Ich dachte immer, das Kennedy-Attentat sei eine Verschwörung – bis ich mir vor Ort selbst ein Bild machte

Angesichts von Korruption und Vertuschung ist Skepsis an Regierungsnarrativen mehr als berechtigt. Doch ausgerechnet beim Kennedy-Attentat, mit dem viele Verschwörungstheorien ihren Anfang nahmen, hat die Regierung einmal die Wahrheit gesagt. Wo ich zu diesem Schluss gekommen bin, erfahren Sie hier. Ein Kommentar.
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Foto: Getty Images/ Illustration: Epoch Times
Von 29. November 2023

Diesen Monat jährte sich die Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy nun zum 60. Mal. Es war nicht nur ein tragisches Ereignis in der amerikanischen Geschichte, sondern auch der Beginn eines wachsenden Misstrauens gegenüber der Regierung – ein Prozess, der sich heute fortsetzt, vielleicht mehr denn je.

Eine neue Umfrage des Gallup-Beratungsunternehmens zeigt, dass zwei Drittel der amerikanischen Öffentlichkeit die Theorie ablehnen, dass Präsident Kennedy von einem Einzeltäter getötet wurde. In der Tat ist das Kennedy-Attentat am 22. November 1963 in Dallas zu einem Symbol für Regierungskorruption und Vertuschung geworden.

Die Vorstellung, dass die US-Regierung Präsident Kennedy ermordet hat, ist nicht nur weitverbreitet, sondern bildet auch Grundlage und Ausgangspunkt für weitere Verschwörungstheorien, von den Anschlägen am 11. September 2001 bis zum Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021. Wenn die Regierung einen Präsidenten ausschalten kann, ist sie zu allem fähig.

Aber war die Ermordung von Präsident Kennedy wirklich eine Verschwörung? Auch wenn eine große Mehrheit diese Ansicht vertritt, wird sie durch die Fakten nicht gestützt. Sechzig Jahre nach jenem schicksalhaften Tag in Dallas deuten alle Beweise immer noch auf Lee Harvey Oswald, nicht nur als Attentäter, sondern auch als Einzeltäter.

Ich beschäftige mich seit 35 Jahren mit dem Kennedy-Attentat. Als Kind erlebte ich dessen 25. Jahrestag, ein Ereignis, das von einer Fülle von Büchern und Dokumentarfilmen begleitet wurde. Das war meine Einführung in das Attentat. Fast alle diese Bücher und Dokumentarfilme waren auf der Seite von Verschwörungstheorien angesiedelt.

Der 25. Jahrestag des Attentats im Jahr 1988 trug dazu bei, dass sich eine regelrechte Industrie um die Theorien um das Attentat gebildet hatten. Bis heute wurden mehr als 2.000 Bücher über das Attentat veröffentlicht, begleitet von Hunderten Dokumentarfilmen. Der Höhepunkt der Bewegung kam im Jahr 1991, als Oliver Stone den Film „JFK“ herausbrachte, in dem das Attentat auf ein großes Komplott zurückgeführt wurde.

US-Senator John F. Kennedy und seine Frau Jacqueline am 27. Juni 1953 in Hyannis Port, Massachusetts Foto: Hulton Archive/Getty Images

Ich reiste im Jahr 1992 zum ersten Mal nach Dallas, weil ich den Ort des Attentats auf dem Dealey Plaza in Dallas mit eigenen Augen sehen wollte. Ich hatte Dutzende Bücher über das Attentat gelesen und war überzeugt, dass es eine Verschwörung gegeben hatte. Das änderte sich jedoch sehr schnell, als ich am Dealey Plaza angekommen war.

Die damalige Hauptverschwörungstheorie, die auch in Stones Film propagiert wurde, lautete, dass Präsident Kennedy nicht vom Texas School Book Depository (Schulbuchdepotgebäude, TSBD) aus in den Hinterkopf geschossen worden war, sondern von vorn. Der wirkliche Schütze soll sich hinter einem Zaun auf einem Grashügel am nordwestlichen Rand des Plaza befunden haben.

Ich nahm einen Shuttle-Bus vom Flughafen Dallas Fort-Worth direkt zum Dealey Plaza. Der Lattenzaun war mein erstes Ziel. Ich werde nie das mulmige Gefühl vergessen, das ich bekam, als ich die Anhöhe des Grashügels erreichte und über den Zaun spähte. Es war sofort klar, dass Präsident Kennedy nicht vom Hügel aus erschossen worden sein konnte. Der Winkel stimmte einfach nicht. Ein Schuss von der Anhöhe wäre nicht von vorn, sondern von der Seite gekommen. Mir war unwohl. Es war, als hätten mich all die Verschwörungstheoretiker mit ihren Büchern und Dokumentationen hinters Licht geführt. Die ganze Aufregung und Vorfreude auf meine Reise nach Dallas hatte sich innerhalb weniger Sekunden in Luft aufgelöst.

Anschließend besuchte ich eine Ausstellung im TSBD; dem Gebäude, wo Oswald arbeitete und von dem aus er nach Darstellung der Regierung den Präsidenten erschossen haben soll. Das war vor der Eröffnung des offiziellen Attentatsmuseums, des Sixth Floor Museum, im Jahr 2002. Bei meinem ersten Besuch in Dallas war es noch möglich, genau an dem Fenster zu sitzen, aus dem Oswald seine verhängnisvollen Kugeln abgefeuert hatte. Heutzutage ist dieser Bereich für die Öffentlichkeit gesperrt. Sobald ich im Scharfschützennest saß und aus dem Fenster schaute, wusste ich, dass es die richtige Stelle war. Alles stimmte überein. Im Gegensatz zu dem, was in den Verschwörungsbüchern stand, war es auch offensichtlich, dass es kein besonders schwieriger Schuss gewesen wäre.

Aber eine große Frage blieb noch offen. Ich wusste, dass Präsident Kennedy nicht vom Grashügel aus erschossen worden sein konnte, und ich wusste, dass der Scharfschütze am TSBD gewesen sein musste. Aber war Oswald der Schütze? Ich wusste, dass ich nichts von dem, was ich zuvor gelesen hatte, glauben konnte. Also ging ich zurück zu den Grundlagen, was im Fall des Kennedy-Attentats den Bericht der Warren-Kommission bedeutete.

Das ehemalige Texas School Book Depository Gebäude von dem Dealey Plaza aus gesehen Foto: Hans Mahncke

Der Blick von dem Grashügel hinter dem Lattenzaun Foto: Hans Mahncke

Der Warren-Bericht

Der Bericht der Warren-Kommission umfasst 888 Seiten. Die Kommission wurde von Präsident Lyndon B. Johnson eingesetzt. Präsident Johnson hatte Richter Earl Warren mit der Untersuchung des Attentats beauftragt. Der Bericht der Warren-Kommission ist ein erfrischend objektiver Bericht über die damaligen Ereignisse, im Vergleich zu modernen Regierungsberichten wie dem Mueller-Bericht über angebliche geheime Absprachen mit Russland, der mit Halbwahrheiten und falschen Darstellungen gespickt ist.

Neben dem Hauptteil des Berichts der Warren-Kommission gibt es auch eine Fülle an Anschauungsmaterial und Interviewprotokollen. Dieses Maß an Transparenz wäre heutzutage äußerst wünschenswert. Der Mueller-Bericht beispielsweise enthält kein solches Zusatzmaterial. Stattdessen bleiben Muellers Materialien, wie Interviewprotokolle, E-Mails und andere Dokumente, der Öffentlichkeit weitgehend verborgen.

Im Laufe der darauffolgenden Jahre wurden der Bericht der Warren-Kommission und seine Zusatzmaterialien zu meiner Forschungsbibel über das Attentat. Manche behaupten, dass der Bericht viele Dinge falsch wiedergibt. Dafür gibt es aber keine Beweise. Trotz des Mangels an moderner forensischer Technologie haben Warren und sein Team alles richtig gemacht.

Außerdem bedeuten die 26 Bände an Zusatzmaterial, dass wir nicht alles glauben müssen, was im Bericht steht. Stattdessen können wir mehr als 16.000 Seiten an Originalquellen einsehen. Das Studium des Berichts wurde für mich zu einer Lektion über die Bedeutung von Primärquellen.

Der New Yorker Gouverneur und republikanische Präsidentschaftskandidat Thomas E. Dewey (links) und sein Vizepräsidentschaftskandidat, der kalifornische Gouverneur Earl Warren, am 2. Juli 1948 auf Deweys Farm in Pawling, New York Foto: Al Gretz/FPG/Getty Images

Die Warren-Kommission untersuchte die Aktivitäten von Oswald in den Wochen und Monaten vor dem Attentat sehr detailliert. Diese Teile des Berichts sind von entscheidender Bedeutung, um zu verstehen, dass Oswald Präsident Kennedy getötet und er dies auf eigene Faust getan hat. Bedauerlicherweise werden viele dieser Informationen in den populären Erzählungen über das Kennedy-Attentat ausgelassen.

Ich werde oft gefragt, was mich davon überzeugt hat, dass Oswald der alleinige Schütze war. Die Antwort basiert größtenteils auf Oswalds Aktivitäten vor dem Attentat. In diesen Aktivitäten sind drei Geschichten enthalten, die zusammengenommen keinen Zweifel an Oswalds Schuld aufkommen lassen: Erstens war das Kennedy-Attentat nicht Oswalds erstes Attentat, zweitens ist da die Geschichte, wie Oswald seinen Job bei der TSBD bekam, und drittens sind da Oswalds Handlungen in den Stunden vor dem Attentat.

Attentatsversuch auf Walker

Nur sieben Monate vor dem Attentat auf Kennedy versuchte Oswald ein Attentat auf eine andere Persönlichkeit des öffentlichen Lebens: General Edwin Walker war ein prominenter Antikommunist, der ein Jahr zuvor für das Amt des Gouverneurs von Texas kandidiert hatte. Das versuchte Attentat scheiterte jedoch. Am Tag des Attentats wurde Connolly durch einen der drei von Oswald abgefeuerten Schüsse schwer verletzt.

Oswald hatte Walkers Anwesen in Dallas im Vorfeld des Attentats observiert. Er fotografierte das Haus, den Schützenstand und seinen Fluchtweg. Die Fotos wurden später von Oswalds Frau Marina der Polizei übergeben. Am Tag der Schüsse auf Walker, dem 10. April 1963, hinterließ Oswald einen Brief für Marina, in dem er ihr Anweisungen für den Fall gab, dass er getötet oder gefangen genommen würde.

Oswald schoss um 21 Uhr auf Walker, als dieser an seinem Schreibtisch saß. Die Kugel verfehlte Walkers Kopf nur um wenige Zentimeter, da sie vom Fensterrahmen abgelenkt wurde. Oswald flüchtete schnell vom Tatort. Als er zu Hause ankam, erzählte er Marina, was er getan hatte. Sie behielt es für sich, aber erst, nachdem Oswald ihr versprochen hatte, es nicht wieder zu tun. Nebenbei bemerkt: Marina war eine sowjetische Staatsbürgerin, die erst zehn Monate zuvor in die Vereinigten Staaten eingereist war. Sie sprach kaum Englisch und war völlig von Oswald abhängig.

Lee Harvey Oswald mit Ehefrau Marina Oswald in Minsk, Belarus, in den 1950er-Jahren Foto: Fotosearch/Getty Images

Die Polizei hatte keine Ahnung, dass Oswald hinter dem Attentat auf Walker steckte, bis Oswald selbst ermordet wurde. Es war Marina, die schließlich die Wahrheit zugab. Die in der Wohnung von Walker sichergestellte Kugel passte zu dem Carcano-Gewehr, mit dem Oswald sieben Monate später Präsident Kennedy erschoss. Oswald hatte das Gewehr einen Monat vor der Erschießung von Walker unter dem Decknamen „A. Hidell“ gekauft. Als Oswald nach der Erschießung Kennedys festgenommen wurde, trug er einen gefälschten Ausweis mit dem Namen „Alek Hidell“ bei sich.

Wie Oswald zu seinem Job kam

Der andere Teil von Oswalds Geschichte, der von Verschwörungstheoretikern oft verdrängt wird, ist die Frage, wie er zu seinem Job im Texas School Book Depository kam. Die Tatsache, dass Oswald diese Anstellung hatte, war für das Attentat entscheidend. Ohne den Zugang zu diesem Gebäude, das zufällig auf der Paraderoute von Präsident Kennedy lag, hätte es keine Gelegenheit gegeben, ihn zu töten.

Das Problem für jede Verschwörungstheorie ist, dass zu dem Zeitpunkt, als Oswald am 15. Oktober 1963 seinen Job beim TSBD erhielt, niemand wusste, ob, wann und wo eine Präsidentenparade stattfinden würde. Einzelheiten über die Route der Parade von Präsident Kennedy wurden erst am 16. November bekannt gegeben, also mehr als einen Monat, nachdem Oswald seine Stelle angetreten hatte.

Die Geschichte, wie Oswald seinen Job beim TSBD bekam, begann im September 1963, als ein Mann namens Buell Frazier vom TSBD eingestellt wurde. Zu dieser Zeit wohnte Frazier in der West 5th Street in Irving, einer Stadt 16 Kilometer nordwestlich von Dallas. Die Oswalds wohnten in derselben Straße wie Frazier und wurden von Ruth Paine aufgenommen, die mit den Oswalds durch ihr Interesse am Lernen der russischen Sprache Bekanntschaft schloss.

Frau Paine hatte Mitleid mit den Oswalds und bot ihnen an, sie vorübergehend bei sich aufzunehmen. Zu dieser Zeit war Oswald arbeitslos und Marina erwartete im Oktober 1963 ihr zweites Kind. Dieses Mädchen namens Audrey Marina Rachel Oswald wurde übrigens im Parkland Memorial Hospital in Dallas geboren, 33 Tage, bevor ihr Vater Präsident Kennedy erschoss. Sowohl Präsident Kennedy als auch Oswald starben im Parkland Memorial Hospital.

Am 14. Oktober tranken Ruth Paine und Marina Oswald Kaffee mit einer ihrer Nachbarinnen, Buell Fraziers Schwester Linnie Randle. Paine erwähnte, dass Oswald Probleme bei der Arbeitssuche hatte, und Randle schlug den TSBD vor, weil ihr Bruder dort gerade Arbeit gefunden hatte. Paine und Marina riefen daraufhin beim TSBD an, um sich nach offenen Stellen zu erkundigen.

Der Leiter des TSBD, Roy Truly, erklärte sich bereit, Oswald am nächsten Tag zu interviewen. Paine erzählte Oswald von der offenen Stelle und er willigte ein, zu dem Vorstellungsgespräch zu gehen. Truly stellte Oswald ein, der bereits am nächsten Tag, dem 16. Oktober, die Arbeit aufnahm. Das war 37 Tage vor dem Attentat.

Tragischerweise, so sagte Truly später aus, hatten am 16. Oktober zwei Personen ihren ersten Arbeitstag, Oswald und ein weiterer Mann. Der eine sollte in einem nahe gelegenen Lagerhaus arbeiten, der andere in der TSBD in der Elm Street. Es war reiner Zufall, dass Oswald der Verwahrstelle und nicht dem Lager zugewiesen wurde.

Das Fenster im sechsten Stock des ehemaligen Texas School Book Depository, dem heutigen Verwaltungsgebäude des Landkreises Dallas, am 48. Jahrestag der Ermordung von JFK am Dealey Plaza in Dallas, Texas, am 22. November 2011 Foto: Ronald Martinez/Getty Images

Oswalds Handlungen in den Stunden vor dem Attentat

Oswalds Handlungen in den Stunden vor dem Kennedy-Attentat sind ein weiteres Indiz, das stark auf seine Schuld hindeutet. Während seiner Anstellung im TSBD mietete Oswald ein Zimmer in einem nahe gelegenen Wohnheim. Er tat dies unter dem Decknamen „O.H. Lee“. Unter der Woche wohnte er in der Pension und kehrte nach Irving zurück, um die Wochenenden mit seiner Frau und seinen Töchtern zu verbringen, die noch im Haus von Ruth Paine lebten.

Buell Frazier fuhr Oswald jeden Freitagnachmittag nach Irving und jeden Montagmorgen zurück nach Dallas. Am Tag vor dem Attentat, dem 21. November, einem Donnerstag, bat Oswald Frazier um eine Fahrt nach Irving. Frazier sagte später aus, dass er das damals zum ersten Mal gemacht hatte. Als er Oswald fragte, warum er unter der Woche nach Irving zurückfahren müsse, sagte Oswald, er müsse Vorhangstangen für sein Zimmer in Dallas abholen.

Weder Paine noch Marina wussten, dass Oswald an diesem Tag nach Irving kommen würde. Am nächsten Morgen ließ Oswald untypischerweise seinen Ehering und seine Brieftasche mit 170 Dollar auf Marinas Kommode liegen. Weder Marina noch Paine sahen Oswald das Haus verlassen. Anders als bei dem Attentat auf Walker hinterließ Oswald keinen Brief für Marina.

Lee Harvey Oswald mit seinem Gewehr in seinem Hinterhof in der Neely Street, Dallas, Texas, im März 1963 Foto: Mit freundlicher Genehmigung Marina Oswald

Oswald ging zum Auto von Frazier, das ein paar Häuser weiter geparkt war. Randle, Fraziers Schwester sah, wie Oswald eine lange Papiertüte trug. Auch Frazier bemerkte die Papiertüte, die Oswald anschließend auf den Rücksitz von Fraziers Auto legte. Auf die Frage nach der Tüte erklärte Oswald, dass die Tüte die bereits erwähnten Vorhangstangen für sein Zimmer im Wohnheim enthielt.

Eine braune Papiertüte, die aus demselben Klebeband und Papier hergestellt wurde, welches das TSBD zum Verpacken von Schulbüchern verwendet, wurde später im Scharfschützennest gefunden. Die Tüte war 96 Zentimeter lang, zehn Zentimeter länger als Oswalds zerlegtes Carcano-Gewehr. Die Polizei fand Oswalds Fingerabdrücke sowohl auf der Papiertüte als auch auf dem Gewehr.

Das Attentat

Oswald benutzte Kartons, um sein Scharfschützennest in der südöstlichen Ecke im sechsten Stock des TSBD zu bauen. Kurz bevor Präsident Kennedy um 12.30 Uhr erschossen wurde, sahen mehrere Augenzeugen ein Gewehr, das aus dem südöstlichsten Fenster in der Ecke des sechsten Stocks ragte. Diejenigen, die den Schützen sahen, gaben die Beschreibung eines schlanken, weißen Mannes in seinen 30er-Jahren.

Oswald war zu diesem Zeitpunkt 24 Jahre alt. Aber sein schütterer Haaransatz und sein hageres Aussehen ließen ihn möglicherweise älter erscheinen. Ein Zeuge, der behauptete, den Schützen gesehen zu haben, erkannte Oswald später bei einer polizeilichen Gegenüberstellung. Mehrere von Oswalds Kollegen im TSBD gaben an, dass die Schüsse aus dem Inneren des Gebäudes kamen. Drei Männer, die sich direkt unter dem Scharfschützennest befanden, sagten, die Schüsse seien direkt über ihnen gefallen.

Nach dem Attentat verließ Oswald das TSBD und stieg in einen Bus ein, der in Richtung der Oak Cliff Nachbarschaft von Dallas fuhr, wo sich Oswalds Wohnheim befand. Der Bus blieb jedoch im Verkehr stecken und Oswald stieg in ein Taxi um. Das Taxi setzte Oswald in der Nähe der Pension in der North Beckley Avenue ab. Oswald zog sich um, schnappte sich einen Revolver und ging in Richtung Süden zum Jefferson Boulevard.

Als er die 10th Street und die Patton Avenue passierte, wurde Oswald von einem Polizeibeamten, J.D. Tippit, angehalten. Oswald schoss auf Tippit und tötete ihn. Einige fragen sich, weshalb der Polizist beschloss, Oswald anzuhalten. Die Polizei wurde jedoch aufgefordert, nach einer Person Ausschau zu halten, auf die Oswalds Beschreibung passt. Nachdem er Tippit getötet hatte, floh Oswald zum Jefferson Boulevard, wo er sich in das Texas Theater Kino schlich, ohne zu bezahlen. Im Kino wurde Oswald nach einem Handgemenge mit der Polizei festgenommen.

Der Ort, an dem J.D. Tippit von Lee Harvey Oswald ermordet wurde Foto: Hans Mahncke

Das Texas Theater Kino, in dem Lee Harvey Oswald verhaftet wurde Foto: Hans Mahncke

Ruby erschießt Oswald

Am 24. November 1963, zwei Tage nach dem Attentat, wurde Oswald erschossen, als er vom Polizeipräsidium in Dallas ins Bezirksgefängnis gebracht wurde. Der Schütze war der Nachtclubbesitzer Jack Ruby. Viele Verschwörungstheorien gehen davon aus, dass Ruby als Auftragskiller handelte, der Oswald zum Schweigen bringen sollte. Aber auch hier sprechen die Fakten gegen diese Annahme.

So wie die Erschießung von Präsident Kennedy ein opportunistischer Mord war, so war auch die Tötung von Oswald ein opportunistischer Mord. Zeugenaussagen zufolge, die Ruby am Wochenende der Ermordung Kennedys gesehen hatten, war dieser von dem Attentat stark emotional betroffen. Ruby behauptete später, er habe Oswald erschossen, um der First Lady Jacqueline Kennedy die Strapazen eines Prozesses zu ersparen.

Dass die Ermordung Oswalds nicht geplant war, geht aus der Tatsache hervor, dass Ruby um 10 Uhr morgens, als Oswald verlegt werden sollte, nicht im Polizeipräsidium von Dallas war. Stattdessen war Ruby noch zu Hause. Am Morgen des Attentats verhörte ein Postinspektor Oswald über den Kauf seines Carcano-Gewehrs im Versandhandel unter falschem Namen. Statt einer halben Stunde dauerte das Verhör schließlich fast zwei Stunden. Dadurch verzögerte sich Oswalds Überstellung.

Ruby verließ sein Haus zwischen 10.45 und 11 Uhr und ging zu einem Western-Union-Büro, wo er eine Zahlung an einen Mitarbeiter seines Nachtclubs überwies. Die Überweisung wurde mit dem Zeitstempel 11:17 Uhr versehen. Nachdem er das Western-Union-Büro verlassen hatte, begab sich Ruby zum Hauptquartier der Polizei von Dallas, das circa 100 Meter vom Western-Union-Büro entfernt lag. Ruby betrat den Keller des Polizeireviers über eine Fahrzeugrampe und erschoss Oswald um 11:21 Uhr, nur vier Minuten, nachdem er das Geld an seinen Mitarbeiter überwiesen hatte.

Nachtclubbesitzer Jack Ruby erschießt Lee Harvey Oswald, der von dem Polizeibeamten Jim Leavelle (hellbrauner Anzug) aus dem Stadtgefängnis in das Bezirksgefängnis begleitet wird Foto: Robert H. Jackson

Opportunistische Morde

Sowohl das Attentat auf Präsident Kennedy als auch das auf Oswald waren opportunistische Morde. Zwei Mörder waren zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Dies ist die einzige Schlussfolgerung, die aus den kalten, harten Fakten des Falles gezogen werden kann.

Es gibt viele Beispiele für Lügen, Täuschungen und Vertuschungen durch die US-Regierung. Um nur einige zu nennen: Es gab keine geheimen Absprachen zwischen Präsident Donald Trump und Russland, das Corona-Virus kam mit ziemlicher Sicherheit aus einem von der US-Regierung finanzierten Labor, und die Ermordung von Botschafter Christopher Stevens am 11. September 2012 in Libyen wurde nicht durch ein YouTube-Video verursacht.

Die Skepsis der Öffentlichkeit gegenüber Regierungsnarrativen ist nicht nur klug, sondern auch wohlbegründet. Die Ironie besteht darin, dass das Ereignis, das diese Skepsis ursprünglich ausgelöst hat, überhaupt keine Verschwörung war. Ausnahmsweise hat die Regierung einmal die Wahrheit gesagt.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: I Always Thought the JFK Assassination Was a Conspiracy, Then Something Changed“. (deutsche Bearbeitung nh)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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