körperfetts auszuwirken.

Stillen und Beikost gut, Limonade kritisch

Kinder, die weniger als sechs Monate gestillt wurden, hatten im Alter von neun Jahren im Durchschnitt 3,5 Prozent mehr Körperfett als Kinder, die sechs Monate oder länger gestillt wurden.

„Zwar kann die Studie nicht die möglichen Mechanismen, die dabei eine Rolle spielen, aufzeigen, dennoch zeigt sie einen Zusammenhang zwischen Stillen und dem Risiko für Fettleibigkeit“, so Dr. Cohen. Dies könne mit Unterschieden in der Nährstoffzusammensetzung von Muttermilch und Säuglingsnahrung zusammenhängen. Unterschiede in der Sättigung und die Auswirkungen der Muttermilch auf die Darmflora des Säuglings müssten ebenfalls als mögliche biologische Auswirkungen noch untersucht werden.

Außerdem zeigte sich ein deutlicher Unterschied in puncto Limonade. So wiesen Kinder, die vor dem 18. Monat Limonade tranken, mit neun Jahren mehr Körperfett auf. Der Unterschied zu den Kindern, die erst mit 18 Monaten oder später das Getränk bekamen, lag im Durchschnitt bei plus 7,8 Prozent.

Im Vergleich dazu schien die Einführung von Beikost – zu welchem Zeitpunkt auch immer – kaum einen Einfluss auf die Fettmasse zu haben. Die Forscher kommen daher zu dem Schluss: „Das Ernährungsverhalten des Säuglings, insbesondere die kürzere Stilldauer und die frühe Einführung von Säuglingsnahrung sowie deren gemeinsamer Effekt können den Körperfettanteil im späteren Kindesalter beeinflussen.“

Abschließend fügt Dr. Cohen hinzu: „Unsere Ergebnisse ergänzen die zahlreichen Belege für die gesundheitlichen Vorteile des Stillens für Mütter und ihre Kinder. Sie zeigen auch, wie wichtig es sein kann, dass Kinder in dieser sensiblen Lebensphase nicht mit Limonade – einem energiereichen Getränk ohne Nährwert – vertraut gemacht werden.“



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