Das Für und Wider weißerer Zähne

Inzwischen gibt es professionelle Methoden, um zu einem strahlend weißen Lächeln zu verhelfen. Welche chemischen Prozesse dabei ablaufen, erklärt der folgende Text.
Zähnebleichen: Das Für und Wider weißerer Zähne
Ein schönes Lächeln wirkt ansteckend. Symbolbild.Foto: iStock
Von 21. August 2022

In den 1970er-Jahren hatten Kieferorthopäden immer wieder Patienten mit Spange, die eine sehr schlechte Mundhygiene betrieben und deswegen Probleme mit geschwollenem oder entzündetem Zahnfleisch hatten. Zur Behandlung griffen die Kieferorthopäden zu niedrig dosiertem Wasserstoffperoxid (H2O2), von dem man wusste, dass es gut für die Reinigung von Wunden geeignet ist und zum Heilungsprozess beiträgt.

Bei längerer Behandlung stellte sich eine unerwartete Nebenwirkung heraus: Die Zähne wirkten weißer. Eine ähnliche Beobachtung machten Kieferchirurgen, die nach chirurgischen Eingriffen ebenfalls mit Peroxid arbeiteten. Nun horchten Unternehmen auf und entwickelten Produkte zum Bleichen der Zähne.

Wasserstoffperoxid kommt als wichtiger Baustein des Immunsystems auf natürliche Weise im menschlichen Körper vor. Möglicherweise ist das der Grund, warum Studien zur Sicherheit von Wasserstoffperoxid als Mittel zum Bleichen der Zähne niemals unerwünschte Nebenwirkungen nachgewiesen haben. Höhere Konzentrationen können die Gingiva (Zahnfleisch) verbrennen, deshalb sollte man derartige Konzentrationen vermeiden. Beim Kontakt mit Zahnschmelz wird innerhalb von Sekunden Sauerstoff freigesetzt.

Im Laufe unseres Lebens werden die Zähne immer fleckiger. Größtenteils handelt es sich dabei um „extrinsische Verfärbungen“, etwa Verfärbungen an den Außenseiten der Zähne (Zahnschmelz). Dass viele der Dinge, die wir essen, für Verfärbungen sorgen können, wissen wir von den Flecken, die die Nahrung auf unserer Kleidung oder der Tischdecke hinterlässt. Diese stark eingefärbten Lebensmittel gelten als hochgradig chromogen.

Der Teil eines Moleküls, der für die Farbe zuständig ist, wird als Chromophor bezeichnet. Chromophore absorbieren Lichtwellen unterschiedlicher Wellenlängen. Je größer die Moleküle werden, desto mehr Chromophore enthalten sie und desto mehr Licht wird absorbiert. Diese Gruppen wirken dunkler, was zur unerwünschten Verfärbung von Zahnbein und Zahnschmelz führt.

Das Protein im Plaque begünstigt das Problem

Chromophore weisen eine hohe Affinität zum Protein im Plaque auf, enthalten im Biofilm oder Zahnstein, der sich auf der Oberfläche des Zahns bildet. Bei organischen Chromophoren handelt es sich um kleine organische Moleküle wie Tannine, die wir beispielsweise über Kaffee, Tee, Rotwein und Obst zu uns nehmen.

Anorganische Chromophore sind farbige Metall-Ionen, beispielsweise von Kupfer, Eisen und Magnesium. Organische und anorganische Chromophore können auch zusammen auftreten, beispielsweise im Hämoglobin, wo die organische Komponente mit einem farbigen Eisen-Ion (anorganisch) kombiniert wird.

Mundpflegeprodukte wie Zinnfluorid und Chlorhexidin können Verfärbungen verursachen. Chlorhexidin kommt oftmals nach chirurgischen Eingriffen im Mund zum Einsatz und erfüllt dabei ähnliche Aufgaben wie Wasserstoffperoxid. Doch anstatt die Zähne weißer zu machen, sorgt es mit der Zeit eher für Verfärbungen.

Zahnschmelz ist leicht porös, was bedeutet: Sind Chromophore erst einmal in die mikroskopisch kleinen Poren (Rillen und Unregelmäßigkeiten in der Struktur des Zahnschmelzes) eingedrungen, sind sie durch normales Zähneputzen kaum noch zu entfernen. Aber umgekehrt ermöglicht es eben diese Porosität des Zahnschmelzes, die Zähne weißer zu machen (zu bleichen).

Unterhalb der Oberfläche des Zahnschmelzes bilden sich Verfärbungen und breiten sich in das Zahnbein aus. Sie sind das Ergebnis von Tetrazyklin-Absorption oder Fluorose sowie Blutungen der Zähne infolge von Traumata.

Das Zahnbein unter dem äußeren Zahnschmelz ist dunkler und dunkelt mit der Zeit nach. Wenn Sie Zahnschmelz verlieren, wird mehr Zahnbein sichtbar. Zahnverfärbung entsteht durch eine Kombination aus intrinsischen und extrinsischen Chromophoren, gelegentlich in Kombination mit Alterungseffekten. Ähnlich wie bei der Farbe von Augen, Haaren und Haut gibt es auch bei den Zähnen eine große Spanne vererbter Farbtöne.

Professionelles Zähnebleichen

Normalerweise kommen beim professionellen Bleichen mäßige bis hohe Mengen an Wasserstoffperoxid (H2O2) zum Einsatz, wobei in Europa die H2O2-Konzentration 6 Prozent nicht übersteigen darf. Ein erfolgreiches Bleichen ist mit den dort praktizierten Methoden und Systemen aber auch möglich.

Die eingesetzte Wasserstoffperoxid-Konzentration und die für das Bleichen erforderliche Dauer stehen in direktem Zusammenhang, genauso existiert ein Zusammenhang zur Sensibilität, die mit den höheren Konzentrationen erreicht wird.

Wie bereits gesagt: Hochdosiert verbrennt Wasserstoffperoxid das Zahnfleisch. Beim professionellen Bleichen in der Praxis werden deshalb alle Zahnfleisch-Oberflächen, die den Zahn umgeben, mit einem „flüssigen Damm“ geschützt. Es handelt sich um ein weiches Gel, das mit Licht ausgehärtet wird und die Gingiva vor dem Peroxid schützt, das auf die äußeren Flächen des Zahnschmelzes aufgetragen wird. Manchmal werden zusätzlich die Lippen mit Vitamin-E-Öl behandelt. In der Praxis werden keine Jugendlichen und keine Schwangeren behandelt.

Nach dem Auftragen des Peroxids wird aktivierendes Licht eingesetzt. Im Laufe der Jahre gab es zahlreiche unterschiedliche Varianten, aktuell wird vor allem mit LED gearbeitet. Eine Bestrahlung mit blauem Licht verstärkt den Bleichprozess.

Das Licht beschleunigt den Zerfall des Peroxids in molekularen Sauerstoff, Sauerstoff-Ionen, Wasserstoff-Ionen und freie Radikale. Die Sauerstoffzufuhr, die Ionen und die freien Radikale verursachen einen physischen und chemischen Zusammenbruch der Moleküle, die für Verfärbung zuständig sind. Diese Moleküle müssen anschließend durch Diffusion von der Zahnstruktur entfernt werden.

Die reaktiven Moleküle greifen die langkettigen dunklen Chromophor-Moleküle im Zahnschmelz an und brechen die konjugierten Kohlenstoff-Doppelbindungen in kleinere, weniger farbige und leichter diffusionsfähige Moleküle auf. Zusammengefasst: Die Chromophore werden in kleinere Einfachbindungen aufgebrochen, die Licht reflektieren. Der Zahn wirkt heller.

Zähne können empfindlicher werden

Bleichen kann dazu führen, dass die Zähne empfindlicher werden, das hängt mit dem Austrocknen der Zähne zusammen. Während der Prozedur müssen die Zähne trocken gehalten werden, deshalb erscheinen sie auch etwas weißer. Aus diesem Grund wird der Farbton der Zähne üblicherweise zu Beginn des Prozederes festgehalten, damit man den wahren Farbton ermessen kann.

Gegen die Sensibilität empfehlen Zahnärzte Produkte mit amorphem Kalziumphosphat, das die Dentinkanälchen blockiert und ein Fließen von Flüssigkeit verhindert. Auch rezeptfreie Schmerzmittel können helfen.

Mit Wasserstoffperoxid ist dieser Prozess vergleichsweise wenig zeitintensiv, deshalb wird für Bleichen in Eigenanwendung Carbamidperoxid eingesetzt. Seine maximale Wirkung entfaltet Carbamid nach zwei Stunden, aber bei einer Anwendung über Nacht hält die Wirkung länger an. Carbamidperoxid zerfällt in Sauerstoff und Harnstoff. Harnstoff weist einen hohen pH-Wert auf und hilft, Bakterien abzutöten.

Man kann zusätzlich zum Carbamidperoxid mit Carbopol und Glyzerin arbeiten, um die Lösung zu stabilisieren oder dicker zu machen, sodass sie sich besser lagern lässt. Jedes Bleichmittel sollte mindestens eine Stunde vor der Anwendung aus dem Kühlschrank genommen werden.

Es werden Abdrücke von den oberen und den unteren Zähnen genommen und daraus spezielle Modelle erstellt. Früher enthielten diese zusätzlichen Raum für möglichst viel Carbamidperoxid, doch es erwies sich, dass dies unnötig war und darüber hinaus zu empfindlichen Zähnen und Reizungen des Zahnfleischs führen kann.

Mit einer Spritze füllt man jeden Zahnabdruck mit einer geringen Menge Carbamidperoxid. Die Schienen können mehrere Stunden und auch über Nacht getragen werden. Die Nutzer können wählen, ob das Carbamidperoxid nur bei den sechs Vorderzähnen angewendet werden soll oder bei allen.

Professionelle Zahnbleichung dient häufig als „Kickstart“ und der Prozess wird dann zu Hause fortgeführt. Bei Tetrazyklin-Verfärbungen sind möglicherweise vier bis sechs Monate erforderlich. Bei privater Anwendung von Carbamidperoxid sind empfindliche Zähne an der Tagesordnung, insbesondere bei hohen Konzentrationen. In diesem Fall setzt man am besten ein, zwei Tage aus. Wie oft die Anwendung durchgeführt wird, bleibt jedem selbst überlassen. Selbstverständlich können auch Zahnfleischrückgang oder Löcher in den Zähnen zu erhöhter Sensibilität führen.

Ein gekauftes Produkt zum Zähnebleichen, das 10 Prozent Carbamidperoxid enthält, entspricht normalerweise einer maximalen Freisetzung von 3,6 Prozent Wasserstoffperoxid, während die weitverbreiteten Produkte mit 16 Prozent Carbamidperoxid im Normalfall weniger als 6 Prozent Wasserstoffperoxid ergeben.

Ist ein einzelner Zahn verfärbt, kann es sein, dass das Zahnmark gestorben und verrottet ist. Nach Einblutungen im Wurzelkanal bildet sich oftmals Hämosiderin. Zur Behandlung öffnet man die Rückseite des Zahns, gibt Peroxid direkt in die Kammer und versiegelt das Ganze für gut eine Woche. Zunächst muss allerdings durch eine Versiegelung der Krone verhindert werden, dass Bleiche und ihre Derivate von der Zahnmarkskammer in die Zahnwurzeln vordringen. Ist die gewünschte Farbe erreicht, wird die Höhle hinter dem Zahn erneut versiegelt.

Bleichmittel in Invisalign-Schienen über Nacht

All diese Bleichprozeduren lassen mit der Zeit nach, aber dabei kann es sich möglicherweise um viele Jahre handeln. Die Mehrheit der professionellen Bleichmethoden ist ausgesprochen erfolgreich und es ist jederzeit möglich, zuhause „nachzubessern“.

Nach dem Bleichen schwächt sich allerdings die Verbindungsstärke des Verbundharzes für einen Zeitraum von zwei Wochen um 25 bis 50 Prozent ab, weil der freigesetzte Sauerstoff nach dem Bleichen die Haftbarkeit an Zähnen reduziert. Ist also eine Füllung erforderlich, sollte das Bleichen für mindestens diesen Zeitraum ausgesetzt werden.

An der Farbe bestehender Kompositfüllungen ändert sich durch das Bleichen nichts, auch nicht am Farbton einer Krone. Diese Füllungen wird man später austauschen müssen, um sie an die neue Farbe anzupassen. Alternativ setzt man temporäre Restaurationen ein, bis der gewünschte Farbton erreicht ist.

Bei Personen, die festsitzende kieferorthopädische Apparaturen tragen, kann man Gummischienen über die Spange setzen und dann mit Wasserstoffperoxid arbeiten. Invisalign-Schienen können das Bleichmittel über Nacht aufnehmen, es gibt für diesen Zweck spezielle Bleichmittel, die 10 Prozent Carbamidperoxid enthalten. Bei Menschen, deren Mundhygiene nicht perfekt ist, trägt dieses Vorgehen zusätzlich zur Gesundheit des Zahnfleischs bei.

Bleaching-Strips sind mit Wasserstoffperoxid getränkt und können direkt auf die Zähne aufgetragen werden, zehn Tage lang, zwei Stunden täglich. Es gibt auch Stifte zum Bleichen. Es empfiehlt sich, bei derartigen Produkten auf renommierte Hersteller zurückzugreifen, da sie hoffentlich bei den Inhaltsstoffen genauer hinschauen. Wenn Sie das Ziel haben, ihre Zähne aufzuhellen, stehen Ihnen nun zahlreiche Möglichkeiten offen. Vermeiden sollten Sie allerdings Zahnpasta mit abrasiven Inhaltsstoffen.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Ask a Dentist: Tooth Whitening“ (deutsche Bearbeitung ms)

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 58, vom 20. August 2022.



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