Tinnitus: Alternativmedizin als Hoffnungsschimmer

Heilkraft aus der Natur: Alternative Therapien bieten neue Perspektiven für Tinnitus-Patienten.
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Von Ginkgo bis Ginseng: Wie Alternativmedizin Tinnitus-Patienten Linderung verschafft.Foto: iStock
Von 10. August 2023

In Deutschland kommt es bei zehn Millionen Erwachsenen jährlich zu Tinnitus, schätzt die Deutsche Tinnitus-Liga. Patienten nehmen Geräusche wahr wie Summen, Brummen, Pfeifen und Zischen in einem oder beiden Ohren, die aus dem Körper selbst statt aus externen Quellen stammen. Diese Symptome können leise oder laut, tief oder hochfrequent auftreten und zeitweise oder dauerhaft präsent sein. In manchen Fällen klingen die Symptome spontan ab, können jedoch auch chronisch werden und zu Schlafstörungen, Konzentrationsverlust, psychischem Leid und Depressionen führen.

Wissenschaftler vermuten, dass Tinnitus das Resultat von Schäden im Innenohr ist. Eine mögliche Überlegung ist, dass die von den Nerven zu den für die Klangverarbeitung zuständigen Gehirnregionen übertragenen Signale verändert wurden. Weitere Untersuchungen deuten darauf hin, dass auch abnormale Wechselwirkungen zwischen dem Hörkortex und neuronalen Schaltkreisen zur Entstehung der Erkrankung beitragen könnten.

In Europa und den Vereinigten Staaten gibt es derzeit keine zugelassenen medizinischen Behandlungen gegen Tinnitus. Daher wenden sich viele Betroffene alternativen und komplementären medizinischen Ansätzen zu, um die zugrundeliegenden Ursachen zu bekämpfen und ihre Symptome zu lindern. Neben Infrarotlichttherapie haben sich die folgenden natürlichen Heilmittel für einige Personen als wirksam erwiesen.

Gushen Pian

In einer Studie, die im Fachjournal „Cell Biochemistry and Biophysics“ veröffentlicht wurde, wurden Personen mit Tinnitus vier Wochen lang entweder mit dem chinesischen Heilkraut Gushen Pian oder einem wirkungslosen Placebo behandelt. Die Ergebnisse der randomisierten zeigten, dass Gushen Pian eine deutliche positive Wirkung hatte. Im Vergleich zu nur 30,8 Prozent in der Placebo-Gruppe, zeigten 89,2 Prozent der Personen, die Gushen Pian erhielten, eine allgemeine Verbesserung ihrer Symptome.

Ginkgo Biloba

Ginkgo biloba wird in der chinesischen Medizin als Heilpflanze verwendet. An sich ist Ginkgo biloba einer der ältesten bekannten lebenden Baumarten und wird seit über 2.000 Jahren in der traditionellen chinesischen Medizin genutzt. Eine in der Fachzeitschrift „Frontiers in Pharmacology“ publizierte Übersichtsstudie unterstreicht die Präsenz eines speziellen Extraktes dieses Baumes, EGb 761 genannt. Dieses Extrakt ist ein gut untersuchtes Mittel zur Tinnitus-Behandlung, sowohl in Labor- als auch in klinischen Studien.

Es wird angenommen, dass bestimmte Inhaltsstoffe von Ginkgo biloba, wie Bioflavonoide und Flavonoide, Terpene Trilactone (wie Ginkgolide und Bilobalid), Polyprenoide und organische Säuren die Durchblutung verbessern können. Diese gefäßerweiternde Wirkung könnte helfen, die Symptome von Tinnitus zu lindern.

Es ist wichtig zu betonen, dass Ginkgo biloba nicht bei jedem gleich wirkt. Aber vorläufige als auch klinische Studien haben gezeigt, dass das Extrakt von Ginkgo biloba möglicherweise dazu beitragen kann, die Durchblutung im Innenohr zu verbessern. Darüber hinaus könnte die Heilpflanze auch helfen, altersbedingte Verschlechterungen des Gehörs zu lindern.

Koreanischer Roter Ginseng

In der Übersichtsstudie, die in der Fachzeitschrift „Frontiers in Pharmacology“ veröffentlicht wurde, wurden auch mehrere Untersuchungen zitiert, die zeigen, dass koreanischer roter Ginseng eine Schutzwirkung gegen ototoxische Medikamente aufweist, das heißt, Medikamente, die das Gehör schädigen können. Darüber hinaus konnte der koreanische rote Ginseng lärmbedingten Hörverlust abschwächen und Schäden am Innenohr, der sogenannten Cochlea, verbessern.

In einer weiteren Studie, die im „Journal of Audiology & Otology“ publiziert wurde, erhielten Patienten mit chronischem Tinnitus über einen Zeitraum von vier Wochen entweder 1.500 mg/Tag oder 3.000 mg/Tag koreanischen roten Ginseng oder 160 mg/Tag eines Extraktes von Ginkgo biloba. Die Studienautoren stellten fest, dass die Patienten, die täglich 3.000 mg koreanischen roten Ginseng einnahmen, eine deutliche Besserung ihrer Beschwerden zeigten. Darüber hinaus berichteten sie von einer verbesserten emotionalen und mentalen Gesundheit.

Zink

Forschungsergebnisse legen nahe, dass bis zu 31 Prozent der Patienten mit Tinnitus möglicherweise an einem Zinkmangel leiden könnten.

Eine in der Fachzeitschrift „Journal of Otology and Neurotology“ veröffentlichte Studie zeigte interessante Ergebnisse hinsichtlich der Behandlung von Tinnitus mit Zink. Von den Patienten, denen Zink verabreicht wurde, berichteten 46,4 Prozent von einem klinisch günstigen Verlauf. Zudem gaben 82 Prozent der Patienten, die über subjektiven Tinnitus klagten, eine Verbesserung ihrer Symptome an. Im Gegensatz dazu gab es bei den Patienten, die ein Placebo erhielten, keine signifikante Verringerung der Tinnitus-Symptome.

Melatonin

Melatonin ist ein Hormon, das unser Gehirn produziert, wenn es dunkel wird. Es hilft dabei, den Tag-Nacht-Rhythmus, auch als circadianer Rhythmus bekannt, zu steuern. Forschungen haben gezeigt, dass die Einnahme von Melatonin eine effektive Methode zur Behandlung von chronischem Tinnitus sein könnte. Laut einer Studie führte die Einnahme von 3 Milligramm Melatonin täglich über einen Zeitraum von 30 Tagen zu einer „statistisch signifikanten Reduktion der Tinnitus-Intensität und einer verbesserten Schlafqualität bei Patienten mit chronischem Tinnitus“.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Melatonin-Therapie nicht bei allen Patienten gleichermaßen wirksam ist. Die Studie ergab, dass die Behandlung am effektivsten bei Männern ohne Vorgeschichte von Depressionen, bei Personen mit schwerem und beidseitigem Tinnitus und bei Personen, die in der Vergangenheit Lärm ausgesetzt waren, zu sein scheint.

Ernährungstherapie

Die Ernährung könnte eine Rolle bei der Anfälligkeit des Innenohrs für Lärm und altersbedingte Auswirkungen spielen, die Tinnitus und Hörverlust verursachen können.

Dies geht aus einer Studie aus dem Jahr 2020 hervor, die Zusammenhänge zwischen einzelnen Nährstoffen und Ernährungsmustern bei Menschen mit Tinnitus und Hörproblemen untersuchte. Die Studie fand heraus, dass eine höhere Aufnahme von Vitamin B12 mit einem geringeren Risiko verbunden war, Tinnitus zu entwickeln. Im Gegensatz dazu erhöhten Kalzium und Eisen die Wahrscheinlichkeit, Tinnitus zu bekommen. Eine höhere Aufnahme von Vitamin D wurde mit einem geringeren Risiko für Hörprobleme in Verbindung gebracht. Gleiches galt für eine Ernährung, die reich an Proteinen, Gemüse und Obst und arm an Fett ist. Diese Ergebnisse legen nahe, dass eine gezielte Ernährungsumstellung dazu beitragen könnte, das Risiko für Tinnitus und Hörverlust zu mindern.

Weitere Therapien

Es gibt eine Reihe weiterer natürlicher Behandlungsmethoden, die Menschen mit Tinnitus helfen können. Dazu gehören:

  • Biofeedback: Das ist eine Technik, bei der man lernt, seine Körperfunktionen besser zu kontrollieren, um den Tinnitus zu lindern.
  • Schwermetall-Chelatbildung: Dies ist ein Verfahren, bei dem bestimmte Substanzen verwendet werden, um Schwermetalle aus dem Körper zu entfernen.
  • Akupunktur: Hierbei werden kleine Nadeln an bestimmten Punkten im Körper eingesetzt, um Schmerzen und andere Symptome zu lindern.
  • Stressmanagement: Da Stress Tinnitus verschlimmern kann, können Entspannungstechniken und Stressmanagement helfen, die Symptome zu lindern.
  • Zahnschienen: Wenn der Tinnitus mit Zähneknirschen oder Problemen mit dem Kiefergelenk zusammenhängt, kann das Tragen einer Zahnschiene beim Schlafen hilfreich sein.

 

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Infrared Therapy Is the Most Effective Treatment for Tinnitus Among Those Tested: Study“ und ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen suchen Sie bitte Ihren Arzt auf. (Deutsche Bearbeitung kr)



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