Die „Nicht-Beziehung“ als neuer Lebensentwurf: Weniger Verbindlichkeit geht kaum!

Eben waren es noch On-Off-Beziehungen, für die man ein Fachwort prägte, schon ist die Welt einen Schritt weiter: Die „Nicht-Beziehung“ ist in den USA in aller Munde. Und ein näherer Blick zeigt: Nicht-Beziehungen sind auch bei uns erschreckend weit verbreitet.
Titelbild
Ein Liebes-Schloss an der New Yorker Brooklyn Bridge.Foto: Spencer Platt/Getty Images
Von 2. Oktober 2016

Zwar wussten wir bisher gar nicht, wie dieses Ding heißt, aber es ist weit verbreitet. Und dank pfiffiger Menschen aus den USA hat es jetzt einen Namen: Die „Nicht-Beziehung“, auf englisch „non-relationship“.

Dabei handelt es sich um eine Beziehung, die man zwar hat, aber nicht als solche benennt. Und das nicht mal vor dem oder der Partnerin. Zwei Menschen, die miteinander Dinge tun, die durchaus sehr intim sein können, aber eben keine Beziehung. Man ist ein Paar, aber irgendwie doch nicht. Klingt verwirrend? Ist es auch.

Die Nicht-Beziehung stellt damit die Steigerung der On-Off-Beziehung und der sogenannten „offenen Beziehung“ dar, in der man behauptet, es nicht auf Treue anzulegen. Eine „Nicht-Beziehung“ ist die ultimative Steigerung der Unverbindlichkeit, denn falls man sie beenden muss, hat sie ja nicht mal existiert. Das heißt, Moment … da war doch was!

Leider geht die „Nicht-Beziehung“ meistens auf Kosten einer beteiligten Person, denn in der Hoffnung, dass aus der Sache doch noch etwas Verbindlicheres wird, findet mancher die „Nicht-Beziehung“ zunächst etwas ganz natürliches. Man muss sich ja nicht sofort festlegen. Man muss ja nicht gleich ein klärendes Gespräch führen, wie man das Zusammensein nun versteht oder definiert. Deshalb treten „Nicht-Beziehungen“ oft in der Entstehungsphase neuer Verbindungen auf. Das Problem ist nur, wenn sie sich länger hinziehen und zum Dauerzustand werden und am Ende jemand verletzt ist.

Das US-Magazin „Elite Daily“ ermittelte bereits „14 verschiedene Arten von ‚Nicht-Beziehungen‘ welche diese Generation zu akzeptieren gelernt hat“. Darunter finden sich Modelle wie:

„Wir lieben uns, aber keiner gibt es zu“,

„Die Beziehung, die nicht als solche definiert wird“,

„Gute Freunde, die manchmal miteinander ins Bett gehen“,

Intensiver Sms-Kontakt statt Begegnung in der Realität,

die „rein platonische Freundschaft“ von Menschen, die einander sehr nahe sind, aber nicht körperlich intim werden und sich deshalb nicht als romantische Verbindung verstehen … und weitere Modelle, die alle irgendwie einen Haken haben / unverbindlich / scheinbar unvollkommen sind und deshalb das Etikett bekommen: „Lass uns kein Etikett drauf kleben …“

Ein anderes Magazin gab bereits Tipps, wie man die Beziehung mit einem „Nicht-Freund“ beendet: Man solle tief durchatmen und kein schlechtes Gewissen haben – er sei ja nicht mal DER Freund. Und wer den Begriff googelt, stellt fest, dass Menschen viele Fragen zu den „non-relationships“ haben, zumal das „Daten“ in den USA schon immer eine Wissenschaft für sich war …

„Wir sollten es dringend ändern“

Das vom Zeit-Verlag herausgegebene Jugend-Website „ze.tt“ widmete der „Nicht-Beziehung“ am 27. September eine ausführliche und lesenswerte Betrachtung. Darin hieß es: „Man ist zusammen und irgendwie doch nicht. Das sagt mehr über unser Beziehungsbild als uns lieb sein kann – wir sollten es dringend ändern.“ Das Magazin kommt zu dem Schluss, dass „Nicht-Beziehungen“ gefährlich seien, weil niemand mehr Verantwortung übernimmt.

In einem aktuellen Artikel schreibt das Portal aber auch drei Gründe, warum die Ehe angeblich „ein veraltetes Konzept“ sei und liefert damit die Begründung für das nächste Ausweichmanöver, warum man einem Menschen doch besser nicht versprechen sollte, langfristig für ihn oder sie da zu sein. Die drei Thesen lauten: „Die Zweckgemeinschaft [früherer Jahrhunderte] ist tot und Romantik hält nicht“; die gestiegene Lebenserwartung „Wir leben zu lange für eine einzige Beziehung“ und drittens „Freunde ersetzen die Familie“.

Kein Wunder, dass die Angabe „Es ist kompliziert“ / „it´s complicated“ , schon zu einer Definition des „Beziehungsstatus“ in der virtuellen Welt geworden ist.



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