Uni-Studie: Cannabis-Konsum führt zu mehr Notfällen

Die bevorstehende Legalisierung von Cannabis in Deutschland wirft Schatten: Erfahrungen aus den USA zeigen eine Zunahme von Notaufnahmebesuchen und psychischen Problemen bei jungen Erwachsenen. Diese Entwicklungen enthüllen die komplexen und oft unterschätzten Gefahren des Cannabis-Konsums, trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs, den die Legalisierung mit sich bringt.
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Die dunkle Seite einer grünen Pflanze: Cannabis und seine Auswirkungen auf die Psyche.Foto: iStock
Von 20. Januar 2024

In Deutschland steht dieses Jahr die geplante Legalisierung von Cannabis an. Diese Entwicklung rückt die Frage nach den Auswirkungen solcher gesetzlichen Veränderungen auf die öffentliche Gesundheit und die Gesellschaft ins Zentrum der Aufmerksamkeit.

Blickt man über den Atlantik, so bietet die fortschreitende Legalisierung von Marihuana in den Vereinigten Staaten wertvolle Erkenntnisse. Der dortige „Green Rush“, ein wirtschaftlicher Aufschwung, der durch die Legalisierung angestoßen wurde, liefert ein facettenreiches Bild. Jedoch wird deutlich, dass die reine Legalisierung einer psychoaktiven Substanz keineswegs deren Harmlosigkeit impliziert – ein Umstand, der auch bei Tabakwaren zu beobachten ist.

Die verklärte Vorstellung von Cannabis als harmloses Freizeitvergnügen verschleiert tiefgründigere, zunehmend offenkundig werdende Problematiken. Es verdichten sich die Belege dafür, dass die Förderung des rekreativen Drogenkonsums (Drogenkonsum zur Erholung/Entspannung) zu einer Zunahme cannabisbedingter Krankenhauseinweisungen geführt hat und zudem in Verbindung mit psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen und Cannabis-Abhängigkeit steht.

Hinter dem profitablen Aufschwung der Cannabis-Industrie könnte sich somit eine sich anbahnende öffentliche Gesundheitskrise verbergen.

Zunahme von Notaufnahmebesuchen

Angesichts einer markanten Zunahme der Notaufnahmebesuche in den USA aufgrund des Cannabis-Konsums rückt die Bedeutung der Erkennung und Behandlung des Syndroms der Cannabis-Gebrauchsstörung in den Vordergrund. Ein Übersichtsartikel der University of Maryland beleuchtet diese steigende Tendenz, insbesondere unter jungen Erwachsenen, und wirft ein kritisches Licht auf die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken.

Dieses Syndrom ist gekennzeichnet durch ein starkes Verlangen nach Cannabis und die Unfähigkeit, den Konsum zu stoppen, selbst wenn dies zu ernsthaften Problemen im Leben führt. Des Weiteren zeigt der Artikel auch auf, dass besonders bei den 18- bis 25-Jährigen, die mittlerweile die größte Gruppe der Cannabis-Nutzer bilden, die Anzahl der Notaufnahmebesuche wegen Problemen mit Cannabis signifikant gestiegen ist.

Der Artikel zeigt auf, dass intensiver Cannabis-Konsum mit schwerwiegenden Risiken verbunden ist, wie zum Beispiel, dass Cannabis-Konsumenten 10 Prozent aller drogenbezogenen Notfälle in den USA ausmachen und ein um 30 bis 40 Prozent erhöhtes Risiko für Verkehrsunfälle besteht.

Dr. Tucker Woods vom Lenox Hill Hospital wies im Gespräch mit The Epoch Times auf die durch Fehlinformationen entstandene trügerische Sicherheitswahrnehmung von Cannabis-Konsumenten hin, die zu negativen Reaktionen führt.

„In der Notaufnahme des Lenox Health Greenwich Village sind wir fast täglich mit Patienten konfrontiert, die aufgrund von Nebenwirkungen oder adversen Reaktionen auf Marihuana behandelt werden müssen“, äußerte Dr. Woods und merkte an, dass trotz der zunehmenden Legalisierung in verschiedenen Staaten die Wahrnehmung von Risiken abnimmt, während die Gefahren fortbestehen.

„Legalität impliziert nicht per se Sicherheit im Kontext des Substanzgebrauchs“, ergänzte er. „Alkohol illustriert dies treffend; jährlich sind über 140.000 Todesfälle auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen.“

Dr. Adam Scioli, der medizinische Direktor und Leiter der Psychiatrie bei den Caron Treatment Centers, betonte, dass Cannabis oft als „natürliche“ Behandlungsmöglichkeit für verschiedene Gesundheitszustände beworben wird, obwohl es keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege für seine Wirksamkeit gibt. Zudem mehren sich Hinweise, dass Cannabis den Verlauf verschiedener psychischer Erkrankungen, wie zum Beispiel posttraumatische Belastungsstörungen, schwere Depressionen und generalisierte Angststörungen, eher verschlechtern kann.

Steigerung der Cannabis-Notfälle

Die Zunahme von Notfällen im Zusammenhang mit Cannabis ist teilweise auf die gestiegene Potenz des heutigen Marihuanas zurückzuführen, erklärt Dr. Jared Pachter von Stony Brook Medicine.

Die Anwendung von Cannabis birgt Risiken, die eine Verschärfung psychischer Störungen wie Angstzustände und Depressionen einschließen kann. Es besteht zudem das Potenzial, neue psychiatrische Problematiken hervorzurufen. „Es wird angenommen, dass Marihuana bei einigen jungen Männern eine latente bipolare Störung aktivieren kann“, erläutern Josh New, klinischer Direktor bei Renewal Lodge, und Peter Piraino, Berater bei Burning Tree Ranch, einem Zentrum für langfristige Suchtbehandlung, in einer Stellungnahme. Dies impliziert, dass die Krankheit bereits vorliegt, jedoch inaktiv war – bis zur Einführung von Marihuana in das System des Betroffenen.

Trotz limitierter Forschungsergebnisse berechtigen bestimmte psychische Erkrankungen Patienten mittlerweile zum Zugang zu medizinischem Marihuana, konstatiert Dr. Woods. Dies führt zu einer unüberwachten und potenziell gefährlichen Selbstmedikation. „Dies verstärkt bei Personen mit zugrunde liegenden Angststörungen die Annahme, die Verwendung zu medizinischen Zwecken bestätige ihre Selbstmedikation“, ergänzt Dr. Woods. „Eine solche Praxis kann für die Betroffenen äußerst riskant sein.“

Nach Aussagen von Dr. Woods hängt die Therapie bei diagnostizierter Marihuana-Gebrauchsstörung von den spezifischen Umständen des Individuums ab. Bei Personen mit komorbiden Störungen kann die Behandlung der primären Erkrankung dazu beitragen, den problematischen Cannabis-Gebrauch zu reduzieren. Aktuell existieren jedoch keine spezifischen Medikamente zur direkten Behandlung der Cannabis-Gebrauchsstörung.

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und die dialektische Verhaltenstherapie (DBT), die auf der Gesprächstherapie basiert, können sich bei leichten Formen der Cannabis-Gebrauchsstörung als effektiv erweisen, so Dr. Scioli. Allerdings können mittelschwere bis schwere Fälle eine umfassendere Behandlung erfordern, einschließlich stationärer Therapieprogramme, insbesondere bei Patienten mit gleichzeitig auftretenden psychischen Erkrankungen oder cannabisinduzierten Psychosen, Delirien oder Schlafstörungen.

Gewinnmaximierung zulasten der Verbraucher

Die Legalisierung von Cannabis könnte, laut Dr. Woods, eine gesteigerte Zugänglichkeit für Jugendliche durch dessen vermehrte Präsenz in den Haushalten nach sich ziehen. Diese Problematik sei bisher nicht hinreichend adressiert worden, betonte er und zog Parallelen zu anderen lukrativen, jedoch gesellschaftlich problematischen Bereichen wie Tabak, Alkohol und Glücksspiel. Diese Branchen hätten zwar erheblichen Profit generiert, jedoch zugleich gravierende Schäden in der Bevölkerung verursacht.

„Dieser Aspekt findet kaum Beachtung“, erklärte Dr. Woods. „Das vorherrschende finanzielle Interesse dominiert und unweigerlich wird dies dazu führen, dass eine zunehmende Anzahl an Menschen mit Problemen konfrontiert wird, die eine Behandlung erforderlich machen.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „The Overlooked Mental and Physical Health Risks of Marijuana“. (deutsche Bearbeitung kr)



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