Wird Cannabis-Legalisierung unsere Jugend retten?

Wenn in Zeiten strengster Corona-Maßnahmen, die bekanntermaßen mit massiven Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten verbunden sind, plötzlich von einer geplanten Cannabis-Legalisierung die Rede ist, muss zu Recht aufgehorcht werden, meint Ex-Polizist und Gastautor Steffen Meltzer.
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Junge Menschen sind laut einer Umfrage für die Cannabis-Legalisierung.Foto: Oliver Berg/dpa/dpa
Von 16. Dezember 2021

Eines schönen Tages erreichte mich der Anruf einer Lehrerin, ob ich organisieren könnte, dass polizeiliche Drogenspürhunde vor den versammelten Schülern und Lehrern auf dem Schulhof einige Ausbildungselemente vorführen. „Kann ich absprechen, machen die bestimmt gern“, so meine zustimmende Antwort am Telefon.

Wir unterhielten uns noch eine kleine Weile über den möglichen Ablauf, bis die Pädagogin plötzlich stockte und mit hoher Stimme fragte: Was machen wir eigentlich, wenn einer der Hunde bei einem der Schüler Drogen feststellt? Meine Antwort war: Die Polizei ist dann von Amtswegen verpflichtet, alle strafprozessualen Maßnahmen einzuleiten.

Kurzum, das Gespräch fand ein schnelles Ende, sie hat sich nie mehr bezüglich der Suchtmittelspürhunde gemeldet. Nicht nur in Brandenburg pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass es an vielen Schulen mehr oder minder geduldete Treffpunkte gibt, an denen die Schüler in den Pausen ihre Tüten rauchen.

Dem will jetzt die Ampel-Koalition mit einer Legalisierungsinitiative Abhilfe schaffen. Raus aus dem ambivalenten Drogen-Schlamassel. Nur das könne den Kinder- und Jugendschutz betreffend Cannabis-„Konsum“ garantieren.

Ich bin kein Mediziner, und mir persönlich ist es egal, ob ein gesunder und stabiler Erwachsener zum Beispiel zweimal in der Woche irgendwo seinen Joint raucht, wenn es denn erlaubt ist. Bei der Einnahme von legalen und illegalen Drogen trifft man auf eine merkwürdige Moral: Die Kettenraucher schauen abschätzig auf die Alkoholiker und diese wiederum auf die Personen, die sich illegale Drogen antun. Dabei kann jede Art von Sucht lebensgefährlich sein und sich vorzüglich dazu eignen, sein Leben zu ruinieren oder gar einen Suizid auf Raten zu begehen.

Mit Drogen ist es im Prinzip einfach. Was erlaubt ist, darf konsumiert werden, die Menge ist individuell eigenverantwortlich festzulegen. Das ist wie mit scharfen Schusswaffen oder schnellen Autos: In den richtigen Händen richten sie keine Schäden an, in den falschen sind sie tödlich.

Immer wieder war mir selbst aufgefallen: Auch in den Schulen hat man spätestens ab dem sechsten Schuljahr mindestens einen Schüler in jeder Klasse sitzen, der als „anerkannter Experte“ Ansprechpartner für die anderen Schüler ist. Die Ahnungslosen sind hier eher die Lehrer.

Hungern oder Kiffen für die „neue Freiheit“?

Wenn in Zeiten strengster Corona-Maßnahmen, die bekanntermaßen mit massiven Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten verbunden sind, plötzlich von einer geplanten Cannabis-Legalisierung die Rede ist, muss zu Recht aufgehorcht werden. Keine Sorge! Es soll Drogen geben, die auch den Hunger gut zügeln können. „Abnehmen mit Ecstasy!“, klärte mich einst auf einer Veranstaltung eine junge Frau aus dem Hintergrund auf. Liebe Kinder, bitte nicht nachmachen!

Bündnis90/Grüne führen folgende Gründe für eine Cannabislegalisierung ins Feld:

In lizenzierten Fachgeschäften sollen an „mündige Erwachsene“ ab 18 Jahren durch geschultes Personal Mengen bis zu 30 Gramm Cannabis für den Eigenbedarf abgegeben werden. Alternativ wird es Einzelpersonen erlaubt, drei Cannabispflanzen zu besitzen. Dadurch soll die bisherige Kriminalisierung entfallen, die Polizei müsste nicht die gesamte Klaviatur der Strafprozessordnung abarbeiten.

Auch die Staatsanwaltschaft erhielte damit zusätzliche freie Ressourcen. Weil die Erwachsenen ab sofort alle brav im Cannabisshop einkaufen würden, gelänge es endlich, den Kinder- und Jugendschutz zu garantieren. Der Schwarzmarkt und die Organisierte Kriminalität (OK) für illegale Drogen wären beseitigt. Die Jugendlichen hätten keine Gelegenheit, sich illegale Drogen zu verschaffen – soweit der grüne Plan.

Es ist nicht alles schlecht, es wird trotzdem nicht funktionieren

Wir haben heute schon eine faktische Straffreiheit, wenn die Polizei „geringe Mengen zum Eigenbedarf“ feststellt, die von Bundesland zu Bundesland variiert. Man kann sogar „konsumieren“, ohne im Besitz eines Joints zu sein. Eher eine Spielwiese für wendige Advokaten.

Ob verboten oder nicht, das Leben hat die Gesetzgebung längst überholt. Ob das gut ist oder nicht, will ich nicht bewerten. Die Ärzte in den Krankenhäusern, die suchtkranke Menschen, darunter auch Opfer von Cannabismissbrauch behandeln, lasse ich hier aus Gründen des Umfangs nicht zu Wort kommen. Dennoch: Die möglichen Gefahren – zum Beispiel einer Psychose – zur Kenntnis zu nehmen, kann nicht schaden.

Es ist allerdings naiv von den Grünen anzunehmen, mit einer Legalisierung könne man den Schwarzmarkt und die OK trocken legen. Die Niederlande, in denen Cannabisprodukte seit vielen Jahren an Einheimische verkauft werden, beweisen punktgenau das Gegenteil.

Gerrit van de Kamp, der Vorsitzende der (niederländischen) Polizeigewerkschaft, nennt das organisierte Verbrechen in seiner Heimat ein „Monster, das kaum noch kontrolliert werden kann“.

Dein Körper gehört Dir!

Kommen wir zur viel gepriesenen „Drogenprävention“. Wer tatsächlich verhindern will, dass Kinder und Jugendliche nicht nur aus Neugierde, sondern zur Frustbewältigung Drogen nehmen, muss deren Gegenwart wieder lebenswert gestalten. Die Corona-Maßnahmen haben zu einem hohen Anstieg an psychischen Störungen und Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen geführt.

Die einzigen tatsächlichen Triagen gab es in den Krankenhäusern der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Cannabiserfahrung hatten im Jahr 2019 bei den 12- bis 17-jährigen Jungen 11 Prozent, bei den 18- bis 25-jährigen Mädchen 18,5 Prozent und bei den 18- bis 25-jährigen Jungen 29 Prozent. Tendenz stark steigend.

Jahrelang habe ich beruflich und in meiner Freizeit in Kinder- und Jugendschutzorganisationen den Heranwachsenden beigebracht: „Nur Du bestimmst über Deinen Körper“. Als die Corona-Krise kam, war mit einem Schlag alles dahin. Kindern musste gesagt werden, sie wären eine Gefahr für ihre Großeltern, diese könnten an Corona sterben, falls sie nicht den Anweisungen der Erwachsenen, der Schule und des Staates Folge leisteten. Kinder sollten und sollen sich impfen lassen, damit sie Erwachsene nicht gefährden, und andere Ungereimtheiten.

Eine Angst machende Sau nach der anderen wurde hysterisch in pädagogisch völlig unverantwortlicher Art und Weise durchs Dorf getrieben. So wurden selbst Kinder und Jugendliche bereits sehr frühzeitig motiviert und konditioniert, ihren dysfunktionalen Stress, ihre Ängste und Depressionen auch durch Cannabis oder andere illegale Drogen zu „kompensieren“.

Nach einem Bericht des UNO-Kinderhilfswerkes UNICEF, sind Suizide die zweithäufigste Todesursache unter den jungen Menschen in Europa. 19 Prozent der Befragten zwischen 15 und 25 Jahren fühlen sich häufig deprimiert und antriebslos. Die Beendigung der Pandemie wäre deutlich wichtiger als die Legalisierung einer Droge, die sowieso schon im Alltag präsent ist.

Über den Autor: Steffen Meltzer ist Herausgeber und Mitautor der Buchneuerscheinung, hier bestellen: „Die hysterische Republik“,   Leseauszug

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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