Lieferengpässe
In Sachen Alkohol sind Spaniens Kneipen gerade oft nicht flüssig

Eine Bar in Madrid, Spanien. Symbolbild.
Foto: Pablo Blazquez Dominguez/Getty Images
Wenn deutsche Touristen derzeit auf Teneriffa oder an der Costa del Sol ihren Lieblingsdrink bestellen, kann es ihnen gut passieren, dass der Kellner bedauernd mit dem Kopf schüttelt. Denn in Spaniens Kneipen machen sich gerade die Lieferengpässe besonders stark bemerkbar. Einige der beliebtesten Spirituosenmarken sind vielerorts nicht verfügbar.
Auch das Café Comercial, eines der ältesten Cafés in Spaniens Hauptstadt Madrid, hat einige Alkoholsorten derzeit nicht im Sortiment. „Die Lieferengpässe betreffen internationale Marken, von denen wir nie gedacht hätten, dass sie eines Tages nicht erhältlich sein könnten“, sagt Raúl García, der Manager des traditionsreichen Cafés, das mit seinen Marmorsäulen und Kronleuchtern Scharen von Touristen anlockt.
Bestimmte Marken sind wichtig
García steht mit seinen Sorgen nicht allein da. Spaniens Bars und Nachtclubs haben Probleme, ihre Regale wieder aufzufüllen, nachdem die Corona-Restriktionen für das soziale Leben im Oktober völlig aufgehoben wurden.
Damit spielt sich dieses Leben, wie es in Spanien üblich ist, wieder zu einem großen Teil außerhalb der eigenen vier Wände ab – allerdings derzeit nicht immer mit den gewünschten Alkoholika.
„Die Engpässe sind kein allgemeines Problem, sie konzentrieren sich auf bestimmte Marken“, erklärt Roberto Ucelay, Manager des Urlaubsresorts Los Olivos Beach auf der Kanareninsel Teneriffa.
„Das Problem ist, dass den Leuten diese Marken sehr wichtig sind.“ Zu den Spirituosen, die sich zu knappen Gütern entwickelt haben, gehören Gin von Beefeater, Absolut Vodka und Tequila der Marke Patron.
Die Lieferengpässe hängen zusammen mit der Überforderung des weltweiten Schiffsverkehrs durch die nach der Corona-Krise gestiegene Nachfrage in China und den USA. Dies betreffe „den gesamten internationalen Handel“, hebt der spanische Verband der Spirituosenhersteller, Espirituosos España, hervor.
„Es ist ein Problem der Auslieferung“
Die Branche leidet unter einem Mangel an Flaschen und Kartons zum Abpacken der Alkoholika, aber auch an Containern, Lastwagen und Lkw-Fahrern. „Es ist kein Problem der Verfügbarkeit, es ist ein Problem der Auslieferung“, sagt ein Sprecher der französischen Unternehmensgruppe Pernod Ricard, des zweitgrößten Spirituosenherstellers weltweit.
Auch in anderen europäischen Ländern wie in Großbritannien seien einige Alkoholmarken nicht problemlos zu bekommen, führt der Konzernsprecher aus. In Spanien werde das Problem aber durch das spezifische Konsummuster des Mittelmeerlandes verstärkt.
Denn in Spanien wird fast die Hälfte das Alkohols in Bars und Restaurants verkauft, in Frankreich etwa ist es nur ein Fünftel – das meiste geht dort über die Supermarktscanner. Nachdem die Corona-Restriktionen in Spanien aufgehoben wurden, muss der Markt für den Alkoholkonsum außer Haus erst wieder in Gang kommen. Und das braucht nun einmal Zeit.
„Es gibt Alternativen“
Daniel Mettyear von der Londoner Unternehmensberatung IWSR erläutert, in Spanien sei das Liefersystem „sehr fragmentiert und umfasst viele Player“. Außerdem sei Spanien „das Land in der Welt mit den meisten Bars und Restaurants pro Einwohner“.
Während der monatelangen Corona-Restriktionen bestellten die Lokale weniger Alkohol nach, bauten ihre Bestände ab oder lösten diese gar auf. Davon müssen sich Bars und Restaurants erst noch erholen, meint Mettyear. „Sie haben noch einen weiten Weg vor sich.“
Der spanische Verband der Spirituosenhersteller sagt voraus, das Problem werde nicht lange fortbestehen. Da das Weihnachtsgeschäft bevorsteht, sind die Lokale allerdings besorgt. Ucelay vom Ferienresort Los Olivos Beach erzählt, ihm sei gesagt worden, dass es bis zur Lieferung mancher Champagner-Marken noch sechs Monate dauere. „Das ist zu lang.“
Vicente Pizcueta, Sprecher des Nachtclubverbandes Noche de España, mahnt zu Pragmatismus. Nur bestimmte Marken seien nicht lieferbar und Spanien stelle selbst einige Spirituosen her, sagt er. Wenn bestimmte Marken auch fehlten, gelte: „Es gibt Alternativen.“ (afp/dl)
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