Wenn der Arzt beim Einkaufen hilft

"Shop with Your Doc" (etwa: Einkaufen mit Deinem Arzt) heißt ein Programm in den USA, bei dem Ärzte und Ernährungsspezialisten mit Patienten zum Einkaufen in Supermärkte geschickt werden. Ziel ist es zu vermitteln, was wirklich gesund ist, was nur dick macht und welche bedenklichen Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln enthalten sind.
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Was ist wirklich gesund, was macht nur dick und welche Zusatzstoffe sind drin?Foto: Joe Raedle/Getty Images
Epoch Times9. Dezember 2016

Chih-I Lee trinkt für ihr Leben gern gezuckerte Limonaden, Sara Foronda hat eine Schwäche für süße Kekse. Beide schieben ihre Einkaufswagen durch einen Supermarkt in Irvine, einer 260.000-Einwohner-Stadt rund 60 Kilometer südöstlich von Los Angeles – und treffen auf Monica Doherty, eine auf Familienmedizin spezialisierte Krankenschwester. Doherty soll sie im Auftrag eines kalifornischen Kliniknetzwerkes an ungesunden Verlockungen vorbei steuern. „Shop with Your Doc“ (etwa: Einkaufen mit Deinem Arzt) heißt das Programm, bei dem Ärzte und Ernährungsspezialisten in US-Supermärkte geschickt werden.

Mit Ernährungsirrtümern aufräumen

„Wir klären Verbraucher über gesunde Alternativen auf, um ihnen zu helfen, ihre Gesundheit zu optimieren“, sagt Doherty, die Ratschläge und Rezepte verteilt und mit Ernährungsirrtümern aufräumt. Was ist wirklich gesund, was macht nur dick und welche Zusatzstoffe sind drin? Ersetzen Sie Stampfkartoffeln durch  Blumenkohlpüree, lautet einer ihrer Ratschläge, oder trinken Sie Mineralwasser statt süßer Limonaden. In den USA sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) inzwischen 32,6 Prozent der Bevölkerung stark übergewichtig, nach einer Studie der US-Regierung sogar 36,5 Prozent.

„Fettleibigkeit hat viele Faktoren, und mangelnde Auswahl im Lebensmittelladen ist einer davon“, betont der Geschäftsführer von St. Joseph Hoag Health, Richard Afable. Der Klinikverbund organisiert die „Shop with Your Doc“-Tage seit drei Jahren, vor allem während Ferienzeiten, wenn die Leute ihre Zurückhaltung bei Dickmachern eher aufgeben. Mit Aufklärung, „fast einem Ernährungstraining“, so Afable, soll das epidemische Übergewicht indirekt bekämpft werden. Ähnliche Programme gibt es inzwischen auch in Arizona und Pennsylvania, und manche der großen Supermarktketten beschäftigen Ernährungsberater.

In Irvine beginnt der Kampf gegen das Übergewicht schon am Eingang, wo eine lächelnde Beraterin den Blutdruck misst. Während sich die Manschette um den Arm der Kunden schließt, gibt sie Ernährungsempfehlungen. Doherty ist solange in den Gängen unterwegs, ihr Kollege Jai Coutra verteilt Infotaschen mit Broschüren. „Versuchen Sie, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten: Vollkornprodukte, kein verarbeitetes Essen, weniger Zucker, Natrium vermeiden“, rät er Foronda in der Gemüseabteilung. Die 40-jährige Hausfrau und Mutter hat Angst vor Diabetes: „Es ist schwierig, weil man in den Gängen die Kekse sieht. Ich versuche, von ihnen wegzukommen, einen Apfel oder Joghurt mit Beeren zu holen“, erzählt sie. Auch Lee macht sich inzwischen Gedanken und beteuert, zumindest ihren Kindern keine Zuckerdrinks zu geben. Der 56-jährige Lagermanager Mike Keegan berichtet, dank der Tipps schaue er nun auf die Inhaltsstoffe. „Vorher habe ich das nie getan.“

Gesundes Essen teurer als verarbeitete Nahrungsmittel

Gesundes Essen ist meist teurer als verarbeitete Nahrungsmittel, vor allem in den USA, wo etwa Mais und Sojabohnen – Hauptbestandteile von Fast Food – staatlich bezuschusst werden. Für Experten ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Leute zu besserer Ernährung zu erziehen: „Wir verwechseln allzu oft bezahlbares Essen mit billigem Essen“, schreibt Mark Bittman von der Union of Concerned Scientists, einem gemeinnützigen Wissenschaftlerverband.

Langfristig müsse die Politik dafür sorgen, „dass jeder Amerikaner genug Geld hat, gutes Essen zu seinem wahren Preis zu kaufen“, glaubt der ehemalige New York Times-Kolumnist. Das würde allerdings eine tiefgreifende Landwirtschaftsreform erfordern: Subventionen müssten gestrichen und Landwirte ermutigt werden, gute Qualität zu Realkosten zu produzieren und entsprechende Preise zu verlangen. Parallel dazu sollten die Mindestlöhne erhöht werden. Zumindest in naher Zukunft scheint all dies utopisch.

(afp)



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